Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
Vom Netzwerk:
nein, es war mehr ein spöttisches Grinsen– bekräftigte ihre Empfindung nur noch mehr.
    Der Marquess setzte sich in Positur. » Natürlich würde ich nichts gestatten, was die Gesellschaft als unanständig empfinden würde. Du wirst ordentlich beaufsichtigt werden, solange du dich auf Thomas’ Anwesen aufhältst. Miss Crawford und Hélène werden dich begleiten. Außerdem sind Lady Armstrong und ihre beiden jüngeren Töchter anwesend, zumindest für eine gewisse Zeit.«
    Seine Worte drangen gar nicht zu ihr durch. Es gab nur eines, was sie zweifelsfrei wusste: Keinesfalls war sie in der Lage, bei diesem Mann zu leben. Niemals.
    » Vater, es muss doch jemand anderen geben, bei dem ich diese lächerliche Strafe abarbeiten kann. Irgendjemanden.« Noch nie hatte sie um mildernde Umstände gebeten– aber diese Situation verlangte eindeutig eine Abweichung von der Regel.
    Ihr Vater schüttelte entschieden den Kopf, signalisierte, dass er nicht bereit war, sich umstimmen zu lassen. Amelia atmete tief durch und sank in ihrem Stuhl zusammen, bemerkte nicht einmal, dass der Mann neben ihr höchst zufrieden dreinschaute. Sie hätte am liebsten irgendetwas genommen und gegen die Wand geworfen, wenn sie diesem Kerl schon nicht mit dem marmornen Briefbeschwerer den Schädel einschlagen durfte. Sie bezwang sich, verschränkte die Hände im Schoß und presste die Zähne so fest aufeinander, als wolle sie sie zu Staub zermahlen.
    » Schon auf Lady Stantons Ball wussten Sie es die ganze Zeit über«, wisperte sie hitzig. Während sie seine Berührung und Nähe widerwillig ertragen musste, hatte er in der Aussicht geschwelgt, sie schon bald unter Kontrolle zu haben.
    Der Blick ihres Vaters wanderte zwischen ihnen hin und her. Seine Stirn bewölkte sich, während Armstrong keine Miene verzog. » Sie trauen mir viel zu viel zu. Ich kann mich nicht erinnern, je als Wahrsager gegolten zu haben. Nein, ich weiß es erst seit heute Morgen, als Ihr Vater mir praktisch die Zügel in die Hand gab.«
    » Zügel? Zügel! Wollen Sie mich mit einem Tier vergleichen? Etwa mit einem Pferd?« Amelia klammerte sich so fest an den Stuhl, dass die Knöchel an ihren Fingern weiß hervortraten.
    » Um Gottes willen, nein«, erwiderte er bestürzt, » ich habe Sie nicht kränken wollen. Bitte verzeihen Sie den dummen, unbedachten Vergleich. Es war keine Absicht. Man gewöhnt sich solche Reden einfach an, wenn man ein Gestüt betreibt.« Er warf dem Marquess ein bedauerndes Lächeln zu, das dieser strahlend erwiderte. Warum auch nicht? Ihm musste der junge Viscount wie der Retter in der Not erscheinen, den er vom Himmel erfleht hatte. Er würde die Ordnung wiederherstellen.
    » Du sollst wissen, dass Thomas meine Bitte anfänglich abgelehnt hat. Umso glücklicher bin ich, dass er anderen Sinnes wurde«, erklärte Lord Bradford, als käme dieser Tatsache eine besondere Bedeutung bei. Oder erwartete er etwa, dass sie seine Glücksgefühle teilte?
    Amelia wandte den Blick ab, weigerte sich, dieses süffisante Grinsen auch nur eine Sekunde länger anzuschauen. Seine Wortwahl war keineswegs ein zufälliger Ausrutscher gewesen. Und es scherte ihn auch nicht, ob sie arbeitete. Nein, bei ihm ging es einzig und allein darum, ihren Willen zu brechen, und genauso machte er es mit widerspenstigen Pferden.
    Niemals.
    » Wie schrecklich nett von ihm«, stieß sie sarkastisch hervor.
    » In drei Tagen kehren wir nach Hause zurück, und nächsten Monat gehst du dann nach Devon.«
    Sie überschlug schnell die Zeit. Insgesamt vier Monate würde sie also mit diesem widerlich arroganten Kerl verbringen müssen. Obwohl ihr Magen sich vor Aufregung verkrampfte, richtete Amelia sich auf ihrem Stuhl kerzengerade auf und blickte kampfeslustig in die Runde.
    » Amelia, wenn du nichts mehr zu sagen hast, darfst du dich verabschieden.« Mit diesen Worten pflegte ihr Vater sie stets fortzuschicken, und sobald sie aufgestanden war, widmete er sich anderen Dingen. So auch diesmal.
    Nur fort, dachte Amelia, weg aus diesem Zimmer und von diesem Mann. Doch sie bremste ihre Schritte, um nicht kopflos davonzustürzen wie ein kleines gekränktes Mädchen. Niemand sollte merken, wie sehr sie das alles kränkte. Sie fühlte sich wie ein geprügelter Hund. Just in dem Moment, als sie nach dem Türknauf griff, hörte sie seine Stimme, leise und wohlwollend, doch sie verstand es als Kriegserklärung. » Lady Amelia, ich freue mich sehr auf Ihre Ankunft im nächsten Monat.«
    Sie blieb stehen.

Weitere Kostenlose Bücher