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Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
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überzeugt, dass sie eine Abwechslung sehr zu schätzen wüsste.«
    Ja, viel zu sehr. Das genau war nämlich das Problem, darin lag die Schwierigkeit. Er dachte nach. Vielleicht lag seine Mutter trotzdem gar nicht so falsch. Ein Ausflug nach London würde ihm die Gelegenheit zu einem Besuch bei Grace verschaffen. Vier Wochen ohne Sex zerrten an seinen Nerven und an seiner Stimmung.
    » Wie du wünschst«, gab er nach.
    Die Viscountess ließ den Blick ziellos durchs Zimmer schweifen. Mehrmals drehte sie sich zu ihm und öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, schloss ihn aber gleich wieder. Ihre Finger nestelten nervös an ihrem Rock herum.
    Wieder schaute sie ihn an, ohne Lächeln diesmal. » Thomas, ich habe nachgedacht…«
    Für die meisten Frauen galt, dass diese geheimnisvollen Worte an sich schon nichts Gutes bedeuteten. In Anbetracht des ernsten Tonfalls aber verhießen sie Schreckliches. Thomas schaute seine Mutter an wie ein überführter Täter, der vor seinem Richter steht.
    » Als ich mich gestern mit Amelia unterhalten habe…« Wieder ein Satz von der Liste der gefährlichsten Ausdrücke. » Also, da hat sie mich gefragt, was ich eigentlich machen will, wenn die Mädchen aus dem Haus sind. Ich muss gestehen, dass ich darauf keine Antwort wusste.«
    Thomas seufzte schwer. » Mutter…«
    » Nein, mein Lieber, ich habe gründlich nachgedacht. Seit dem Tod deines Vaters sind elf Jahre vergangen. Und ich werde auch nicht jünger.«
    » In Anbetracht deiner Schönheit und Eleganz würde jede Frau sich glücklich schätzen, die nur halb so alt ist wie du.« Und das war kein leeres Kompliment.
    Die Röte stieg ihr in die Wangen. Die Viscountess ging zu dem Beistelltischchen hinüber und nahm das kunstvoll geschnitzte Elfenbeinpferd in die Hand, das sie ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Während sie weitersprach, betrachtete sie die Figur. » Nur noch drei Jahre, bis Sarah debütiert. Und kurz darauf werde ich alleine sein.«
    Als sie ihn anschaute, bemerkte er etwas in ihrem Blick, das er noch nie zuvor gesehen hatte: die Furcht vor der Einsamkeit. Nach dem Tod seines Vaters war er Zeuge ihrer Trauer geworden, ihres Schmerzes und auch ihrer Angst. Das Gefühl von Einsamkeit hingegen hatte er nie bei ihr entdeckt. Nun ja, damals trug sie noch Verantwortung auf Jahre hinaus. Nicht nur für den Haushalt, sondern auch für drei heranwachsende beziehungsweise kleine Töchter. Und auch der Sohn war fast noch ein Junge gewesen.
    Thomas sprang aus dem Stuhl auf, war in wenigen Sekunden bei ihr, legte ihr den Arm fest um die Schulter. » Du wirst niemals einsam sein. Nicht mit all den Enkelkindern, die Missy dir zusätzlich zu den Zwillingen noch schenken wird. Damit du die lieben Kleinen verderben kannst«, spottete er und hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe. Langsam ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
    Die Viscountess lächelte zögerlich. » Ja, aber das ist nicht dasselbe. Nein, mein Lieber, es ist höchste Zeit, dass ich mir ein eigenes Leben aufbaue.«
    Thomas zog die Brauen zusammen. Was genau hatte das zu bedeuten– ein eigenes Leben? Etwa ständig Besuch einladen und sich in endlosen Stunden mit Kribbage und Whist verlieren? Irgendwie war er begriffsstutzig und brauchte ein paar Sekunden, um die Bedeutung der Worte zu verstehen.
    » Oh, Thomas, schau nicht so erschrocken drein. Man könnte auf die Idee kommen, ich hätte dir gerade eröffnet, dass ich zum Theater gehen will.«
    » Nein, nein, das ist es nicht«, beeilte er sich zu versichern. Es war nur… Nun, sie war immerhin seine Mutter. Auf der ganzen weiten Welt gab es keinen einzigen Mann, den er gut genug für sie fand.
    » Ich spreche deshalb mit dir darüber, weil ich in den nächsten zwei Monaten in Amerika vermutlich mit Mr. Wendel und Lord Bradford zusammentreffe.«
    Thomas begann zu verstehen. Derrick Wendel, Vorsitzender und Hauptaktionär der Schifffahrtsgesellschaft, an der auch er beteiligt war. Jüngst war er mit Harry Bertram nach Amerika gereist, um über den Kauf einer Stahlfabrik zu verhandeln. Ein Deal, der ihnen im Erfolgsfall womöglich eine Senkung ihrer operativen Kosten um zwanzig Prozent bescheren konnte.
    Lady Armstrong stellte das Elfenbeinpferd zurück auf den Schreibtisch. » Mr. Wendel hat gefragt, ob ich es ihm gestatten würde, mich ein- oder zweimal auszuführen.«
    Thomas kannte seinen Geschäftspartner nur zu gut und wusste ganz genau, dass dieser seine Mutter über die Maßen schätzte

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