Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
ihnen gesagt, dass Sie nur Französisch sprechen und in ein paar Tagen abreisen. Anzeige zu erstatten oder Ihre Reise hinauszuschieben wären Komplikationen, die Sie nicht brauchen könnten.«
    »Und damit haben sie sich begnügt?«
    »Wir sprechen hier von der Polizei, mein Freund. Mit einem Ausländer umzugehen, der kurz vor der Abreise steht, ist kompliziert. Und wenn ich über die Polizisten auf der ganzen Welt eines gelernt habe, dann, dass sie Komplikationen nicht mögen. Warum erzählen Sie mir nicht, worum es eigentlich ging? Hatte es mit dem Verschwinden des jungen Mr. Pollock zu tun?«
    »Ja, in gewisser Weise. Sammy Pollock war viel mit Paul Costello zusammen. Paul ist der Sohn von Jimmy Costello. Haben Sie von Jimmy Costello gehört?«
    Barnier schüttelte den Kopf.
    »Costello ist ein Ganove und Schläger. Ein kleiner Fisch, sicher, aber er hat eine Bande. Unsere beiden Tanzpartner waren Vollmitglieder. Costello hat außerdem einen missratenen Sohn. Man muss sich schon große Mühe geben, damit man in der Unterwelt als Enttäuschung gilt, aber der junge Paul hat es geschafft. Jedenfalls hat er sich mit Sammy Pollock herumgetrieben, ehe dieser verschwunden ist. Er hatte auch einen Schlüssel zu Sammys Wohnung. Ich habe ihm den Schlüssel abgenommen, und wir haben uns offen unsere Meinung gesagt. So offen, dass er vielleicht einen angeknacksten Knochen hat.«
    »Und Papa Costello ist nicht begeistert?«
    »Anscheinend nicht. Aber wenn ich ehrlich sein soll, ich glaube nicht, dass es ihn sonderlich interessiert. Das da draußen kam von ihm. Er tut, was man von ihm erwartet. Vielleicht stört es ihn gar nicht besonders, dass ich seinem Sohnemann ein paar geknallt habe, aber er muss zumindest pro forma Anstoß daran nehmen. Für unsere Freunde in der Bruderschaft der Kriminellen steht der äußere Anschein ganz oben.«
    »Nun, ich könnte mir denken, dass Sie einen Anschlussbesuch Ihrer Freunde erhalten. Oder ihrer Kollegen.« Er wölbte eine Augenbraue.
    »Vielleicht sollte ich mich in Ihrer Nähe halten. Das war ziemlich gute Fußarbeit.«
    » Savate. Französisches Fechten mit Füßen und Fäusten. Manchmal nennt man es das Jeu Marseillais, weil es im letzten Jahrhundert in Marseille sehr beliebt war. Bei Seeleuten, wissen Sie? Diese Technik soll dazu dienen, dass man beim Kampf an Bord eine Hand frei hat, um sich festzuhalten, falls das Schiff krängt, Sie verstehen?«
    »Durchaus«, sagte ich. Ich hatte von Savate gehört, aber was er mir auf der Straße gezeigt hatte, war mehr. »Ich dachte nur, Savate wäre eine Art Straßenkampftechnik für Schauerleute und Matrosen. Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Sie kommen mir nicht vor wie jemand, der sich in seiner Jugend in den Gassen von Marseille geprügelt hat.«
    »Nein?«, erwiderte Barnier. »Vielleicht haben Sie recht. Aber die Menschen sind selten die, für die wir sie halten. Das ist eine der wichtigsten Regeln, die ich im Leben gelernt habe. Wie auch immer, im Laufe der Jahre wurde Savate gesellschaftsfähiger. Ein Sport. Alexandre Dumas der Jüngere hat sich eingehend damit befasst.« Ich musterte das grausame, gut aussehende Gesicht des Franzosen. Das Lächeln auf seinen Lippen, das sein gestutzter Schnäuzer und der gepflegte Spitzbart einrahmten, hatte etwas Wissendes. Und es strahlte ein wenig Melancholie aus. Barnier kam mir vor wie ein müder, trauriger Satan.
    »Na ja, wo immer es herkommt«, sagte ich, »ich war froh darüber. Danke für Ihre Hilfe da draußen. Und bei der Polizei.«
    Barnier deutete ein Achselzucken an.
    Wir schienen uns nichts weiter zu sagen zu haben, und meine Füße trugen mich wieder auf die Straße und zu meinem Auto. Diesmal warteten keine Gorillas auf mich. Vorerst. Denn früher oder später müsste ich die Sache mit Costello bereinigen.
    Als ich die Tür des Atlantics öffnete, schaute ich zum Merchant’s Carvery zurück. Barnier stand am Fenster der Bar und blickte mir nach, genau wie er es getan haben musste, um beobachten zu können, wie Costellos Männer mich einkassieren wollten.
    Aus Barnier wurde ich nicht schlau. Ich hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, was er mir über sein Verhältnis zu Sammy Pollock gesagt hatte, oder besser: dessen Nichtvorhandensein. Was mich ins Grübeln brachte, hatte vermutlich nichts damit zu tun. Dieser Franzose hatte irgendetwas an sich. Er schleppte irgendeinen Schatten mit sich herum. Und für einen Weinhändler wusste er sich seiner Haut sehr gut zu wehren.
***
    Auf

Weitere Kostenlose Bücher