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Lenke meine Fuesse Herr

Lenke meine Fuesse Herr

Titel: Lenke meine Fuesse Herr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Wittenberg
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mit einer ansprechenden, bunt ausgemalten Kirche. Sabine und ich trinken einen Kaffee und sie gibt eine Runde Croissants aus. Sie klagt über Entzündungen, da, wo Gürtel und Rucksackgurt aufliegen, und ich schenke ihr meine zweite, noch unangebrochene Tube Ringelblumensalbe.
    Sabine will noch aufs Touristbureau, ich mache mich auf den Weg. Erstmal verlaufe ich mich, gehe an der Porte Saint-Antoine einfach vorbei, weil ich sie für eine Hofeinfahrt halte, und laufe im Kreis fast ganz um die Altstadt. Es geht hinab zum Fluss, über die große Brücke — jetzt da unten baden! — die Landstraße entlang — es ist heiß und die Sonne brennt! Hinauf nach Castetnau-Camblong, da kommt mir Sabine entgegen und meint, die Kirche lohne nicht, dass man hineingeht. Also marschiere ich durch, während sie noch Wasser holt. Jetzt geht’s über Feldwege und in den Wald, über Bäche und wieder auf Teer — ziemlich im Zickzack, scheint mir. Wieder fallen mir diese seltsamen Baumhäuser und die Drahtzüge auf den Rieseneichen auf. Hinab ins Tal, über einen Fluss — und jetzt, behauptet der Führer, bin ich im Baskenland.
    Ein Bauerndorf: Eine schmiedeeiserne Laube fällt mir auf, an der sich Wein und Rosen emporranken — und gegenüber ein liebevoll eingerichteter überdachter Rastplatz mit Sitzbänken, Tisch und Wasserhahn. Auch ein Pilgerbuch liegt auf: Falkenbergs waren anscheinend heute Morgen schon hier. Während ich picknicke, kommt ein Pony angetrabt und bettelt mir schamlos-charmant meine letzten Trockenfrüchte ab. Als Sabine kommt, muss auch sie ihm etwas geben.
    Wir beschließen, gemeinsam zur Ferme Bohoteguia zu gehen. Erst einmal die Kirche von Lichos: Klein, nett, mit einer Bischofsbüste über dem Altar: Saint-Gent!? Während wir über den Berg wandern, erzählt Sabine von ihrer Arbeit in Dresden und spinnt den Gedanken aus, entlang des Jakobswegs in Sachsen auch Pilgerherbergen zu installieren — so etwas könnten wir bei uns in Schwaben auch brauchen: Für einen Fernwanderer werden Gasthöfe auf die Dauer teuer. Wir kommen an einem Bauernhof an einen Weidezaun. Sabine meint, der Weg ginge nicht durch das Tor, also wandern wir den Zaun entlang. Erst als wir uns einem ausgewachsenen Bullen gegenübersehen, ist klar: Wir sind auf der falschen Seite. Doch das Tier nimmt uns nicht weiter ernst, beäugt uns nur neugierig und grast dann friedlich weiter.
    Wir klettern also über den Zaun auf den Weg, steigen durchs Gehölz hinab ins Tal: Gegenüber der Hof mit der empfohlenen Gîte — sieht nicht sehr Vertrauen erweckend aus. Der alte Stall und die Scheune sind zur Hälfte eingefallen! Doch der Schein trügt: Welch herrliche Gîte! Wir richten uns ein, machen uns frisch, waschen Wäsche: Endlich mal wieder eine Maschine! Die Bäuerin erzählt, dass die jahrhundertealten Wirtschaftsgebäude im Winter eingefallen seien — zum Glück wurden sie nicht mehr genutzt, so gab es keinen Schaden am Vieh und nur wenig an Maschinen. Doch die Kosten, den Trümmerhaufen zu beseitigen oder gar wieder aufzubauen, sind einfach zu hoch! Ein Elsässer mit seiner Frau aus La Rochelle, ein Kanadier und ein belgisches Ehepaar, dazu Sabine und ich: Das ist die fröhliche Runde, die sich zu einem hervorragenden Abendessen trifft — Kir und Cräcker, wunderbarer Schinken, Omelette mit Petersilie, Schnitzel und gebratene, kandierte Äpfel, Käse und Dessert, Kaffee, Wein. Gigantisch! Wir schmausen und schwatzen — einfach schön!

Samstag 2. Juli 2005
Ferme Behoteguya – Saint-Jean-Pied-de-Port 40 km

    Ich verabschiede mich von Sabine, die meint, man werde sich sicher spätestens in Ostabat wiedersehen. Ich mag auch nicht weit gehen heute — die letzten Tage bin ich nicht besonders motiviert! Die Wirtin erklärt mir noch eine Abkürzung und dann mache ich mich auf den Weg. Die Franzosen, die vor mir gestartet sind, habe ich schon vor dem Ort überholt. Ich werfe noch Postkarten in den Kasten und dann geht’s richtig los, nachdem die Kirche natürlich zu war.
    Ich komme an die Abzweigung der „Schneckenroute“, die ohne große Umwege über Uhart-Mixe nach Ostabat führt — ich schätze, das spart mir so zwei bis drei Kilometer. Durch ein wunderschönes Wiesental geht es, ein, zwei Wanderer kommen mir entgegen, grüßen mich aufmunternd. Vor Uhart-Mixe ein großes Wasserschloss, an der Mauer der große Schriftzug: ETA. Im Ort selbst ein Café, ich lasse mich davor nieder, trinke einen Café au lait und ein Mineralwasser, schreibe

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