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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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er getrunken hatte, ohne zusammenzuzucken, was ziemlich beeindruckend war; mein erster Schluck von dem billigen Verschnitt ließ sämtliche Schließmuskeln meiner Anatomie verschrumpeln. »Ich habe von Ihnen in der Zeitung gelesen. War das dieser Kerl … der aus Ihrem Fenster geflogen ist?«
    »Allerdings. Wenn es ihn nicht erwischt hätte, wäre ich nicht mehr am Leben. Der hätte keine Gefangenen gemacht. Hören Sie …« Ich beugte mich vor, und er hob die Waffe. Ich machte eine beschwichtigende Geste. »Nur die Ruhe. Wie Sie vollkommen richtig festgestellt haben: Niemandem muss etwas passieren. Was ich sagen wollte, ist Folgendes: Ich brauche Ihre Hilfe. Auf keinen Fall kann ich Sie zwingen, mir etwas zu sagen, und genauso wenig kann ich Ihnen beweisen, dass ich das, was Sie mir sagen, nicht den Bullen verklickere. Ich kann Ihnen nur mein Wort geben, dass ich es nicht tue. Aber je mehr Sie mir sagen, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich die Sache ein für alle Mal zu Ende bringe.«
    Wieder ein bitteres Lachen. »Sie haben keine Chance, Lennox. Sie hatten Glück, den ersten Anschlag überlebt zu haben. Nächstes Mal haben Sie nicht so viel Glück. Und ich werde beim ersten Mal nicht so viel Glück haben.«
    »Was wollen Sie unternehmen?«
    »Ich weiß es nicht. Zuerst dachte ich ans Abhauen. Ich wollte fliehen und mich verstecken. Das Haus über einen Makler verkaufen. Dann sagte ich mir, dass es keinen Sinn hat, die Biege zu machen, weil sie mich trotzdem finden würden. Ich beschloss, mich einfach bedeckt zu halten und es zu akzeptieren, wie es kommt. Aber als Sie auftauchten, war es, als ob ein Überlebensinstinkt die Regie übernimmt …«
    »Ja«, sagte ich, »das habe ich bemerkt. Darf ich rauchen?«
    »Ja, aber bewegen Sie sich schön langsam. Das Ding hier geht leicht los, und ich will nicht mehr renovieren.«
    Ich nahm mir seinen Hinweis zu Herzen, zog ganz vorsichtig das Zigarettenpäckchen heraus und bot ihm eine an. Er schüttelte den Kopf.
    »Sagen Sie mir, was passiert ist«, bat ich, nachdem ich die Zigarette angezündet hatte und mein Feuerzeug zuschnappen ließ. »Alles. Fangen Sie mit dem Raub an.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil es mir helfen würde, und was mir hilft, hilft vielleicht auch Ihnen. Für mich ist die Sache sehr persönlich geworden, und ich will dafür sorgen, dass Strachan, wenn er hinter allem steckt, das bekommt, was er verdient. Und wenn er das bekommt, bekommen Sie es nicht, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Das verstehe ich gut. Was wollen Sie wissen?«
    »Sie sprachen von den anderen … welchen anderen? Was ist aus ihnen geworden?«
    »Johnny Bentley, Ronnie McCoy und Mike Murphy. Sie waren die anderen Mitglieder der Bande. Wir haben die Triple-Crown-Überfälle zusammen begangen.«
    »Was? Hammer Murphy gehörte zu der Gang?«
    »Nein. Das war ein anderer Michael Murphy. Hammer Murphy hatte weder den Verstand noch die Finesse, die Gentleman Joe von uns verlangte.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. Ich hatte die unerfreuliche Gegenwart Murphys also grundlos auf mich genommen. »Was ist aus ihnen geworden?«
    »Alle tot. Einer nach dem anderen, im Laufe der Jahre. Bennett ist bei einem Autozusammenstoß umgekommen, McCoy starb bei einem Unfall mit Fahrerflucht. Mike Murphy verschwand in der Nacht, in der wir teilen sollten, und ich würde wetten, dass er das Gras auch von unten ansieht.«
    »Also ist keiner von ihnen still im Schlaf von uns gegangen, wollen Sie mir das sagen?«
    »Die Polizei brachte die Todesfälle nicht miteinander in Verbindung, weil sie nicht ahnte, dass sie alle zur Empire-Gang gehörten, wie sie uns in der Zeitung nannten. Und wer immer es war, er hat sich Zeit gelassen: Zwischen Bentleys und McCoys Tod vergingen fünf Jahre und sechs zwischen McCoys und Murphys. Damit bleibe nur ich übrig.«
    »Also glauben Sie, dass Joe Strachan alle drei ermordet hat?«
    »Nicht unbedingt. Ich weiß nicht einmal, ob Strachan noch lebt. Die Gang hatte noch ein Mitglied, müssen Sie wissen.«
    »Den ›Jungen‹?«
    »Sie haben von ihm gehört?« Provan sah ehrlich überrascht aus.
    »Alles, was es zu wissen gibt, und das ist nicht viel.«
    »Na, wenn es nicht Strachan war, dann hat der ›Junge‹ die anderen umgebracht.« Mittlerweile hatte Provan sein Glas in wenigen Zügen geleert, aber der Whisky schien keine Wirkung auf ihn zu haben. »Ich denke, ich fange am besten mit dem an, was bei dem Empire-Raub passiert ist …«

15
    Anscheinend stand uns eine

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