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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste. Und Sie können mir glauben, ich hab jeden Tag in die Zeitung geguckt.«
    Wir schwiegen beide.
    »Und woher hatten Sie das Geld für das hier?« Ich machte eine vage Handbewegung in Richtung des Bungalows, in dem wir saßen.
    »Ich hab ein paar Dinger auf eigene Faust gedreht. Zwei in Glasgow und ein paar in Edinburgh. Ich hatte von Gentleman Joe eine Menge gelernt, und ich beschloss, dass alle Dinger große Dinger sein sollten. Strachan sagte immer, es spielt keine Rolle, ob man fünfzig Pfund raubt oder fünfzigtausend, das Risiko ist das gleiche. Als ich genug hatte, gab ich das Geschäft auf. Wurde ehrlich. Suchte mir sogar eine Arbeit, um nicht aufzufallen, und verdiente nachher ganz gut.«
    »In der Nacht, als der Junge zum Hangar kam … da wird er doch noch keine Strumpfmaske getragen haben. Konnten Sie einen Blick auf ihn werfen?«
    »Nein. Oder ich hab wenigstens nicht genug erkannt, um ihn je wiederzuerkennen. Wie gesagt war es stockduster in der Nacht, und er ist nicht nahe genug gekommen. Aber er war jung. Jünger, als ich gedacht hätte, und viel jünger als ich.«
    Ich nahm wieder einen Schluck Whisky, beschloss aber, das Glas nicht zu leeren, weil ich befürchtete, ich würde Glasgows Straßen dann wieder doppelt sehen.
    »Was wollen Sie jetzt machen?«, fragte ich.
    »Glauben Sie mir, Lennox, ich bin für jeden Vorschlag offen.«
    »Haben Sie ein Auto?«
    »Ja. Steht in der Garage.«
    »Dann würde ich Ihnen raten zu packen. Sofort. Und in Ihr Auto zu steigen und loszufahren. Sie schließen das Haus ab, räumen Ihr Bankkonto leer und fahren. Nach Süden. Nach England. Sagen Sie mir nicht, wohin, fahren Sie einfach. Ich würde Ihnen raten, dass Sie ein paar Wochen da unten bleiben oder wenigstens, bis Sie hören, dass alles vorbei ist.« Ich gab ihm eine Visitenkarte. »Rufen Sie mich jeden Montagmorgen um zehn Uhr an. Ich sage Ihnen dann, wie es aussieht. Nennen Sie sich Mr. French, wenn Sie anrufen, und wenn Sie eine fremde Stimme hören, legen Sie auf. Verstanden?«
    Er nickte, aber er hatte einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. Er wirkte nicht misstrauisch, sondern erstaunt.
    »Wieso helfen Sie mir?«, fragte er.
    »Meine Hilfe ist diese Woche im Sonderangebot, und außerdem bin ich Pfadfinder. Sie können mir ja ein paar Kekse abkaufen. Ich weiß es nicht … Ich glaube, Sie wurden für Ihre Teilnahme an dem Raub genug gestraft. Sie hatten nichts davon und mussten sich die vergangenen achtzehn Jahre ständig über die Schulter blicken. Und ob jetzt Strachan, der ›Junge‹ oder sonst jemand hinter diesem Blutbad steckt – für mich ist es mittlerweile eine persönliche Sache, das sagte ich ja schon.«
    »Gut«, erwiderte Provan. »Ich danke Ihnen. Tut mir leid, die Sache …« Er nickte zu meiner blutigen Hand.
    »Schon gut. Ich fühle mich gar nicht wie ich selbst, wenn ich nicht blute oder Prellungen habe. Außerdem ist das ein Andenken an meine Begegnung mit einem Fensterputzerkommando.« Ich sah zur Küchenspüle. »Darf ich mich sauber machen?«
    »Sicher. Ich habe einen Rotkreuzkasten, wenn Ihnen das hilft.«
    Ich zog das Jackett aus und krempelte mir die Hemdsärmel hoch. Der rechte war blutgetränkt. Ich wickelte den Verband ab. Zwei Stiche waren aufgegangen, wie ich vermutet hatte, und an einem Ende klaffte die Wunde auf. Ich nahm eine frische Kompresse und ein Verbandpäckchen von dem stirnrunzelnden Provan an und verpflasterte mich so gut ich konnte.
    Während ich mich säuberte, packte Provan zwei Reisetaschen. Er begleitete mich hinaus, schloss den Bungalow ab und schüttelte mir die Hand.
    »Noch mal danke, Lennox«, sagte er.
    »Danken Sie mir noch nicht. Wie gesagt, fahren Sie, bis Sie der Einzige sind, der mit schottischem Akzent spricht, und dann fahren Sie noch ein Stück weiter.«
    »Mache ich.« Er winkte und ging in die grüne Holzgarage.
    Einen Augenblick lang blieb ich im Atlantic sitzen und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte. Ich wusste, an wen ich mich wenden musste. Ich wusste es schon eine ganze Weile. Wenn ich ihn nicht aufsuchte, vermutete ich, würde er mir einen Besuch abstatten. Und mit Anwalt Fraser hatte ich eine Rechnung zu begleichen. Trotzdem beschloss ich, vor allem anderen in die Klinik zu fahren und meine Wunde neu nähen zu lassen. Dann würde ich einen Schildermaler beauftragen, die Aufschrift an meinem Bürofenster zu ändern in: LENNOX. RECHERCHEAGENT UND MENSCHLICHER FLICKENTEPPICH.
    Ich

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