Lennox 03 - Der dunkle Schlaf
Ihnen nichts antun, und ich habe Frank nichts angetan.« Ich runzelte die Stirn. »Okay … sicher, ich habe ihn zusammengeschlagen, aber getötet habe ich ihn nicht. Und ich habe nichts mit denen zu tun, die das gemacht haben. Haben Sie verstanden?«
Er nickte wild, auf eine Art, die mir verriet, dass er zu große Angst hatte, als dass er zuhören konnte.
»Paul …«, sagte ich geduldig. »Verstehen Sie doch, was ich Ihnen sage. Ich bin nicht hier, um Ihnen wehzutun. Ob Sie es glauben oder nicht, ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen. Ich will Sie in Sicherheit bringen. Haben Sie verstanden?«
Er nickte wieder, aber diesmal waren meine Worte zu ihm durchgedrungen. Jetzt beherrschte Misstrauen sein Gesicht. Ich ließ ihn los.
»Ich will Ihnen helfen, Paul … ich will diesen Morden ein Ende machen und alles in Ordnung bringen, damit Sie nicht mehr fliehen müssen. Aber vorher muss ich mit Ihnen reden, denn ich muss wissen, was hier wirklich vor sich geht. Können wir hoch zu Ihnen?«
»Ich wohne bei einem Freund. Da können wir nicht reden.« Seine Stimme zitterte, und in seinem Gesicht spiegelte sich Misstrauen.
»Gut.« Ich hob die Einkäufe auf und gab sie ihm. »Mein Wagen steht am Bahnhof. Wir können uns unterhalten, während wir gehen …«
Ich hatte Downey die Lebensmitteltüte gegeben, damit er sich nicht ungehindert bewegen konnte oder mich wenigstens warnte, wenn er abhauen wollte, indem er sie fallen ließ. Doch während wir gingen, hörte er sich alles an, was ich ihm sagte, auch, dass mein Auftrag einzig und allein darin bestanden hatte, die Fotografien und Negative mit John Macready und Iain sicherzustellen. Ich belog ihn nur, als ich sagte, ich hätte den Verdacht, Frank wäre von jemandem ermordet worden, der entweder für Macready arbeitete oder für den Herzog, der seinen Sohn schützen wollte. In Wahrheit wusste ich natürlich genau, dass Leonora Bryson und der Anwalt Fraser hinter dem Mord steckten.
Wir kamen zum Wagen, und ich sagte ihm, er solle einsteigen. Er gehorchte, aber vorher sah er sich noch einmal besorgt um. Ich tat das Gleiche und stieg ebenfalls ein. Er saß auf dem Beifahrersitz, klein und schmal, die zerknautschte Einkaufstüte in den Händen, mehr Kind als Mann.
»Warum haben Sie sich nur auf solche Geschäfte eingelassen, Paul?«, fragte ich. »Dafür sind Sie einfach nicht gemacht.«
»Die Idee war von Frank. Dann kam Iain mit dem Plan, Macready auszunehmen. Ich hätte nie gedacht, dass deswegen Menschen ermordet werden. Ich hätte nie gedacht, dass Frank …« Er verstummte und fing an zu weinen. Ich sah in die andere Richtung, aus dem Fenster, damit ich nicht wütend auf ihn wurde, weil mir sein Heulen unangenehm war. Nach einer Weile hörte er auf.
»Hören Sie, Paul«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass es nur um die Fotos von Macready geht. Ich glaube, Sie hatten etwas Wertvolles und Gefährliches in Ihrem Besitz und wussten nicht einmal, dass es wertvoll und gefährlich war.« Ich griff in die Jacketttasche und holte den Umschlag hervor, den Ferguson mir gegeben hatte. Ich nahm die Fotografie raus und gab sie Downey.
»Erinnern Sie sich daran?«, fragte ich. »Ich glaube, Ihr Leben ist dank dieser Aufnahme mehr in Gefahr als aufgrund der Macready-Geschichte. Ich glaube, der Mann auf dem Bild ist jemand, der sich große Mühe gegeben hat, dass weder sein Gesicht noch irgendetwas anderes über ihn festgehalten wird, egal wie und wo.«
»Wer ist das?«, fragte Downey.
»Ich bin mehr oder minder überzeugt, dass das Joe Strachan ist, auch wenn mir jeder weismachen will, er wäre es nicht. Jeder möchte mir einreden, der Mann auf dem Bild wäre ein gewisser Henry Williamson, aber ich weiß nicht, ob der je existiert hat. Ich begreife nur nicht, wieso man mich deswegen belügt.« Ich dachte wieder an die Reaktion der Zwillinge oder besser: das Fehlen einer solchen, als ich ihnen die Fotografie gezeigt hatte.
»Den Namen habe ich noch nie gehört«, sagte Downey. »Über den Mann weiß ich nichts, bis auf seine Beschreibung, die ich bekam, und den Auftrag, von ihm ein Bild zu machen.«
»Von dem Mann, der Sie engagiert hat? Der Mann, der sich Paisley nannte?«
»Richtig.«
»Wie ist Paisley an Sie geraten?«
Downey sah ängstlich drein. Oder ängstlicher. »Ich habe ihm versprochen, dass ich niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen sagen werde«, keuchte er und sah aus, als rechnete er damit, dass ich zuschlug.
»Schon gut, Paul«, erwiderte ich. »Sie
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