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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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wäre. Als ich nun auf dieser Straße stand, während zwei gewalttätige harte Burschen mich in ihren Wagen zu drängen versuchten, spürte ich, wie es sich tief in mir regte und mich als alten Freund begrüßte.
    »Passt mal auf, Jungs«, sagte ich freundlich, aber leise. So leise, dass sie sich anstrengen mussten, mich zu verstehen. »Ich komme nicht mit. Und wenn ihr versucht, mich zu zwingen, wird jemand verletzt. Sagt Costello, wenn er mich sprechen will, soll er zum Telefonhörer greifen wie jeder andere auch. Wenn er sauer ist, weil ich seinem Jungen eins auf die Nuss gegeben habe, dann sagt ihm, es tut mir leid ... aber es ist mir scheißegal.«
    »Was haste gesacht?« Der große Kerl im Regenmantel zog ein finsteres Gesicht und beugte sich vor. Genau das hatte ich von ihm gewollt. Ich hatte nur einen Arm frei, also trat ich ihm an die Stelle seines Regenmantels, unter der ich seinen Familienschmuck vermutete. Ich traf genau ins Ziel, und er klappte zusammen. Der Kerl, der meinen Arm hielt, riss mich nach hinten, aber genau damit hatte ich gerechnet. Ich folgte seiner Bewegung. Abstand zum Angreifer zu halten ist im Handgemenge nicht immer die beste Taktik; deshalb rammte ich ihn und drückte ihn nach hinten auf die Motorhaube des Wolseley. Ich fiel auf ihn, Nase an Nase. Er schlug zu und streifte mich mit der Faust am Schädel. Für einen Moment tanzten mir weiße und schwarze Funken vor den Augen. Mit der freien Hand packte ich meinen Hut, als er mir durch den Hieb vom Kopf zu rutschen drohte. Ich drückte ihn meinem Gegner ins Gesicht und bedeckte seine Augen, dann zog ich den Hut weg, bevor meine Stirn auf seine Nase krachte.
    Ich beglückwünschte mich gerade im Stillen, wie ausgezeichnet ich die Situation gehandhabt hatte, als mich ein Maultiertritt rechts vom Rückgrat traf, genau über der Niere. Ich hörte, wie mir zwei Lungenflügelfüllungen Luft durch die Kehle schossen, und geriet sofort in diesen panischen, atemlosen Zustand, wo das Bedürfnis, dem Körper Sauerstoff zuzuführen, das gesamte Universum ausfüllt. Der große Kerl im Regenmantel, der mich getreten hatte, packte meine Arme und zog mich von seinem Partner weg, der auf der Motorhaube ausgebreitet lag. Ich rang noch immer um Atem. Wenn ich mich nicht schnellstens in den Griff bekam, ging ich zu Boden und wurde zusammengetreten.
    Plötzlich ließ der große Bursche mich los. Ich beugte mich vor, die Hände auf die Knie gestützt, und holte tief und gierig Luft. Als ich mich umdrehte, sah ich etwas, das keinen Sinn ergab: Alain Barnier war dabei, den Gorilla im Regenmantel nach Strich und Faden zu verprügeln.
    Ich zerbrach mir nicht weiter den Kopf darüber, sondern wandte meine Aufmerksamkeit dem Typen mit dem blutüberströmten Gesicht zu, der sich von der Motorhaube des Wolseleys hochzustemmen versuchte. Ich machte einen Schritt nach vorn, bereit, dem Burschen noch eins zu verpassen, sobald er sich aufrichtete. Doch er war nicht ganz so dumm, wie ich angenommen hatte, denn er sah an meiner Bewegung, was ich vorhatte, stützte sich mit den Ellbogen auf der Motorhaube ab und trat nach mir. Es war ein gemeiner Tritt, aber er verfehlte sein Ziel, und ich konnte sein Fußgelenk packen. Ich riss fest an dem Bein, und er rutschte von der Motorhaube wie ein Schiff, das vom Stapel läuft, und knallte hart aufs Pflaster. Mit einem widerwärtigen Geräusch prallte sein Schädel gegen die Bordsteinkante. Dann lag er ganz still da, und einen Augenblick machte ich mir aufrichtig Sorgen, ich könnte ihn umgebracht haben. Dann beruhigte er mich mit einem leisen Stöhnen.
    Hinter mir dauerte der Kampflärm an: Barnier gegen Regenmantel. Ich vermutete, dass der Gorilla Barnier mehr als gewachsen wäre, doch als ich mich umdrehte, sah ich, dass ihm der zu kleine Filzhut vom Kopf geschlagen worden war. Aus einer Platzwunde an seiner Schläfe rann Blut, und aus seinem zerschmetterten Mund ebenfalls. Barnier war es, der mich faszinierte: Fast ungerührt trat er von seinem Gegner zurück. Ich konnte sehen, wie seine Augen sich bewegten und ständig die Hände des großen Kerls beobachteten, seine Füße, sein Gesicht, auf jede Reaktion vorbereitet. Der Gorilla taumelte vor und schlug ungelenk und verzweifelt einen Haken nach Barnier, der lässig zurücktrat, als würde er auf dem Bürgersteig einer älteren Dame den Vortritt lassen. Dann beugte er sich mit dem ganzen Körper nach hinten, riss ein Bein hoch und schwang es herum. Seine Fußkante schnitt wie

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