Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Zeitung und ging auf einen Kaffee in das übliche Lokal auf der Argyle Street, um sie zu lesen. Der Artikel unter der Schlagzeile besagte, dass Tommy »Gun« Furie, ein Gelegenheitsboxer, wegen Mordes an James MacFarlane festgenommen worden sei, einem führenden Glasgower Wettbüroinhaber, den man verdächtigt hatte, Verbindungen zur Glasgower Unterwelt zu besitzen. Als ich weiterlas, erfuhr ich, dass Furie einer der Kesselflicker war, die auf dem Vinegarhill kampierten.
Furie, so berichtete der Artikel, sei ein irischer Kesselflicker. Ein »Pikey«, so hätte Sneddon ihn genannt, ein irischer Zigeuner. Die Wahrscheinlichkeit, dass Marilyn Monroe sich von Joe DiMaggio trennte, nach Glasgow kam und in Sünde mit mir lebte, war größer als Furies Chance auf einen fairen Prozess. Die Glasgower Kripo hatte den Reportern mitgeteilt, dass Furie sich zwar kooperativ zeige, dass man trotzdem noch anderen Spuren nachgehe. Als ich diese Zeilen las, sah ich das Bild vor mir, wie Marilyn in der Waschküche einer Glasgower Mietskaserne meine Unterhosen schrubbte. So viel dazu.
Ich fragte mich, wie Lorna diese Nachricht aufnahm – und ob die Polizei so weit mitgedacht hatte, Lorna zu informieren, ehe sie es aus der Zeitung erfuhr. Ich trank meinen Kaffee aus und ging zum Büro. Das Glasgower Wetter war wieder in den Normalzustand zurückkehrt, und vom stahlgrauen Himmel tröpfelte ein schmieriger Nieselregen. Als ich in mein Büro kam, rief ich bei Lorna an, aber niemand hob ab. Ich legte auf und beschloss, am Abend bei ihr vorbeizuschauen. Seit ich sie zuletzt gesehen hatte, waren einige Tage vergangen, aber ich hatte sie täglich angerufen. Jedes Mal war sie kühler gewesen als vorher. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht häufiger bei ihr gewesen war, aber mich hatte vieles abgelenkt. Und was sie von mir wollte, konnte ich ihr ohnehin nicht geben.
Nachdem die kleine Ablenkung durch Small Changes Ermordung ausgeräumt war, beschloss ich, die Frage, was er mit Bobby Kirkcaldy gemauschelt hatte, ganz fallen zu lassen. Ich musste nun vor allem herausfinden, wer Kirkcaldy vor dem Kampf beeinflussen wollte. Ich wusste, dass es niemand aus dem Schmidtke-Lager war; vor Ende der Woche trafen die Deutschen nicht ein. Das bedeutete natürlich nicht, dass sie keine hiesigen Helfer engagiert hatten, aber mir schien es nicht sehr plausibel. Ich tippte eher darauf, dass jemand eine hohe Summe auf Kirkcaldys Niederlage gesetzt hatte. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, von einem Wettbüro zum nächsten zu ziehen. Eine Rundreise durch die öffentlichen Toiletten Kalkuttas wäre erhebender gewesen.
Gegen Mittag war ich im East End und besuchte ein Restaurant, in dem ich noch nie gegessen hatte. Wie sich herausstellte, war man dort auf Fließexperimente spezialisiert: Der Speck, die Wurst und das gebratene Brot, die ich serviert bekam, bildeten Inseln in einem zähflüssigen Ozean. Ich beschloss, meinem Verdauungstrakt diese Attacke zu ersparen, und hielt mich an den Kaffee. Danach ging ich in eine Telefonzelle und fütterte den Apparat mit Kupfer und Messing.
Ich versuchte es wieder bei Lorna, hörte aber wieder nur das Freizeichen. Auf dem Tischchen lag ein Telefonbuch, und ich ging es durch, bis ich die Nummern der drei Hotels hatte, die vom St. Andrew’s Square zu Fuß zu erreichen waren und in der Preisklasse lagen, die die Glasgower Polizei normalerweise bezahlte. Jedes Mal bat ich, Mr. Dexter Devereaux aus Vermont in den Vereinigten Staaten sprechen zu dürfen. Drei Versuche. Ich probierte es beim Central Hotel und beim St. Enoch Station Hotel. Kein Amerikaner namens Devereaux. Wie sich herausstellte, hätte ich alphabetisch vorgehen sollen: Ich fand ihn im Alpha Hotel auf der Buchanan Street. Die Rezeption teilte mir mit, Mr. Devereaux sei geschäftlich unterwegs und werde vor dem Abend nicht zurückerwartet. Ich verneinte die Frage, ob man etwas ausrichten solle, und drückte auf die versilberte Gabel am Apparat, die die Verbindung unterbrach. Dann wählte ich Sheila Gainsboroughs Glasgower Nummer. Wieder nichts.
Mein nächster Anruf war erfolgreich – sofern man es als Erfolg bezeichnen will, mit Willie Sneddon reden zu müssen.
»Haben Sie die Zeitung gelesen?«, fragte ich.
»Hab ich.« Sneddons Stimme war klanglos. Neutral. »Scheiß-Pikeys. Den Hunden kann man keine Sekunde lang den Rücken zudrehen.«
»Tommy Gun Furie ... nach dem, was in der Zeitung steht, könnte er ein Boxer sein. Ist er Ihnen je
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