Lektionen (German Edition)
deiner artigsten Seite. Ist wichtig.»
«Ich werde très kultiviert sein, Sarah. Versprochen.»
«Und achte auf deine große Fresse.»
«Werde ganz brav sein. Jetzt komm, lass uns deinen Kleiderschrank plündern. Hast du High Heels?»
Der Nachmittag war fast vorüber, als Donna endlich ihre Auswahl traf. Sie drehte sich vor dem großen Spiegel in Sarahs Zimmer. «Gott, wie ich Seide liebe», verkündete sie. «Sie atmet so herrlich, findest du nicht?»
«Tja», brummelte Sarah. Ihre Schwester hatte ein Auge für Edles, das musste sie ihr lassen. Donna hatte alles durchstöbert, was Sarah zu bieten gehabt hatte, und abgelehnt, bis sie auf Sarahs bestes kleines Schwarzes gestoßen war. Natürlich saß es wie angegossen. Schweren Herzens trennte sich Sarah davon.
«So ein hübscher Ausschnitt», gurrte Donna. «Hast du irgendwas an Schmuck?»
«Nein», erwiderte Sarah knapp. «Du brauchst keinen zu dem Kleid», setzte sie rasch hinzu.
Donna grinste Sarah boshaft an. «Ich weiß nicht. Vielleicht Perlen? Immerhin muss ich ja zu den Dozentenfrauen passen, oder?»
«David gehört nicht zum Lehrkörper, noch nicht. Und du bist nicht seine Frau. Aber ich verstehe deinen Einwand.» Widerwillig langte Sarah nach ihrem Schmuckkästchen.
Es klopfte an der Tür, und gleich darauf ging sie auf. Nancy trat ein. Sie war mit eingeschweißter Bekleidung beladen. «Wo willst du das hinhaben?», blaffte sie.
«Wie bist du ohne Klingeln reingekommen?» Sarahs Stimme war schrill vor Bestürzung. Sie beeilte sich, nach den Kleidern zu greifen, aber Donna war schneller. Donna hängte sie an einen Haken an der Tür und riss die Folie herunter.
«Was ist denn das für eine Uniform?» Sie hielt eine blaukarierte Schürze hoch.
«Wir arbeiten auf einem Kostümball», erklärte Sarah. «Danke», meinte sie zu Nancy und versuchte, sie wieder zur Tür hinauszudrängen. «Bis später.»
Nancy beachtete sie gar nicht. Sie setzte sich und zerrte sich die Stiefel von den Füßen. «Herrje, ist das kalt draußen. Haste irgendwas zu trinken da?»
«Nein.»
«Rum ist da», meinte Donna. Sie öffnete den Schrank über Sarahs Schreibtisch. «Oh! Auch Gin und Wodka. Sogar etwas Wermut. Magst du einen Martini?»
«Das wäre toll», antwortete Nancy. Sie grinste Sarah hinterlistig an. «Willst du mir denn deine Freundin nicht vorstellen?»
«Ich bin Donna, Sarahs Schwester», rief Donna über ihre Schulter, während sie die Martini-Zutaten auf Sarahs Schreibtisch zusammenstellte.
«Ich bin Nancy. Deine Schwester und ich arbeiten für dieselbe Agentur. Hat sie dir erzählt, dass sie ein Ca-»
«Caterer!» Sarah schrie geradezu dazwischen. «Wir sind Caterer.»
« Klasse Caterer», meinte Nancy. «Siehst hübsch aus», wandte sie sich an Donna. «Besondere Verabredung heute Abend?»
«So ähnlich. Da Sarah heute Abend arbeitet, gehe ich an ihrer Stelle mit David aus. Wir essen im Dozentenklub zu Abend.»
«Du hast mir gar nicht erzählt, dass David Professor ist, Sarah», wunderte sich Nancy.
«Ist er auch nicht.» Tatsächlich hatte Sarah Nancy überhaupt nichts aus ihrem Privatleben erzählt. «Donna, verschütte um Himmels willen keinen Schnaps auf meinem Laptop.»
«Ich pass gut auf», erwiderte Donna. Sie schenkte Sarah einen fragenden Blick. «Entspann dich.»
Entspannen? Beinahe hätte Sarah laut losgelacht. Sie fühlte sich größer werden wie Alice im Wunderland, nachdem sie die falsche Pille genommen hat, oder genauer vielleicht wie der Unglaubliche Hulk, wenn er vor Zorn zum grünen Riesen anwächst.
«Wie bist du reingekommen?», wiederholte Sarah die Frage, die sie Nancy schon mal gestellt hatte.
«Was ist denn dabei? Veronica hat mir keine Zimmernummer gegeben, und ich weiß deinen Nachnamen nicht –»
«Meadows», sprang Donna ein.
«– also hab ich angeklopft, und eine nette Dame hat mich reingelassen und raufgeschickt. Du willst doch dein Kostüm für heute Abend haben, oder?»
Sarah nickte. Sie nahm das von ihrer Schwester angebotene Glas und trank einen tüchtigen Schluck. «Und was ist das Thema?»
«Der Zauberer von Oz» , erwiderte Nancy. «Oh. Die wirst du brauchen.» Sie wühlte in ihrer Tasche herum und zog ein bezauberndes Paar paillettenbesetzte flache Schuhe hervor. «Du bist Dorothy», sagte sie.
«Die rubinroten Zauberschuhe! O wie süß», quietschte Donna. «Wer wirst du sein, Nancy?»
«Die Hexe.» Nancy nippte an ihrem Martini.
«Das wird eine Menge grüne Farbe brauchen», bemerkte
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