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Lelord, Francois

Lelord, Francois

Titel: Lelord, Francois Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hector
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abhandenkommt, aber das alles hier
finde ich nicht mehr lustig. Wenn du es genau wissen willst - dein Kopf
rangiert hinter dem von Brice, blaue Augen stehen halt höher im Kurs. Aber du
würdest vor Maria-Lucia drankommen; die finden sie nämlich überhaupt nicht
interessant, sie ist eben unübersehbar auch Asiatin.«
    »Also
sollten wir abreisen und die Lady im Dschungel zurücklassen?«
    »Nein,
aber Edouard muss sich bald entscheiden.«
    »Und dann
sollen eben andere leiden und sterben?«
    »Er hat
schon viel geholfen. Er könnte doch aushandeln, dass er nicht das ganze Geld
zurückgibt. Findet Brice jedenfalls.«
    Ohne zu
wissen, weshalb, ärgerte es Hector, dass Valerie eine Idee von Brice anführte.
Wo steckte der eigentlich? Er schlief, wie Valerie ihm erklärte.
    »Na
schön«, sagte Hector, »du kennst doch Journalisten, oder?«
    So war es.
Im Laufe ihrer zahlreichen Reisen hatte Valerie sich mit mehreren Reportern
angefreundet, die Experten für diese Weltgegend waren. Darunter waren auch die
ständigen Korrespondenten einiger großer Zeitungen.
    Valerie
und Hector gingen zusammen zu Edouard, und dann machten sie sich zu dritt auf
den Weg zum Satellitentelefon. Hector dachte, man könne der Welt nur wünschen,
dass sie wieder sentosa fand und sich sogar daran
gewöhnte, mit weniger auszukommen als heute, aber er sagte sich auch, dass er
jederzeit auf die Straße gehen würde, um zwei Errungenschaften zu verteidigen,
die ihm fürs Glücklichsein unverzichtbar zu sein schienen: ein
Gesundheitssystem, das allen offenstand, und die Pressefreiheit.
    Auch
Valerie fand seine Idee vortrefflich.
    Das
bestätigte sich, als der Journalist akzeptierte, die Namen des Generals und
der Minister nicht genannt zu bekommen. Das Damoklesschwert der Enthüllung war
die Abschreckungswaffe, mit der Hector und seine Freunde sich schützen
wollten. Aber für eine Veröffentlichung bestand man zumindest auf Edouards
Namen (der nicht sofort preisgegeben würde) und dem Namen der Bank (der
allerdings von Anfang an publik gemacht werden sollte).
    Diese
Informationen, verbürgt durch den Hauptakteur und durch Valerie, der der
Journalist vertraute, führten zu dem von Hector erhofften Ergebnis: Schon am
Folgetag würde ein Artikel in einer großen europäischen Tageszeitung erscheinen,
der natürlich in den Botschaften der betroffenen Länder gelesen werden würde.
Darin stünde, dass der Trader einer Bank, die den Reichen der ganzen Welt
wohlbekannt war, mit einer beträchtlichen Summe verschwunden war und dass es
sich um Gelder handelte, die aus der Korruptheit von ranghohen Führungskräften
zweier Staaten dieser Region herrührten. Das würde eine Menge Leute
aufschrecken, und einige von ihnen würden überaus ängstlich auf den
Folgeartikel warten, der detailliertere Informationen liefern sollte. Hector,
Valerie und Edouard fanden alle drei, dass die Sache ein gutes Druckmittel für
Verhandlungen war.
    »Hinterher
könnte ich ihnen immer noch einen kleinen Bonus gewähren, um guten Willen zu
beweisen«, sagte Edouard. »Vielleicht einen Teil der ehrlich erworbenen Zinsen,
die ihr unehrlich erworbenes Geld erbracht hat.«
    »Weil du
mit diesem Geld noch mehr Geld verdient hast?!«
    »Na klar,
das ist schließlich mein Job! Und weil sie ja nicht gerade richtige Kunden
sind, bin ich ziemliche Risiken eingegangen, und siehe da, es hat sich
gelohnt...«
    Dieser
Gedanke machte ihn ganz vergnügt, und Hector hatte fast das Gefühl, dem alten
Edouard gegenüberzustehen. Vielleicht würde das seinen Freund ja dazu
verleiten, ein bisschen mehr zu essen?
    Gleichzeitig
aber würde die Veröffentlichung des Artikels Edouard unwiederbringlich dazu
verdammen, sein restliches Leben auf der Flucht zu sein ...
    Aber das
war für ihn offensichtlich kein großes Opfer.
    »Dann
werde ich mich noch besser von allen Dingen lösen können«, meinte er, und
Hector besann sich auf seine Beobachtung Nr. 2: Ein wahrer
Freund ist bereit, Opfer für dich zu bringen oder sich deinetwegen sogar in
Gefahr zu begeben.
     
    Hector kann nicht verzeihen
     
    Hector fand
Brice schlafend vor. Seit ihrer Ankunft hatte sein Kollege dem Palmwein
überreichlich zugesprochen - jener Flüssigkeit, die direkt aus den Palmwedeln
rinnt, wenn man sie im milden Licht des späten Nachmittags oben an der Spitze
des Baumes abschneidet. Ihr milchiges Aussehen und der etwas säuerliche,
prickelnde Geschmack hatten Hector an Makgeolli erinnert und Brice
wahrscheinlich an seinen

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