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Lenas Tagebuch

Lenas Tagebuch

Titel: Lenas Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Muchina
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Straßenbahnen wieder. Was für eine Freude!
    17/IV
    Es ist schon der 17. April. Heute habe ich meine Uhr für 125 Rubel und 250 g Brot verkauft. Den Tag heute habe ich so verbracht: Zu zwölf Uhr ging ich in die Kantine und aß Suppe mit Kartoffeln und Nudeln. Dann ging ich in die Teestube und trank zwei Gläser Tee ohne etwas dazu. Gegen drei Uhr kaufte ich mein Brot, setzte mich auf dem Newski-Prospekt gegenüber der runden Parkanlage in die Sonne und aß mein Brot auf. Gegen fünf Uhr ging ich zur Schakt und ließ meine Lebensmittelkarte neu registrieren 108 . Dann ging ich wieder zum Newski-Prospekt und verkaufte meine Uhr. Gegen sieben Uhr kam ich nach Hause. Das Wetter ist derzeit sehr gut. Die Sonne scheint, es ist warm. In meinem Zimmer habe ich jetzt abends zwei Stunden Sonnenschein. Am 20. April wird vielleicht die Brot­ration erhöht, und es wird Nährmittel, Zucker und Fett geben. Heute habe ich eine Schachtel Streichhölzer bekommen. Meine Sachen sind alle gepackt. Sobald die Evakuierung weitergeht, werde ich noch am ersten Tag fahren. Heute traf ich in der Kantine Ija Ossipowa. Sie erzählte mir, sie habe im Rajon-Sowjet 109 gehört, dass die Evakuierung nach dem 20. fortgesetzt werden soll.
    Vorgestern habe ich den mit Astern bestickten Teppich bei einem Militärangehörigen gegen 200 g Brot eingetauscht. Ich musste mit zu ihm nach Hause kommen, unterwegs erfuhr ich, dass er erst vor Kurzem, vor zwei Tagen, aus Wologda nach Leningrad gekommen sei. Er erzählte, die Evakuierten würden hervorragend verpflegt werden, überhaupt bekämen sie alles umsonst.

    Gestern hat in meinem Töpfchen eine Erbse gekeimt. Draußen gibt es jetzt die ersten Fliegen. Ich habe schon eine lebendige Ameise gesehen. Es werden Wei­den­ruten mit flauschigen Weidenkätzchen verkauft. In den Gärten treiben die Bäume erste Knospen aus. Überall zwitschern die Vögel. Alarm oder Beschuss gibt es im Moment nicht.
    18. April
    Das Wetter ist wunderschön. Die Krähen haben begonnen, Nester zu bauen. Den Tag habe ich folgendermaßen verbracht: Gegen elf Uhr ging ich ins Geschäft und kaufte 50 g Wurst, dann kaufte ich 300 g Brot, ging in die Kantine und aß zwei Portionen Erbsensuppe. Von der Kantine ging ich in die Teestube und trank zwei Tassen Tee und aß dazu Wurstbrot. Ich war sehr satt. Seit drei Uhr habe ich heute nichts mehr gegessen. Aber ich bin satt. Morgen werden Graupen ausgegeben. Ich kann 100 g Graupen bekommen. Dann erfuhr ich, dass ich in der Teestube, wenn sie etwas Süßes haben, 50 g für die fünfte Marke erhalten kann. Gegen acht Uhr ging ich zu Sofija und bat sie, mir Kefir zu besorgen. Und ich hatte Glück, sie gab mir eine Halb­liter­flasche für 75 Rubel. Das ist kein Kefir, sondern »Sauermilch aus Pflanzenmilch«, so steht es auf dem Etikett. Aber diese Sojamilch ist sehr nahrhaft.
    19. April
    Bis zum 1. Mai sind es noch zehn Tage. Das bedeutet, dass ich in Leningrad noch höchstens etwa 15 Tage bleibe, auf keinen Fall länger. 15 Tage, die vergehen wie im Fluge. Noch etwa 15 Tage, vielleicht auch weniger, zehn bis elf oder zwölf Tage, und dann: Leb wohl, Lenin­grad, für immer.
    Heute habe ich den Tag so verbracht: Gegen zehn Uhr kaufte ich meine 300 g Brot, ging nach Hause, zerteilte das Brot, einen Teil zerkrümelte ich und vermischte ihn mit dem Kefir. Das ergab einen sehr sättigenden Brei und schmeckte sehr gut. Dann, nach zwölf, ging ich in die Teestube und trank zwei Gläser Tee mit Moosbeerenmarmelade, die ich für meine fünfte Marke erhielt. Von der Teestube ging ich in die Kantine und aß einen Teller Suppe. Die Suppe war gut, mit irgendeinem Öl, mit Nudeln, Erbsen, Sojabohnen und verschiedenen Arten von Grütze. Von der Kantine ging ich in mein Geschäft und kaufte 60 g Erbsen. Ich war richtig satt und setzte mich dann gegenüber der Tierhandlung in die Sonne. Hier verkaufte ich eine mittelgroße Schüssel für 21 Rubel. Gegen fünf Uhr ging ich nach Hause, aß ein Stück Brot mit Marmelade und ein paar Erbsen und ging dann zum Ge­braucht­waren­laden. Dort schätzten sie meinen Fächer, sie wollen 70 Rubel dafür geben, allein die Flanellsommerhandschuhe schätzten sie auf 100 Rubel. Ich verkaufte sie auf dem Weg nach Hause für 60 Rubel, bei der Bäckerei verkaufte ich eine kleine Schüssel für sechs Rubel. Abends, gegen acht Uhr, werde ich zu Sofija gehen, ihr die Flasche zurückbringen, und vielleicht gibt sie mir heute noch eine andere. Die zweite Flasche will ich mir für

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