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Lelord, Francois

Lelord, Francois

Titel: Lelord, Francois Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hector
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vielleicht mit Toten, und das könnte einen Krieg
auslösen. Deshalb möchte er lieber mit dem Anführer der Varak verhandeln.«
    »Und von
deinem Geld nimmt er ein bisschen was als Geschenk mit, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich.«
    Der
Anführer der Varak war vermutlich nicht ganz so gierig wie der General. Aber
würde er sich mit einem derart mächtigen Vertreter der Zentralregierung
anlegen?
    »Wie lange
könnte das alles dauern?«
    »Für den
Hinweg braucht er mindestens zwei Tage. Dann die Verhandlungen, der Rückweg ...
Keine Woche.«
    »Und per
Satellitentelefon?«
    »Solche
Verhandlungen führt man nicht telefonisch.«
    Maria-Lucia
sagte mit sanfter Stimme: »Aber wir können sie ...« Sie hatte seit Beginn der
Beratung noch kein Wort gesprochen, und nun richteten sich alle Blicke auf
sie. »Wir können sie doch nicht einfach dort lassen ... eine Woche lang!«
    Hector war
ganz ihrer Meinung. Schon vor der Entführung war es der Lady außerordentlich schlecht
gegangen, und Hec tor zweifelte sehr daran, dass eine Gefangenschaft
im Dschungel ihr emotionales Chaos beruhigen würde. Als er fortgegangen war,
hatte er Leutnant Ardanarinja gewarnt, dass er ihr mit der Lady eine
entsicherte Handgranate zurücklasse.
    »In meinem
Dorf hat man die Verrückten irgendwo festgebunden«, war ihre knappe Antwort
gewesen.
    »Ich
könnte ja zu ihr gehen«, schlug Maria-Lucia vor. »Mit mir wäre sie weniger
allein.«
    Und Hector
fragte sich, ob das Freundschaft war. Maria-Lucia war die Angestellte der Lady,
sie musste ihre Launen ertragen und kannte ihre Schwächen, und dennoch schien
sie ihr Leben so sehr dem Ziel geweiht zu haben, die Lady zu beschützen, dass
sie sogar als Geisel zu einem Söldnertrupp gegangen wäre, über den sie nichts
wusste. Er sagte sich, dass die Menschheit wahrscheinlich nie überlebt hätte,
wenn es nicht in jeder Generation einen beachtlichen Prozentsatz von Personen
gegeben hätte, die diese Fähigkeit besaßen, sich für andere aufzuopfern. Aber
er fürchtete auch, dass Leutnant Ardanarinja das Erscheinen von Maria-Lucia
nicht akzeptieren würde. Ihr Druckmittel lag doch darin, dass sie die Lady so
heftig wie möglich leiden lassen konnte - ganz abgesehen davon, dass sie
Maria-Lucias Ankunft vielleicht als Falle deuten würde, mit der ihr
Aufenthaltsort ermittelt werden sollte. Hector jedenfalls war mit verbundenen
Augen geführt worden, bis das Dorf in Sichtweite gewesen war ...
    »Könnten
wir mal ganz in Ruhe miteinander reden?«, sagte Hector zu Edouard. Er wollte
nämlich genau das versuchen, wofür Leutnant Ardanarinja ihn freigelassen hatte
- seinen Freund überzeugen.
    Und noch
eine andere Frage ging ihm wieder und wieder durch den Sinn: Wie hatte Leutnant
Ardanarinja sie eigentlich ausfindig machen können?
     
    Hector beherrscht sich
     
    »Edouard, die Lady wäre sicher glücklich, dich bei deiner
Hilfe für all diese Menschen zu unterstützen. Sie ist mindestens so reich wie
der General.«
    »Ich
möchte nicht von ihr abhängig sein.«
    »Leben
Mönche denn nicht von Spenden?«
    »Ich bin
kein Mönch.«
    »Ich
dachte, das wäre das buddhistische Lebensideal?«
    »Für mich
ist es nicht der richtige Zustand. Buddha hat gesagt, dass jeder seinen
eigenen Weg finden muss.«
    »Ist dir
ihr Schicksal denn ganz egal?«
    »Nein,
aber ich habe doch schon gesagt, dass zu viele andere Menschen leiden würden,
wenn ich das Geld zurückgäbe.«
    »Aber
nicht, wenn die Lady dir hilft...«
    »Nein, sie
wird mir nicht helfen können. Vor dem Gesetz bin ich ein Dieb. Allenfalls
könnte sie den Leuten helfen, denen ich helfe.«
    »Siehst
du, es gibt also doch einen Ausweg.«
    »Aber
dafür ist es zu spät. Der General wird keine Ruhe geben, auch wenn er das Geld
zurückbekommt. Ich werde fortgehen müssen. Er wird weiterhin versuchen,
Anführer der Varak auf seine Seite zu ziehen, und Deals mit ihnen zu machen,
um meinen Kopf zu bekommen. Wenn ich hierbleibe, bringe ich alle diese Dörfer
in Gefahr.«
    Natürlich
hatte er recht. Sein Fortgang würde aber auch das Ende von Idwa bedeuten, und
vielleicht würde Edouard sogar wieder anfangen zu essen.
    »Ihr
hättet niemals kommen sollen«, sagte Edouard. »Hatte ich dir nicht geschrieben,
dass du auf mich warten sollst? Euretwegen ist alles hin!«
    »Edouard,
du hast uns deine Elefanten geschickt...«
    »Ja, aber
nur, weil ich wusste, dass ihr sowieso schon ganz in meiner Nähe wart! Ich habe
der Versuchung, meine Freunde zu sehen, nicht

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