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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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verstehen. Die Auslandsreisen, zu denen im vergangenen Jahrzehnt so viele Briten gezwungen worden waren, hatten das Fernweh der Nation wohl nachhaltig getrübt.
    Die Idee mit dem Campingplatz kam mir, als wir uns Largs auf der schnurgeraden Straße näherten. Zwischen Skelmorlie und Largs war vor einer Felswand ein weites Feld in einen Campingplatz umgewandelt worden. Eine Zufahrt führte zu einer Hütte, an der man auf einem Schild erfuhr, dass es sich um das »Rezeptionsbüro« handelte. Das halbe Feld dahinter war von zehn oder einem Dutzend identischer, in Reihen angeordneter zweifarbiger Würfel belegt, die einen Blick über die See zur gedrungenen grauen Masse der Isle of Arran genossen. Am anderen Ende des Feldes, neben den gleich aussehenden Wohnwagen, erstreckte sich eine große freie Fläche mit zwei vernagelten, größeren Campingwagen. Ich nahm an, dass eine Seite des Platzes den Gästen vorbehalten war, die mit ihrem eigenen Anhänger kamen, während man die Camper auf der anderen Seite mieten konnte. Gegenüber der Hütte mit dem »Rezeptionsbüro« stand eine große Villa aus rotem Sandstein.
    Ich befahl Downey, im Wagen sitzen zu bleiben, und ging zur kleinen Hütte, die das Büro beherbergte, auf der Mitte des Platzes. Niemand war da, aber ein Schild über einer großen Handglocke, wie ein städtischer Ausrufer in der guten alten Zeit sie benutzt hätte, wies mich an: WENN KEINER HIER IST, IST DAS NICHT SCHLIMM, NIMM EINFACH MICH UND MACH BIMM-BIMM.
    Also machte ich Bimm-Bimm.
    Es dauerte nur eine Minute, und eine Frau Anfang dreißig kam mit schnellen Schritten aus der Villa. Sie beeilte sich so sehr, wie ihr enger Bleistiftrock und die hochhackigen Schuhe erlaubten. Sie hatte hellbraunes Haar und blassgraue Augen und ein Lächeln, das mir sagte, ich könnte ein ganz besonderer Gast sein. Das machte die Dinge einfacher, und ich flirtete mit ihr, während ich mich eintrug. Ich erklärte, den Campingwagen werde vor allem ein junger Freund von mir bewohnen, der krank gewesen sei und sich an der Seeluft erholen solle.
    »Das machen viele Glasgower hier«, sagte sie und nickte ernst, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Bleiben Sie überhaupt hier, Mr. Watson?«, fragte sie, als sie den falschen Namen ablas, den ich ins Meldebuch eingetragen hatte. »Ich heiße übrigens Ethel Davison.«
    »Das hatte ich nicht geplant«, sagte ich und gab mich schwer als Draufgänger, während ich ihre schlaffe Hand schüttelte. »Aber vielleicht sollte ich meinen Freund nicht gleich aus den Augen lassen.«
    »Wir kümmern uns um ihn. Ich bin immer hier, und mein Mann auch, solange er nicht auf Arbeit ist. Er arbeitet nachts«, erklärte sie hilfsbereit.
    »Über meinen Freund würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Er hat einen ganzen Stapel Bücher dabei und wünscht sich nicht nur Seeluft, sondern auch Abgeschiedenheit. Deshalb bin ich hier. Sie haben da wirklich einen hübschen Flecken«, sagte ich mit einem anerkennenden Nicken aus dem Fenster in Richtung Meer, als gerade ein Bierlaster auf der Straße vorbeirumpelte.
    Ich gab ihr die Miete für eine Woche im Voraus, was sie sehr freute. »Wenn Ihr Freund länger bleiben will, ist das zu dieser Jahreszeit überhaupt kein Problem«, sagte sie. »Wenn Sie einen Wohnwagen für sich allein möchten, könnte ich Ihnen einen Sonderpreis machen …«
    Ich lächelte und sagte, das wäre nicht nötig, aber ich würde zusehen, dass ich regelmäßig nach ihm sah. Wahrscheinlich abends.
    Nachdem sie mir gezeigt hatte, wo die Gemeinschaftstoilette und das Waschhaus waren, brachte sie mich zum Wohnwagen. Wie alle anderen war er oben cremefarben, unten schwarz und an den Seiten flach, während er sich vorn und hinten nach außen wölbte. Drinnen war er sauber und roch noch immer nach Neuwagen. Am einen Ende war eine hufeisenförmige Sitzbank, und sie zeigte mir, wie man sie zu einem Bett auszog. Ich hätte sie leicht ermutigen können, sich ebenfalls auszuziehen und mir noch mehr zu zeigen, aber Downey saß im Wagen, und ich hatte auch so schon genug zu tun.
    Nachdem ich Downey im Wohnwagen untergebracht hatte, fuhr ich nach Largs hinein und besorgte ihm Lebensmittel, dazu auch ein halbes Dutzend billige Taschenbücher. Ich warnte ihn, sich nicht weiter vom Wohnwagen zu entfernen als bis zum Toilettenhäuschen, kündigte an, regelmäßig nach ihm zu sehen, und überließ ihn sich selbst.
***
    Aus dem Postamt in Skelmorlie rief ich Willie Sneddons Büro an, erfuhr aber,

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