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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ähnelte dem Geräusch, das sie schon anfangs gehört hatte, aber diesmal schien es ihr freundlich.
    Nun muß es noch lernen, daß es über diese Linie nicht gehen darf, dachte Gemma, dann reicht’s für heute. Jetzt erst fiel ihr ein, daß sie ja damit auch Toliman und die anderen überzeugen mußte, es sei das Beste, das Tier nicht zu vertreiben, sondern zu zähmen. Argumente dafür hatte sie schon, aber das wichtigste war doch der Nachweis, daß das überhaupt möglich war.
    Sie drehte sich um und ging in Richtung Raumschiff. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr, daß das Tier sich anschickte, ihr zu folgen. Drei, vier kurze Pfiffe von Rigel trieben es zurück. Gemma lächelte - immer, wenn Rigel mit ihr zusammen handelte, begriff er sehr schnell, was er tun sollte.
    Sie drehte sich um. Diesmal war das Tier nicht so weit zurückgewichen. Offenbar war sein Verhalten nicht ausschließlich von dem einen Signal bestimmt, und wenn darauf folgende andere ausblieben, registrierte es wohl, daß dieses Hauptsignal allein in dieser Umgebung nicht oder nicht ganz seine sonstige Bedeutung hatte. Der bedingte Reflex wurde schnell abgebaut, das wies auf eine hohe Lernfähigkeit hin.
    Als Gemma die gedachte Linie überschritten hatte, kam das Tier auf sie zu. Wieder hielt sie ihm eine Schote auf der flachen Hand hin, wieder nahm das Tier die Schote mit der Zunge von der Hand, diesmal aber schon aus geringerer Entfernung. Wieder drehte Gemma sich um, ging ein paar Schritte, wieder folgte das Tier, wieder pfiff Rigel, wieder ging das Tier zurück - und legte sich hin, den Hals mit ausgestrecktem Kopf flach auf den Boden gestreckt!
    Einen Augenblick war Gemma verwirrt - das Tier hatte von sich aus dem Spiel neue Momente hinzugefügt, eine kaum glaubliche Leistung!
    Doch dann erkannte sie, daß sie jetzt vor allem diese neuen Momente aufnehmen mußte, das war das wichtigste.
    Sie ging also auf das Tier zu. Beim ersten Schritt hatte sie noch keine Vorstellung, was jetzt geschehen sollte, beim letzten Schritt wußte sie es genau. Die Gedanken, Vorstellungen und Einfälle kamen ganz leicht und selbstverständlich, so, als seien sie aus umfangreichem Wissen und langer Erfahrung abgeleitet und nicht, wie in Wirklichkeit, unerhört kühne und wagemutige Gedankensprünge, riskante Folgerungen, die sich über weite Strecken ganz unbekannter Zusammenhänge hinwegsetzten.
    Wenn ich wirklich den Instinkt auslöse, der dem Jungtier zugewandt ist, dachte sie, dann ist diese jetzige Haltung eine Aufforderung, auf die es im Jungtier eine instinktive Antworthaltung geben muß. So weit, so klar. Diese Handlungskette muß aber auch einen grundlegenden Sinn haben, sonst wäre sie nicht im Instinkt festgelegt. Was also? Ernähren wohl nicht, es ist ja kein Säugetier, Oder vielleicht Transport? Möglich. Ja, dann ist die Aufforderung darauf gerichtet, das Tier zu erklettern. Wo? Am Rumpf kaum, dann brauchte es nicht den Hals auf den Boden zu legen. Also irgendwo an Hals oder Kopf. Ja, da ist eine Stelle, die fast wie ein Sattel wirkt, gleich hinter dem Kopf. Ob das alles stimmt? Ich muß es probieren. Nein, auf keinen Fall wird mir das Tier etwas tun, es kann ja so behutsam sein. Also - probieren wir’s. Mut, Mädchen!
    Sie setzte sich mit einem Schwung auf den Hals, unmittelbar hinter den Kopf des Tieres. Wenn sie jetzt ein Jungtier wäre, würde sie wohl den Hals ausstrecken und - ja, da vorn war so etwas wie eine Hautfalte, in die das Jungtier beißen konnte. Gemma streckte die Arme aus und griff mit beiden Händen fest zu. Was würde nun geschehen?
    Langsam, ganz langsam hob das Tier den Kopf; einen Meter über dem Boden verhielt es eine Weile, dann senkte es den Hals wieder. Ja, auch Jungtiere mußten offenbar erst lernen, fest zu sitzen, oder mußten langsam an die spätere Höhe gewöhnt werden.
    Das Spiel war zu Ende. Gemma stieg ab, mehr aus spielerischem Bedürfnis als aus Überlegung kraulte sie dem Tier die Hautfalte. Da schnaubte es, und wieder hatte Gemma bei aller Überraschung über diese neue Lautäußerung das sichere Gefühl, das sei ein Ton der Befriedigung.
    Jetzt erst fiel ihr ein, wie die anderen um sie gebangt haben mochten. Das machte sie zwar für den Augenblick fast ein bißchen traurig, aber da sie es nicht mehr ändern konnte, und der Anlaß zu Befürchtungen nun ja nicht mehr gegeben war, winkte sie allen zu und ging in Richtung Schiff.
    Wieder folgte ihr das Tier, aber diesmal blieb es von selbst stehen, Rigel hatte

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