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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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auf die Karte und wieder in McKnights Gesicht. Darin fehlte jede Tücke und jeder Ausdruck, und trotzdem wirkte er irgendwie unsicher. Ich fragte mich, mit welchem Boss – dem Autosalondirektor oder Willie Sneddon – er das Geschäft »abgeklärt« hatte, ohne dass jemand vorbeigekommen war, um sich den Zustand des Atlantics anzusehen.
    »Was würden Sie mir für einen ’47er Morris Eight geben?«, fragte Archie.
    McKnight schaltete sofort sein Autoverkäufergrinsen ein. »Bringen Sie ihn doch beim Autosalon vorbei, und ich mache Ihnen ein Angebot.«
    Archie zuckte mit den Achseln. Wir wussten alle drei, dass Archie kein Angebot bekäme, das auch nur annähernd mit dem verglichen werden konnte, was ich gerade erhalten hatte. Niemand kam für so etwas infrage. Ich begriff nur nicht, weshalb ausgerechnet ich für solch eine Dankbarkeitsbekundung ausgewählt worden war. Die Großzügigkeit fremder Menschen irritierte mich zunehmend, und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr beschwor ich mich, den Rat zu beherzigen, den ich den Zwillingen erteilt hatte: einem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu schauen. In Wahrheit allerdings könnte ich mir ohne McKnights Angebot zehn Wolseleys kaufen, nachdem ich Paul Downey und seine Fotografien gefunden hatte. Leichter hatte ich Geld nie verdient.
    Und darüber machte ich mir beinahe so viel Gedanken wie über McKnights Offerte.
***
    Ich setzte Archie bei sich zu Hause ab. Er bat mich auf eine Tasse Tee hinein, aber ich sagte, ich hätte noch zu tun. Tatsächlich musste ich ein paar der Trümmer meiner jüngsten Vergangenheit aufsammeln. Und ich hatte ein Gespräch mit meinen neuen besten Freunden am St. Andrew’s Square zu führen.
    Archie wollte gerade aus dem Auto steigen, als ich ihn aufhielt. Ich nahm den Umschlag aus meiner Tasche, zählte hundert Pfund in Zwanzigern ab und gab sie ihm. Wie immer zeigte sein Gesicht mit dem offenen Mund reglose Schmerzhaftigkeit, aber seine Augenbrauen waren auf dem obersten Punkt seines kahlen Schädels angekommen.
    »Wofür ist das?«
    »Das ist ein Bonus. Sie waren mir eine große Hilfe, Archie. Ohne Sie hätte ich Billy Dunbar nie gefunden.«
    Die Muskeln in seinem Gesicht zuckten, als leitete jemand einen ungleichmäßigen elektrischen Strom hindurch. Er versuchte, begriff ich, zu lächeln.
    »Danke, Chef«, sagte er.
    »Ist schon gut.«
***
    Ehe ich zum Glasgower Polizeipräsidium fuhr, sah ich an meiner Bleibe vorbei. Kein Jowett Javelin.
    Ich war überrascht, wie einfach es war, ohne Termin zu Detective Superintendent McNab vorgelassen zu werden. McNab parkte mich in einem leeren Büro und ging auf die Suche nach Jock Ferguson. Ich war noch überraschter, als eine junge, hübsche Polizistin – etwas, das ich immer als Widerspruch in sich betrachtet hatte – ein Tablett mit drei Tassen, einem Kännchen Milch und einer großen Aluminiumkanne Tee hereinbrachte. Ich stand auf Uniformen und sorgte dafür, dass ich ihren Namen und eine Telefonnummer, unter der ich sie erreichen konnte, erfuhr, ehe McNab zurückkam.
    Die nachfolgende Szene grenzte fast ans Surreale: McNab, Jock Ferguson und ich schwatzten wie ein Haufen alter Weiber über Tee und ballaststoffreichen Biskuits. Meistens redete ich. Ich erzählte fast alles, was ich wusste, und ließ wieder meine Nachtwanderung im Wald aus. Ich sagte nur, ich wäre einmal bei Billy Dunbar gewesen, begleitet von Archie, einem verlässlichen Zeugen, der beschwören konnte, dass Billy und seine Frau noch atmeten, als wir gingen.
    Ich hatte damit gerechnet, mit meiner möglichen Verstrickung in den Tod Frank Gibsons konfrontiert zu werden, Paul Downeys muskulösem Liebhaber, aber entweder hatte Jock Ferguson die Verbindung zwischen Downey und Gibson noch nicht hergestellt, oder ihm war entfallen, dass ich nach jemandem dieses Namens gefragt hatte.
    Ich legte die Fotografie auf den Schreibtisch.
    »Ich hätte schwören können, dass der Mann auf dem Bild Gentleman Joe Strachan ist, aber leider ist er es nicht, sondern nur jemand, den er kannte. Ein Freund von ihm namens Henry Williamson. Nach allem, was ich gehört habe, ist er ehrlich, aber ich bin mir sicher, dass der Kerl, der bei mir aus dem Fenster fiel, für Williamson gearbeitet hat.« Ich tippte mit dem Finger auf die Fotografie. Ich hoffte, Ferguson und McNab damit von der Frage abzulenken, wieso ich ihn für den Kopf hinter dem Anschlag hielt. McNab starrte auf das Bild und runzelte die Stirn. Das Stirnrunzeln bescherte mir ein

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