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Lelord, Francois

Lelord, Francois

Titel: Lelord, Francois Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hector
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Bannformeln gegen bösen Zauber klang.
    Er hätte
selbst gern solche Beschwörungen ausgestoßen. Mit dem Satellitentelefon hatte
er bei Clara anrufen können, um ihr mitzuteilen, dass selbstverständlich alles
in Ordnung sei, dass Edouard sich über das Wiedersehen außerordentlich freue
und dass sie in wenigen Tagen wohl wieder zurück am Drehort sein würden. Nach
einigen Sekunden merkte er, wie still Clara war. Und dann, dass sie weinte. Und
am Ende erzählte sie ihm von dem Besucher, der zu ihnen ins Haus gekommen
war. Nach der Beschreibung erkannte Hector den Mann sofort - ein Blick, der
einem Angst einflößte. Petit Hector war im Flur noch an ihm vorbeigegangen,
und der Mann hatte Nestor, dem kleinen Hund, den Kopf gekrault, und dann hatte
er Clara angeschaut und gesagt: »Sehr niedlich, die beiden. Was für ein Glück
Sie haben ...« Und dann war er gegangen.
    Während
Hector Mordgelüste überkamen, erklärte er Clara mit ruhiger Stimme, dass sie
recht daran getan hatte, die Informationen zu liefern; es sei das einzig
vernünftige Verhalten gewesen, und sowieso hätten er und seine Freunde hier
nichts zu befürchten, schließlich seien sie umgeben von einer Armee aus wilden
Varak Lao, die Edouard wie einen Gott verehrten.
    »Komm
zurück«, sagte Clara.
    Sie hatte
ihn die Reise überhaupt erst antreten lassen, aber nun verlangte sie seine
Rückkehr.

Noch immer
vor Zorn kochend, marschierte er schnurstracks zu Edouards Hütte. Idwa saß am
Fenster und meditierte vor dem höchsten Berggipfel.
    Dieser
Anblick brachte Hector vollends in Rage. »He«, sagte er, »jetzt komm verdammt
noch mal wieder auf den Teppich zurück! Wem außer dem General hast du noch
Geld geklaut?«
    Wie bei
ihrer ersten Begegnung schaute ihn Edouard einige Sekunden lang an, ohne ihn
wirklich zu sehen. Dann fragte er erstaunt: »Bist du wütend?«
    »Ja. Deine
guten Werke ziehen einen ganzen Rattenschwanz von schlimmen Dingen nach sich.
Da steckt jede Menge mieses Karma drin, das kannst du mir glauben.«
    Er war
selbst überrascht, dass er, um Edouard zu verletzen, das buddhistische
Vokabular bewusst parodierte. Aber sein Freund bewahrte die Ruhe. »Sag mir, was
passiert ist.«
    Hector
erzählte, von wem Clara Besuch bekommen hatte und was Leutnant Ardanarinja über
diesen Mann gesagt hatte.
    »Das tut
mir schrecklich leid«, sagte Edouard.
    »Also,
wessen Kohle hast du noch beiseitegeschafft?«
    Edouard
erklärte es ihm. Es handelte sich um zwei Minister einer Sozialistischen und
Demokratischen Republik, die fanden, dass für die verdienstvollsten Mitglieder
der Partei auch der Kapitalismus seine Reize hatte.
    »Da die
Investitionen des Auslands jedes Jahr wachsen, bekommen sie geheime
Provisionen in so unverschämten Größenordnungen, dass sie das Geld außer
Landes schaffen müssen. Für die Banken hat sich das zu einem neuen Markt
entwickelt.«
    Nun war
klar, weshalb auch diese Leute keine Strafanzeige stellen konnten.
    »Entschuldige
bitte wegen vorhin«, meinte Edouard. »Wegen vorhin?«
    »Ja, als
ich mich so über euch aufgeregt habe. Und als ich dir gesagt habe, du hättest
nicht die geringste spirituelle Dimension.«
    »Weißt du,
das stimmt vielleicht sogar«, sagte Hector.
    »Es steht
mir nicht zu, darüber zu urteilen. Und erst recht nicht, wenn ich wütend bin.«
    »Ich
verstehe deinen Zorn doch«, sagte Hector. »Deine ganze Welt droht
zusammenzukrachen ...«
    »Ja«,
meinte Edouard, »aber trotzdem tut es mir leid.«
     
    Beobachtung
Nr. 18: Ein Freund ist jemand, der dich um Entschuldigung bitten kann.
     
    Hector hat eine Idee
     
    Sie waren wieder ganz versöhnt, als Hector eine Idee
hatte. Edouard und Idwa fanden sie eher gut. Und dann ließ Hector seinen Freund
in Ruhe meditieren und machte sich auf die Suche nach Valerie.
    Er
entdeckte sie zwischen den Pfählen eines Hauses, wo sie mit zwei jungen Frauen
saß und mit einem Knirps, der fasziniert mit ihren blonden Haaren spielte.
    Als der
kleine Junge Hector näher kommen sah, zog er sich sofort zurück, die jungen
Frauen standen auf, und alle drei gingen davon.
    »Also
wirklich - von dir mal abgesehen, sind wir hier nicht mehr besonders
beliebt...«
    »Stimmt«,
sagte Valerie. »Ich glaube sogar, dass wir schleunigst abreisen sollten.«
    »Wieso?«
    »Ein
kleiner Junge hat mir gesagt, dass sein Vater findet, ich hätte einen sehr
schönen Kopf.«
    »Ahm ...
Und meiner, ist der vielleicht nicht schön?«
    »Es freut
mich, dass dir der Sinn für Humor nicht

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