Lektionen (German Edition)
‹Gentlemen›?»
«Tausende. Zehntausende. Es gibt Websites, die sich dieser Marotte widmen, und Zeitschriften. Es gibt sogar Rauchpornos, in denen vollständig bekleidete Mädchen einfach nur drauflosqualmen, weiter nichts.»
«Du scherzt wohl.»
Veronica schüttelte den Kopf. «Nein, tue ich nicht. Hier geht’s um Geld, und darüber scherze ich nie.»
Sarah nahm eine der Zigaretten aus dem Kasten und schnupperte daran. «Bloß Tabak? Die hier enthalten keine verbotenen Substanzen, oder? Ich würde höchst ungern in einem vietnamesischen Bordell aufwachen.»
«Sie sind ungefährlich, soweit es Zigaretten sein können. Ich lege dir nicht nahe, dass du sie dir angewöhnen sollst. Die hier wären für das Treffen und mehr nicht.»
«Erzähl mir bitte Genaueres.»
«Wenn es um Fetische geht, muss sich ein Mädchen auf die Feinheiten verstehen. Beim Rauchfetisch sind seine Anhänger sehr eigen. Es ist nicht bloß das Rauchen, worauf sie aus sind, sondern der Stil des Rauchens, was sie rauchen, was sie tragen, wie sie sich verhalten und so weiter.»
«Arme Teufel.»
«Warum sagst du das?»
«Wenn ein Kerl eine will, die raucht, und zwar eine bestimmte Marke, und sie muss sich anziehen, aussehen und verhalten … Was hat er für Aussichten, auf das richtige und dazu noch willige Mädchen zu treffen?»
Veronicas Lächeln hatte etwas von einem Raubtier. «Genau. Deshalb bezahlen die Reichen reichlich für eine Zusammenkunft mit ihren unmöglichen Träumen. Glaubst du, diese Rolle spielen zu können, Sarah?»
«Doppelter Lohn? Gib mir ein bisschen Zeit, mehr über diese Marotte herauszufinden, dann könnte ich das sicher.» Sarah machte eine nachdenkliche Pause. «Veronica, wenn ich Zeit mit Recherche verbringe und der Kunde derart besessen ist, dann sag ihm doch vielleicht einfach, für das Dreifache unserer üblichen Vergütung versprechen wir ihm das Rauchersexerlebnis schlechthin.»
«Du meinst, diese Garantie einlösen zu können?»
«Das möchte ich wetten.»
Veronica zog ein halbes Dutzend Zeitschriften und zwei DVDs aus ihrer Schreibtischschublade. «Sehr schön, hier wäre dann ein Ansatzpunkt für deine Recherche. Die Zeitschriften gehören ihm. Er will sie zurückhaben. Er hat die Fotos markiert, die ihn am meisten anmachen. Das sollte dir eine Hilfe sein.» Sie schob Sarah den Kasten mit Zigaretten zu. «Von denen möchte er, dass du sie rauchst. In einem muss ich dich aber warnen.»
«Wobei?»
«Falls du im Netz recherchierst, dann sieh zu, dass deine Virenscanner und so weiter auf dem neuesten Stand sind. Manche der Rauchfetisch-Netzseiten sind verseucht.»
«Ich verspreche, vorsichtig zu sein.»
Am selben Abend noch zog Sarah ihren kleinen Schreibtisch an eins ihrer beiden schmalen Fenster, öffnete es bis zum Anschlag, schob eine DVD in ihren Laptop, zündete sich eine der langen Zigaretten an und nahm ihren Kuli in die Hand. Neben dem Stapel Zeitschriften lag ein gelber Notizblock. Sie hatte sich eine ausführliche Recherche vorgenommen. Zum Ende der Woche wollte sie die Idealfrau eines Rauchfetischisten geworden sein. Zum ersten Mal war sie für ein Treffen ihrer Raffinesse statt ihrer Unschuld wegen ausgesucht worden. Das war sehr befriedigend.
Zwei Tage später verbrachte sie acht volle Stunden vor ihrem Spiegel und übte. Drei Tage danach durchforstete sie die besseren Hotels auf der Suche nach genau dem richtigen Schauplatz. Am Ende der Woche überreichte sie Veronica einen bedruckten Bogen Papier.
«Sag ihm, er müsse diese Anweisungen buchstabengetreu befolgen.»
Veronica überflog die Seite. «Glaubst du, er spielt mit?»
«Er ist Fetischist und wird nicht widerstehen können. Sein Schwanz wird es nicht zulassen.»
«Deine Einstellung gefällt mir, Sarah. Kann ich sonst noch was für dich tun?»
«Die Garderobe ist wichtig. Ebenso sind es Haar und Schminke. Kann ich mir etwas aus der Kleiderkammer borgen?»
«Craig wird sich dort um dich kümmern. Und wegen Frisur und Make-up werde ich Carlo für dich buchen.»
«Ich werde eine Perücke brauchen, eine mit langen glatten blonden Haaren.»
«Carlo hat Perücken. Noch etwas?»
«Das Hotelzimmer stellst du dem Kunden in Rechnung?»
«Selbstverständlich.»
Eine Stunde vor der vereinbarten Zeit fand sich Sarah in dem von ihr bestellten Hotelzimmer ein. Es hatte kein Bett, nur zwei übergroße lederne Klubsessel und ein passendes Vierersofa, jeweils mit eigenem Beistelltisch. Sarah nahm ihre Bühnenerfahrung zu Hilfe, um
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