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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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»Ich weiß, das Bild ist nicht sehr gut, und er ist natürlich gealtert, seit Sie ihn zuletzt sahen, aber können Sie diesen Mann für mich identifizieren?«
    Als ich die Fotografie vor den Zwillingen auf den Tisch legte, empfand ich einen leichten elektrischen Kitzel. Ich beobachtete ihre Gesichter genau, um den Augenblick mitzubekommen, in dem sie begriffen, dass sie den Vater vor sich hatten, den sie zuletzt gesehen hatten, als sie acht Jahre alt waren.
    »Ach du lieber Gott …«, hauchte Isa.
    »… natürlich erkennen wir ihn …«
    »… selbst nach all den Jahren …«
    Ich tauschte einen vielsagenden Blick mit Archie. Wahrscheinlich wirkte ich selbstzufrieden. Ich fühlte mich auch so und fand, dass ich jedes Recht dazu besaß.
    »Ja … das ist Mr. Williamson, kein Zweifel.«
    Meine Selbstzufriedenheit sackte augenblicklich in sich zusammen.
    »Entschuldigung … was sagten Sie?«
    »Sie haben uns gefragt, ob wir ihn erkennen …«, sagte Isa.
    »… und wir erkennen ihn …«, sagte Violet.
    »Das ist Henry Williamson, der Freund unseres Vaters.«
    Ich nahm das Bild und sah es an. Henry Williamson. Gentleman Joes unkrimineller Freund und mutmaßlicher Kamerad im Ersten Weltkrieg.
    »Sind Sie sicher?«
    »Völlig.«
    Ich steckte die Fotografie wieder ein.
    Die Zwillinge versuchten noch ein paar Minuten lang, mich zu überreden, ihren Vater für sie zu kontaktieren, aber ich gab nicht nach, und sie fügten sich schließlich mit erstaunlicher Anmut. Ich sagte, ich würde die Hälfte der Summe behalten, die sie mir gegeben hatten, und reichte ihnen einen Umschlag mit dem Rest. Sie weigerten sich, ihn anzunehmen, und sagten, sie hätten das Gefühl, mich in große Gefahr gebracht oder mir zumindest ein schreckliches Erlebnis verursacht zu haben, und bestanden darauf, dass ich das Geld behielt. Wir diskutierten eine Weile darüber, doch sie waren standhaft, ich weniger. Als ich das Haus verließ, hatte ich ihr Geld noch immer.
***
    Robert McKnight folgte uns hinaus zu meinem Wagen.
    »Übrigens, Mr. Lennox«, sagte er, »ich finde, Sie haben recht. Ich sage den Mädchen ständig, sie sollen nicht in diesem Mist rumstochern. Wie Sie schon sagten, wenn Joe Kontakt aufnehmen wollte, hätte er dem Geld einen Brief beigelegt. Ich weiß, dass sie damit nicht glücklich sind, aber ich möchte Ihnen für das, was Sie getan haben, danken, Mr. Lennox. Wenn die beiden eine Weile darüber nachgedacht haben, werden sie froh sein zu wissen, dass ihr Dad noch lebt.«
    Als er meinen Wagen sah, leuchteten seine Augen auf. »Ist das Ihrer? Der Atlantic?«
    »Ja.«
    »Hören Sie, Mr. Lennox, kein Verkäufermist. Ich würde Ihnen gern für alles danken, was Sie für uns getan haben, und den ganzen Ärger, den Sie hatten. Ich kann Ihnen ein wirklich gutes Angebot für ein schöneres Auto machen – vielleicht sogar einen Tausch ohne Zuzahlung.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Robert, aber ich bin mit dem Atlantic zufrieden.«
    »Das sind Sie vielleicht, aber mit diesen komischen Lampen und allem … Ich sage Ihnen, ich würde Ihnen gerne einen Gefallen tun. Nicht den üblichen Quatsch, sondern eine echte Gefälligkeit. Ich werde es mit dem Chef absprechen, und ich weiß, er hat keine Einwände. Hören Sie, ich habe genau das Richtige für Sie: einen einjährigen Wolseley 444 Saloon in Königsblau. Kaum was auf dem Tacho. Praktisch neu.«
    »Wie gesagt, ich bin zufrieden mit dem Atlantic.«
    Er legte mir die Hand auf den Arm, um mich aufzuhalten. Ich sah auf die Hand, doch er nahm sie nicht weg. »Hören Sie, das ist ein ehrliches Angebot. Keine Tricks. Der Wolseley kostet achthundertvierundvierzig. Genau achthundertvierundvierzig Pfund, fünf Shilling und zehn Pence. Ich nehme dafür den Atlantic und lasse Ihnen den Wagen für zweihundertfünfzig Mäuse.«
    »Warum sollten Sie das tun?« Das Angebot ergab keinen Sinn, es sei denn, mit dem Wolseley stimmte etwas nicht oder Autoverkäufer hatten plötzlich eine Leidenschaft für Verlustgeschäfte entwickelt. Oder ein Gewissen.
    »Wie gesagt, um Dank zu zeigen. Die Mädchen … wir alle … wir waren entsetzt, als wir hörten, was passiert ist; dass dieser Kerl Sie umbringen wollte. Nennen Sie es einen Bonus. Ich habe das Geschäft mit meinem Boss schon abgeklärt. Kein Haken dran.« Er gab mir eine Visitenkarte mit Adresse und Telefonnummer des Autosalons. »Kommen Sie doch vorbei und sehen Sie sich den Wagen an. Ich kennzeichne ihn als reserviert, bis Sie kommen.«
    Ich sah

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