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Lenas Tagebuch

Lenas Tagebuch

Titel: Lenas Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Muchina
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überhaupt nichts wert waren. Die Plünderer arbeiteten eifrig den ganzen Abend, und schließlich hatte die eine wie die andere einen großen Haufen Sachen zusammengesucht, zu Lenas großer Verwunderung: Denn Lena hatte geglaubt, dass sie schon alles verkauft hätte, was verkäuflich war. Lena war sehr glücklich, dass viele Sachen nicht an Jakow Grigorjewitsch gingen. Werotschka suchte sich drei Hüte von Aka aus und probierte sie. Sie standen ihr ausgezeichnet. Für Kissa wählte sie eine ganze Menge verschiedener Klamotten aus. Lena gab ihr ihren Orlik zum Andenken, außerdem nahm sie Mamas übrig gebliebene Farben, ihre Faktur und ihre Modellfiguren mit. Am Schluss entschied ihre Bekannte, auch noch den kleinen Bücherschrank zu erwerben, er gefiel ihr sehr, und für diesen »Raub« erhielt Lena das Recht, selbst in eine Bäckerei zu gehen und sich ein halbes Kilo Brot auszuwählen. Das gefiel Lena sehr, und sie ging in die Bäckerei hinter dem Kino »Prawda«. Sie erhielt sehr gutes, trockenes, weiches, luftiges Brot. Auf dem Weg traf sie Olja, die sommerlich angezogen, mit einem großen Brotknust im Mund, die Straße entlangging. Olja fragte Lena, warum sie sie nicht besucht habe, versprach, selbst vorbeizukommen, und bat Lena, ihr etwas zu lesen aufzutreiben. Lena erzählte ihr, dass bald die Evakuierung beginne, ob sie fahren solle oder nicht. Olja erwiderte, sie selbst wolle in diesem Monat nicht fahren, sie habe schon Brot im Voraus gekauft und noch etwas, was Lena nicht ganz verstand.
    Lenas Gäste gingen erst spätabends. Mit Werotschka vereinbarte sie, dass diese, wenn möglich, zu ihre käme, andernfalls Lena um sieben Uhr zu ihnen fahren solle. Wera zeichnete Lena genau auf, wie ihre Wohnung zu finden sei. Sie übergab Lena zwei Briefe für Freunde in Gorki und bat sie inständig, sie persönlich vorbeizubringen und über das Leben in Leningrad zu berichten. Sie erwähnte dabei, einige ihrer Bekannten seien einflussreiche Leute; vielleicht könnten sie Lena nützlich sein, ihr bei Bedarf helfen. Sie sagte auch, sie würden sie lieb haben und überhaupt beschützen.
    Mit Weras Bekannten vereinbarte Lena, dass sie morgen früh um zehn mit ihrem Mann komme, um die gekauften Sachen abzuholen.
    Erschöpft aß Lena ein wenig Brot mit Fastenöl und Salz und legte sich dann schlafen. Sie schlief wie ein Stein. Morgens erwachte sie, machte sich sofort über das Brot her und schaffte es, fast das ganze Brot aufzuessen, bevor ihre neue Bekannte mit ihrem Mann kam. Sie ließ nur ein kleines Stück für die Suppe übrig. Es ist schon erstaunlich, wie trügerisch das Zeitgefühl sein kann. Lena schien es, dass sie entgegen der Vereinbarung zu spät erschienen, erst um elf, und war sehr erstaunt, als sie von ihnen erfuhr, dass es erst neun Uhr morgens sei. Das machte Lena sehr traurig. Ihre neue Bekannte trug mit ihrem Mann die Truhe fort, und beide wollten in einer Stunde wiederkommen, um das Bücher­regal zu holen.
    Lena versuchte erneut einzuschlafen, aber es gelang ihr nicht, sie versuchte zu lesen, doch auch das ohne Erfolg. Sie konnte nur an eines denken: Da oben auf dem Schrank steht Suppe. Entgegen ihrem Willen stand Lena auf, zündete den Petroleumkocher an und wärmte die unselige Suppe auf, nachdem sie Wasser hin­ein­ge­gos­sen hatte. Es war eine Hafersuppe mit kleinen Fleischstückchen, und sie war trotz starker Verdünnung so fett und dick, dass zweieinhalb tiefe Teller voll herauskamen. Das Petroleum reichte gerade so für diese Suppe, der Docht begann bereits zu verbrennen. Was für ein Genuss war es für Lena, eine heiße, leckere Fleischsuppe zu essen.
    Danach las sie ein wenig und stand dann wieder gegen ihren Willen auf und zog sich an, um in die Bäckerei zu gehen. Aber als sie gerade die Tür schloss, kam ihre neue Bekannte, um das Bücherregal zu holen. Sie kamen ins Gespräch. Lena erfuhr, dass sie die Frau eines Inspektors war, anscheinend von der Choreografieschule, dass Wera ihr und ihrem Mann ihr Leben verdanke, weil sie sie in die Verpflegungsstation eingewiesen und ihr das Recht auf Verpflegung in der Spezialkantine verschafft hatten, dass sie selbst ihr Leben ihrem Hund verdankten, von dessen Fleisch sie einen ganzen Monat gelebt hatten, dass außerdem auch sie, wie Lena und ihre Mama, sehr viel Tischlerleim zum Essen verwendeten, und noch vieles mehr.

    Lena fragte, ob sie ihr einen Berechtigungsschein für eine Kantine beschaffen könnte. Die Bekannte versprach, mit ihrem Mann zu

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