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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Moore
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Uneingeweihte darin den Tatbestand der Misshandlung erfüllt finden könnte. Eine Häufung ausgesprochen deutlicher Striemen. Ziemlich fachkundig. Die Reitpeitsche?»
    Sarah nickte. Sie warf einen Blick über die Schulter. Seine Wangen waren rosig. Sie wusste bereits, dass ihre scharlachrot glühten, konnte die Hitze von ihrem Gesicht abstrahlen fühlen. Aber Jon am Erröten? Er war doch sicher nicht verlegen. Neidisch? Erregt?
    Er begegnete ihrem Blick. «Sie werden verblassen», sagte er und ließ ihren Rock wieder herunter.
    «Das tun sie immer», erwiderte sie. Sarah drehte sich einmal mehr zu ihm um. «Weshalb die Sorge?»
    «Ich bin um das Wohlergehen aller meiner Studenten besorgt.»
    Das saß. Eine weitere Mahnung, wie wenig sie ihm bedeutete. «Klar. Na, es ist auch nichts. Normaler Geschäftsgang.»
    Sie öffnete die Tür und trat hinaus in den Flur.
    «Sarah?» Jon zögerte.
    «Ja?»
    «Sei vorsichtig da draußen.»
    «Und ob!», sagte sie und ging davon, um Christopher umzubringen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 23
    Sarah tippte den Sauger des Babyfläschchens an ihr Handgelenk. Die Milch war warm, aber nicht heiß. Genau richtig. Der kleine Bengie hatte sein Mittagessen gehabt und gespielt. Inzwischen müsste er für eine Geschichte und ein Nickerchen bereit sein. Sie trug das Fläschchen und das von ihr ausgesuchte Märchenbuch zurück ins hellblau und gelb angestrichene Kinderzimmer.
    Er schien ganz von seinen Bauklötzen eingenommen zu sein, schaute aber bei ihrem Eintreten mit einem seligen Lächeln auf. Einmal die Faust geschwungen, und fort war der Turm, den er gebaut hatte. Er kicherte entzückt.
    «Ein lustiger Bengie», sagte Sarah. Sie ließ sich in dem übergroßen Sitzsack nieder und klopfte sich auf die Knie. «Komm, setz dich zu Mommy, dann gibt’s eine Geschichte und ein Baba.»
    «Baba!» Bengie krabbelte auf allen vieren quer durchs Zimmer und starrte sie mit der entrückten Begeisterung an, die Babys nun mal zu eigen ist.
    Veronica hatte nicht gescherzt, als sie zu Sarah meinte, diese werde die seltsamste aller ihrer bisherigen Verabredungen sein. Kein Sex, keine Züchtigung, keine schmutzigen Reden. Nur Mommy und Baby zu Hause. Küssen und Schmusen und Gehätschel und gemeinsames Spielen. Trotzdem hätte Sarah abgelehnt, wäre ihr nicht von Veronica versichert worden, dass dieser frühreife Knirps zwar noch den Spracherwerb vor sich haben mochte, aber schon ganz allein aufs Töpfchen ginge.
    So weit, so gut. Die erste Stunde vielleicht hatte sie gnadenlos aus dem Stegreif geschöpft und war dankbar für die Wochen gewesen, die ihr Kurs in Improvisation damit verbracht hatte, den inneren Clown zu entdecken. Immerhin half es ihr, sich spielerisch zu geben. Den Rest hatte sie sich aus dem Fernsehen und von Filmmuttis abgeschaut, die ihr als Kind gefallen hatten: ein bisschen von der Mom in E.T. , ein Quentchen Mrs. Potts und eine ganze Menge von Bambis Mutter. Mit der Zeit hatte sie sich in ihrer Rolle eingerichtet, entspannte sich zusehends und war dann in der Lage, in übertriebener Weise sich selbst zu spielen.
    Es war nicht leicht gewesen, sich an diesen großen Säugling zu gewöhnen. Er war um die dreißig und rundlich genug, um sein Kindergesicht und kleines Bäuchlein zu behalten, aber nicht dick. Im Großen und Ganzen noch immer jung, jung genug jedenfalls, um das hier hinter sich zu lassen und eine echte Beziehung zu haben.
    Sarah erwiderte seine Zuneigung mit ihrem eigenen innig liebenden Blick und tat ihr Bestes, diesem Jumbo-Wonneproppen Muttergefühle zu übermitteln. «Komm rauf.» Sie klopfte sich auf die Knie. Bengie kletterte auf den Sitzsack und schmiegte den Kopf in ihre Armbeuge. Zum Glück wurde ihr Arm von Styroporkugeln abgestützt. Sein Übriges erstreckte sich über das Ende des Sacks und einen Futon auf dem Fußboden. Alles in allem war dieser Schlummerbereich für beide überraschend bequem. Sogar gemütlich. Sie zog ihm die Schmusedecke über den Matrosenanzug, in den sie ihn nach seinem Mittagessen gesteckt hatte, und stellte das Märchenbuch aufrecht auf seine Brust.
    «Es war einmal …», fing sie an.
    «Baba!» Bengie schaute äußerst grimmig drein.
    «Armes Baby!» Sarah bedeckte seine Pausbacken mit Küssen. Er strahlte. Sie schob ihm den Sauger in den Mund. Er griff mit beiden großen Händen nach seiner Baba und nuckelte zufrieden.
    «Es war einmal …», setzte sie wieder an. Tatsächlich konnte sie sich nicht erinnern, jemals von ihrer Mutter

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