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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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beschwerten uns nicht, denn es funktionierte. Strachan erklärte uns dann, was wir tun würden. Er hatte vier kleinere Raubüberfälle geplant, aber die waren nur zur Übung und sollten uns das Geld verschaffen, um die größeren Dinger zu finanzieren. Über diese größeren Dinger sagte er uns nur, dass die ersten beiden das Übliche wären, nur in einem größeren Maßstab, als jemand es je gesehen hätte. Das dritte Ding wäre etwas so anderes und Unerwartetes, dass hinterher niemand wissen würde, was passiert war, und die Polizei würde keine Ahnung haben, wo sie mit der Suche anfangen sollte. Ach, etwas gab es, das wir übereinander wussten: Keiner von uns hatte schwere Vorstrafen, die uns verdächtig gemacht hätten.«
    »Hat er Ihnen gesagt, dass es um die Empire Exhibition ging?«
    »Nee. Ich hatte den Eindruck, mit den ersten vier Dingern hat er uns auf die Probe gestellt und wollte sehen, wie wir zusammenarbeiten – und ob er uns trauen konnte. Erst danach hat er uns in die Pläne dessen eingeweiht, was er ›Triple Crown‹ nannte. Aber es kam noch seltsamer. Wir trafen uns immer nur beim Bennie, und jedes Mal mussten wir zu unterschiedlichen Zeiten da sein, damit wir uns nicht ohne unsere Masken sahen. Ich hatte wenig Hoffnungen, dass wir es durchhalten könnten. Selbst bei den Testdingern waren wir alle maskiert und im Laderaum eines Lieferwagens. Wir bekamen gesagt, dass er jeden, der die Maske abnahm und die anderen sein Gesicht sehen ließ, auf der Stelle niederschießen würde. Und wenn Sie Gentleman Joe Strachan kannten, dann glaubten Sie ihm. Da dämmerte es mir: der eigentliche Grund für die Masken und die falschen Namen und das Verbot, miteinander zu sprechen. Strachan und der ›Junge‹ hielten zusammen; sie kannten sich, aber der Rest von uns war nur nützlich, solange wir taten, was Strachan uns befahl, aber sobald wir anfingen, miteinander zu reden, konnten wir uns absprechen, ihn aufs Kreuz zu legen. Teile und herrsche, das steckte dahinter.
    Aber wir waren zufrieden. Wir bekamen einen dicken Batzen von den Übungsdingern, und wir hatten alle gesehen, dass Strachans Pläne besser klappten als bei jedem anderen Boss, den wir vorher hatten. Wir wussten auch, wenn wir die Triple Crown schafften, dann brauchte keiner von uns je wieder zu arbeiten. Aber wie gesagt, alles war ziemlich seltsam. Drei Monate lang mussten wir uns jeden Dienstagabend treffen, und Strachan fuhr mit uns in die Wildnis, und dort wurden wir gedrillt und bekamen Kampfausbildung. Wie bei der Armee, genau wie die Decknamen. Eines Abends wurden wir von einem Wildhüter gestört, der uns offenbar für Wilderer hielt. Er kam näher und schwenkte dabei seine Schrotflinte, aber Strachan sprach ihn an wie ein Heeresoffizier, und ehe man sich’s versah, machte der Wildhüter Männchen und nannte ihn ›Sir‹. Aber der ›Junge‹ hatte Schmiere gestanden, und während Strachan mit dem Wildhüter sprach, schlich sich der Junge von hinten an, völlig lautlos, und schnitt ihm die Kehle durch. Alles innerhalb eines Sekundenbruchteils, mit einer einzigen fließenden Bewegung.«
    »Verstehe …«, sagte ich und dachte an einen Wildhüter, der vor nicht so langer Zeit an durchschnittener Kehle verstorben war. »Was ist aus der Leiche geworden?«
    »Wir nahmen sie mit zum Wagen. Was später mit ihr wurde, weiß ich nicht; ich nehme an, Strachan und der ›Junge‹ haben sie verschwinden lassen. Aber auf der Rückfahrt zog Strachan die Leiche aus und ließ die Schrotflinte und alle Kleidungsstücke, die nicht blutig waren, an einem reißenden Fluss liegen. Ich sagte zu Strachan, dass das keinen Sinn ergab, dass niemand glauben würde, der Wildhüter wäre nachts an einem gefährlichen Abschnitt des Flusses schwimmen gegangen, wenn er nicht wieder auftauchte. Ein Fluss ist nicht das Meer, sagte ich … jeder, der in einem Fluss ertrinkt, wird irgendwo angespült.
    Strachan sagte zu mir, dass das keine Rolle spielt. Je weniger Sinn es ergibt, desto geheimnisvoller erscheint das Verschwinden des Wildhüters, sagte er. Die Landbevölkerung liebt Geheimnisse, sagte er; die Leute werden sich alle möglichen Geschichten ausdenken, von wegen, der Wildhüter ist mit einer anderen Frau durchgebrannt und so ein Zeug. Niemand wird auf die Idee kommen, er wäre ermordet worden, weil er jemanden im Wald überrascht hat.
    Danach war alles angespannter. Die anderen Jungs und ich waren ganz schön erschüttert von der Kaltblütigkeit, mit der der

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