Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
darin standen, was sie so lange vermißt hatten: richtige kleine Bäume, dünnstämmig die meisten, wenigstens soweit sie das von unten sehen konnten, wohl gerade so dick, daß man sie mit beiden Händen nicht mehr ganz umfassen konnte.
    Sehr groß war diese Stelle sicherlich nicht, denn das Luftbild hatte sie nur als winzigen Fleck gezeigt, aber es war doch seltsam und bedenkenswert, daß gerade hier, wo die Natur ein Stück des Tals isoliert hatte, Bäume wuchsen. Hatten Überflutungen ihren Wuchs auf der Talsohle verhindert? Aber die hätten dann wohl den ganzen Boden weggetragen.
    Gemma kam mit diesen Überlegungen nicht sehr weit, denn Rigel hatte nichts Eiligeres zu tun, als die Felswand hinaufzukraxeln. Gerade hier aber waren die drei, vier Meter, die er hätte überwinden müssen, ziemlich glatt, und er rutschte aus einer Höhe von anderthalb Metern wieder zurück. Ärgerlich sah er noch einmal den Fels an, dann musterte er sich und den leichten Schutzanzug, den er wie alle außerhalb des Schiffs trug. Doch bevor er zu einer Entscheidung kam, löste Gemma das Problem auf ihre Weise.
    Sie brachte das Biest dazu, Hals und Kopf auf den Boden zu legen, saß auf, griff in den Hautlappen, und schon hob das Biest den Kopf. Jetzt hätte sie allerdings nicht weiter gewußt, wenn das Tier selbst nicht die einfachste Lösung gefunden hätte: Es legte den Kopf auf den Rand des kleinen Kessels und ließ Gemma absteigen. Anscheinend hatte sie bisher den Gegenstand dieser Instinkthandlung noch nicht richtig oder nicht vollständig gedeutet.
    Jetzt aber stand sie erst einmal oben, und Rigel wartete unten. Ob er mit dem Biest.? Ob das Biest ihn. Nein, sie hatte mehr als einmal gespürt, welchen Respekt Rigel vor dem Tier hatte, und auch das Tier war mit den anderen nicht so vertraut wie mit ihr. Bisher war mit dem Biest alles gut gegangen, erstaunlich gut, überfordern durfte sie es aber nicht, das konnte alles gefährden.
    »Das Seil!« rief Rigel von unten.
    Natürlich! Die einfachsten Dinge vergaß sie, wenn sie über ihr Biest nachdachte. Jeder hatte ja in einer Tasche des Schutzanzugs ein dünnes, leichtes Seil. Es war wohl doch richtig, wenn man den Anzug trug.
    »Warte noch einen Augenblick!« bat Gemma. Sie wollte sich erst genau umsehen, bevor sie hier beide vielleicht etwas zerstörten, was von Bedeutung war.
    Das Fleckchen war nur etwa zehn, fünfzehn Quadratmeter groß, aber es war dicht bestanden mit diesen Bäumen, unterschiedlich alt offensichtlich, aber keiner dicker als die, die sie anfangs gesehen hatte. Ach, und Insekten schwirrten herum, der Boden war von sehr unterschiedlichen Pflanzen bedeckt, wie es aussah - alles in allem waren wohl auf diesem Fleckchen mehr verschiedene Lebewesen vertreten als in dem ganzen Tal da unten.
    Neben ihr erschien jetzt der riesige Kopf ihres Biestes, der das Laub der Bäume abweidete, und unten winkte Rigel ungeduldig - nein, sonst gab es hier nichts, was ein Betreten verhindert hätte. Sie zog das Seil heraus, knotete es um einen Stamm, er bog sich etwas unter ihrem Zug, dann warf sie das Ende hinunter, und Rigel hangelte herauf; was leichter ging, als es aussah, da sie ja hier etwas weniger wogen als auf der Erde.
    Rigel warf nur einen kurzen, abschätzenden Blick auf den Baumbestand und wandte seine Aufmerksamkeit dann dem Boden und den Seitenwänden zu.
    »Was suchst du?« fragte Gemma, der es nicht gefiel, daß Rigel mit bloßen Händen im Boden wühlte.
    »Das Wasser!« sagte Rigel. »Wo ist das Wasser? Wenn hier der ganze Untergrund aus Felsen bestehen würde, dann müßte der Boden nach dem gestrigen Guß noch mindestens feucht sein!«
    Er betrachtete sorgfältig den Rand, wo der Kessel in die Felswand des Tals überging, pustete Staub weg, wischte mit der Hand darüber. »Nichts. Keine Spuren, daß hier etwas abgeflossen ist.«
    »Vielleicht durch Felsspalten nach unten?« vermutete Gemma.
    »Na ja eben, das ist es doch!« antwortete Rigel ungeduldig, so als müsse jedem andern selbstverständlich klar sein, was er sich dachte.
    Ein heftiges Schnauben riß sie aus der Unterhaltung. Der Kopf des Biestes, das ein paar Meter weiter Bäume angeweidet hatte, war plötzlich von einer Wolke von Insekten umgeben.
    »Schnell, Visier zu und ab nach unten!« kommandierte Gemma, und Rigel gehorchte ihr blindlings - in biologischen Fragen verließ er sich lieber auf sie.
    Auch das Biest hatte schnell ein paar Sprünge rückwärts gemacht und schüttelte nun immer noch den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher