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Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
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Verschulden«, Amelia wischte seine Entschuldigung mit einer Handbewegung fort. » Wie gewöhnlich benimmt mein Vater sich reichlich unvernünftig. Und diese… Strafe ist einfach nur barbarisch. Im Lichte dieser Ereignisse ist es unausweichlich, dass wir unverzüglich heiraten.«
    Mit der Fingerspitze, die in einem Handschuh steckte, schob Clayborough den braunen Hut hoch und zog die Brauen zusammen. » Was ist mit Ihrem Vater, Ihrer Anstandsdame…?«
    Genau an der Stelle auf seiner Stirn, wo kurz zuvor der Hut gesessen hatte, standen winzige Schweißperlen. Er fragte sich, ob es klug sei, sich erneut mit ihrem Vater anzulegen. Dieser Gedanke beschäftigte ihn bereits seit Tagen. Andererseits: Was konnte Bradford ihm schon anhaben? Der Mann besaß schließlich nicht die Macht, Clayborough den Titel oder seinen Besitz wegzunehmen.
    » Miss Crawford ist heute Morgen nach Yorkshire zurückgekehrt. Gestern Abend erreichte sie die Nachricht, dass ihre Mutter erkrankt sei.« Die Verabredung mit Lord Clayborough war dadurch natürlich viel einfacher geworden.
    » Hoffentlich nichts Ernstes«, erwiderte er höflich.
    Amelia ging weiter, und Clayborough blieb an ihrer Seite. » Ich glaube nicht. Sie wird für nächste Woche zurückerwartet. Und jetzt zu unserer Hochzeitsangelegenheit…«
    » Nun…«
    » Wegen des neuen Gesetzes in Schottland bleibt uns nur Zeit bis zum Jahresende.« Ein Windstoß wehte ihre Röcke hoch. Mit beiden Händen hielt Amelia den gestreiften Musselin fest, bis der Wind nachließ.
    » Warum die Eile, wenn uns noch Zeit bleibt? Ich will sagen, ist das wirklich gescheit, wenn man die Katastrophe der vergangenen Woche bedenkt?«, fragte Clayborough verzagt.
    » Übermorgen kehre ich aufs Land zurück. Den Luxus, lange zu warten, können wir uns nicht leisten.« Amelia fragte sich, ob er überhaupt zugehört hatte. Sie sollte arbeiten! Wenn das nicht zur Eile drängte, was dann?
    Der Baron nahm den Hut ab, zog ein Taschentuch aus der Innentasche seines Jacketts und tupfte sich die Stirn ab. » Glauben Sie nicht, dass es von Vorteil wäre, wenn wir erst heiraten, nachdem Ihr Vater nach Amerika abgereist ist? Mir ist der Gedanke verhasst, der Vorfall vom letzten Mittwoch könnte sich wiederholen.«
    Amelia fasste sein Zögern als nicht hinnehmbares Anzeichen von Schwäche auf, neigte den Kopf und betrachtete ihn mit vorwurfsvoller Miene. » Nun ja, Sie müssen eben dafür sorgen, dass er uns erst nach der Zeremonie entdeckt.«
    Ein schwerer Seufzer kam ihm über die Lippen, als er das Taschentuch in die Innentasche zurücksteckte und den Hut wieder auf den Kopf drückte. » Wenn das nur so einfach wäre.«
    In allen Dingen, die ihr am wichtigsten waren, schien Clayborough das genaue Gegenteil ihres Vaters. Er würde einen wunderbaren Ehemann abgeben, aufmerksam und nichts fordernd. Er legte es nicht darauf an, um jeden Preis ein Vermögen anzuhäufen, und er hatte eine Art an sich, die ihr verriet, dass er ein fürsorglicher Vater sein würde.
    Amelia konnte nicht behaupten, dass sie sich oft über ihn geärgert hatte, seit sie ihn kannte. Deshalb behagte es ihr absolut nicht, dass er sich ausgerechnet jetzt entschloss, mit allerlei Ausflüchten und Vorbehalten anzufangen– in diesem Moment, in dem sie ihn am meisten brauchte. » Wir müssen diesmal einfach nur vorsichtiger sein. Sobald ich London erst einmal verlassen habe, wird es weitaus schwieriger werden durchzubrennen.«
    » Aber ein weiterer Versuch wäre nicht nur unbesonnen, sondern auch dumm«, entgegnete er heftig und ließ den Blick über Park und Fluss gleiten.
    Falls er befürchtete, dass jemand mithörte, musste er sich wirklich keine Sorgen machen. Denn das Wasser, das sich hier durch die Wiesen schlängelte, plätscherte laut genug, um andere Geräusche zu übertönen. Zudem wehte der Wind so, dass er ihre Worte wegtrug, und überdies war sowieso niemand in ihrer Nähe.
    Dann kam ihr eine brillante Idee. » Ich werde ihm erzählen, dass Sie mich verdorben haben.«
    Die Wachsfiguren in Madame Tussauts Kabinett könnten nicht entsetzter dreinblicken als Lord Clayborough in diesem Moment.
    » Lieber Himmel, dann müssten Sie den Witwenschleier anlegen, noch bevor wir überhaupt geheiratet haben.« Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. » Zumindest würde Ihr Vater ein paar brutale Kerle anheuern, die einen Eunuchen aus mir machen.«
    Nein, solche Niedertracht lag dem Marquess of Bradford fern. Überdies befand er Männer wie Clayborough,

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