Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
flüchtig durchs Zimmer schweifen. » Ich würde es vorziehen, stehen zu bleiben.«
Sein Gesicht rötete sich, und seine Lippen zitterten, als er wieder das Wort ergriff. » Deine letzte Verrücktheit hat mich nicht nur unzählige Stunden voller Sorge, sondern auch eine erhebliche Summe Geldes gekostet.«
Amelia war überzeugt, dass Letzteres ihn am meisten schmerzte. Der Himmel möge verhüten, dass er auch nur einen Bruchteil mehr für sie aufwenden musste als eingeplant. Dabei war sein Vermögen groß genug, um eine Königin Zeit ihres Lebens auszustaffieren, denn er kannte nur ein einziges Ziel: noch mehr anzuhäufen. Trotzdem jammerte er jedes Mal, wenn für sein einziges Kind zusätzliche Ausgaben anfielen. Dabei war sie sich ziemlich sicher, dass er seinen letzten Sixpence geben würde, um Thomas Armstrong unter die Arme zu greifen, und zwar ohne mit der Wimper zu zucken.
Harry musterte sie mit zusammengezogenen Brauen. Die Falten um seine Augen und um seinen Mund ließen seine siebenundvierzig Jahre erkennen. » Du lässt mir keine andere Wahl, als auf die einzige Weise mit dir zu verfahren, die mir noch bleibt.« Seine Stimme klang hart und streng.
Im vergangenen Jahr war sie fortgelaufen, um Mr. Cromwell zu heiraten; die Strafe hatte darin bestanden, dass ihr das Nadelgeld für ein halbes Jahr gestrichen wurde. Was mochte er jetzt im Schilde führen? Wollte er ihr das Geld für neun Monate streichen? Nein, bestimmt plante er, sie von allen fernzuhalten, die nicht zum Kreis der heiratsfähigen adligen Gentlemen von Rang und Namen gehörten. Männer, die er ihr aufhalsen wollte, um sie endlich los zu sein.
» Soll ich für immer und ewig in mein Schlafzimmer eingeschlossen werden?« Sie bemerkte seinen kalten Blick und tarnte den aufkeimenden Schmerz in ihrem Herzen, indem sie die Brauen gelangweilt hochzog.
Harry hielt inne, die Augen zusammengekniffen und die Lippen geschürzt. Sie sah ihm an, dass er sie am liebsten durchschütteln würde, bis ihr schwindelte. Als er wieder das Wort ergriff, klang er jedoch seltsam gelassen. War das die berühmte Ruhe vor dem Sturm, der sich bereits ringsum zusammenbraute. » Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Taugenichtse, für die du bedauerlicherweise eine Vorliebe zu haben scheinst, auf die Idee kommen, im Kloster nach dir zu suchen.«
2
A melia stockte der Atem. Sekundenlang befürchtete sie, von tödlicher Ohnmacht getroffen auf den exquisiten Perserteppich zu sinken.
» Aber wir gehören doch der anglikanischen Kirche an!«
» Und ich glaube, dass dieser Zeitpunkt so gut ist wie jeder andere, sich der katholischen Kirche zuzuwenden. Mir ist zu Ohren gekommen, dass den Nonnen Mittel und Wege zu Gebote stehen, einen Menschen zum Gehorsam zu bekehren.«
Grundgütiger, der Mann klang sehr ernst. » Du bist verrückt!«
Harold Bertram stieß ein humorloses Lachen aus und nahm einen letzten Schluck. Er schlenderte zum Tisch hinüber und stellte das leere Glas ab. » Ja, das bin ich wohl. Vor allem bin ich am Ende meiner Weisheit angelangt. Was soll ich nur mit dir machen? Vielleicht führt ja ein Jahr in der Obhut der Schwestern zum Erfolg. Ich jedenfalls scheine auf der ganzen Linie versagt zu haben.«
Ein ganzes Jahr! Beinahe hätte sie nach Luft geschnappt, so ungeheuerlich schien ihr die ins Auge gefasste Strafe. Nein, das konnte nicht sein. Bestimmt bluffte er nur. » Denk nur daran, was letztes Jahr geschehen ist, als du mich fortgeschickt hast«, sagte Amelia und zwang sich, eine Ruhe vorzuspiegeln, die sie gar nicht empfand.
Auch wenn er seinen elterlichen Pflichten eher nachlässig nachzukommen pflegte, musste er sich eigentlich daran erinnern können, dass ihr Aufenthalt in einem streng geführten Internat nichts als neue Schwierigkeiten heraufbeschworen hatte.
» Ich bin überzeugt, dass eine gewisse Zeit in stiller Einkehr im Moment genau das Richtige ist. Es scheint, als könne niemand anders als unser Vater im Himmel deine aufrührerische Ader zügeln. Ich begrüße es sehr, wenn er sich in Gestalt seiner Diener auf Erden dieser Aufgabe widmet.«
Amelia atmete tief durch, ohne die Panik, die tief in ihrem Innern aufkeimte, niederkämpfen zu können. » Was ist mit meiner Saison? Soll ich sie etwa verpassen, nur weil ich zu ein paar frommen Nonnen ins Kloster gesperrt werde?« Sie unterdrückte den bohrenden Schmerz in ihrem Herzen und ignorierte ihre plötzlich schweißfeuchten Handflächen.
» Was sonst sollte ich deiner Meinung nach
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