Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
hätte schwören können, der ganze Wagen machte einen Satz zur Seite. Als der Atlantic in die Luft hüpfte, empfand ich die gleiche Lähmung, die mich im Krieg jedes Mal dann befallen hatte, wenn eine Granate ein bisschen zu dicht neben mir eingeschlagen war. Und wie die Narben auf meinem Gesicht bezeugen, war es einmal wirklich zu dicht gewesen. Ich duckte mich und presste den Kopf zwischen die Knie, und ein Regen aus grün gestrichenem Holz prasselte auf den Wagen nieder. Als er nachgelassen hatte, hob ich den Kopf und sah aus dem gesprungenen Seitenfenster. Die Garage war weg und Provans Auto zum großen Teil auch. Und Provan natürlich. Ich entdeckte etwas, das entfernt an einen menschlichen Körper erinnerte und genauso heftig brannte wie die Reste des Wagens.
    Der Instinkt übernahm die Führung, und ich fuhr so schnell ich konnte davon, nahm die erste Abzweigung von Provans Straße, hoffentlich bevor die Nachbarn, die jetzt aus den Häusern gerannt kamen, meinen Wagen sahen oder, noch schlimmer, mein Nummernschild.
    Ich fluchte, während ich fuhr. Ich weiß auch heute noch nicht, wen ich verfluchte, aber ich verfluchte ihn laut und wortreich. Als ich die Siedlung verlassen hatte und durch offene Landschaft kam, hielt ich am Straßenrand und untersuchte den Wagen auf Schäden. Nicht viel, abgesehen von dem geplatzten Seitenfenster auf der Fahrerseite. Ich wischte die grünen Holzspäne, die noch auf dem Dach und der Motorhaube lagen, herunter und fuhr schnell weiter.
    Nach Glasgow.
***
    In der Unfallstation musste ich vier Stunden warten, bis ein Arzt sich herabließ, nach meiner Wunde zu sehen. Er schnalzte mit der Zunge und seufzte, bis ich ihn hinreichend drohend anfunkelte und er sein Verhalten änderte. Er und eine hübsche Schwester flickten mich wieder zusammen. Ich lächelte die Schwester an, während der Arzt sein Werk tat. Es gehört zu den Paradoxa des Mannseins oder vielleicht auch nur des Lennoxseins, dass man durchgeprügelt und blutig sein und gerade mit angesehen haben kann, wie jemand in die Luft gesprengt wurde und verbrannte, dass einem der gefährlichste Gangster aller Zeiten auf den Fersen sein kann, man aber trotzdem Zeit findet, Annäherungsversuche bei hübschen Schwestern zu machen.
    Wie die selbstmörderische Laichwanderung des wilden Lachses gehörte das zu den Wundern der Natur.
    Von einem Münztelefon im Krankenhaus rief ich Fraser an.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte ich nachdrücklich.
    »Ich habe mit Ihrem Anruf gerechnet, Mr. Lennox. Ich bin der gleichen Ansicht: Wir haben einiges zu bereden. Ich hoffe sehr, dass es die zwischen uns herrschenden Unstimmigkeiten behebt.«
    »Dann verstehen Sie sicher, dass ich Sie gern in der Öffentlichkeit treffen möchte. Morgen früh an der Autofähre nach Finnieston. Die erste läuft um halb sieben aus, falls das für einen Anwalt nicht zu früh ist.«
    »Ich werde dort sein. Ich bringe einen kleinen Zuschlag für Sie mit, Mr. Lennox, als Zeichen des guten Willens. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir die Wogen nicht glätten sollten.«
    Im ersten Moment fragte ich mich, ob Fraser einen Scherz über die Fähre gemacht hatte, aber dann sagte ich mir, dass diese Art Humor für ihn fremder wäre als ein kleiner grüner Mann vom Mars. Ich legte auf.
    Ich ging ins Krankenhauscafé und trank einen Kaffee, mehr, um das Penicillin herunterzuspülen, das ich gegen eine Entzündung bekommen hatte, als sonst etwas. Ich merkte, wie meine Hand zitterte, mit der ich die Tasse hielt, doch das Bild von Provans brennender Leiche ließ sich einfach nicht verdrängen.
    Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, ging ich hinaus auf den Parkplatz. An meinem Atlantic warteten zwei Männer. Einer war ein drahtiger, rau aussehender Teddy Boy. Der andere saß auf dem Kotflügel, und ich machte mir ernsthafte Sorgen um die Federung. Als ich näherkam, stand er auf, und der Atlantic machte einen Satz.
    Ich kannte sie beide.
    »Hallo, Mr. Lennox«, sagte der Gigant in einem Bass, der an die Untergrenze des menschlichen Hörvermögens stieß. »Mr. Sneddon hat uns er-sucht, Sie mit einem Tranns-port-mittel zu versorgen.«
    »Damit hatte ich schon gerechnet, Twinkle«, sagte ich. »Wie ich sehe, haben Sie Singer mitgebracht. Hallo, Singer.«
    Singer nickte. Mehr konnte er nicht tun. Ich überlegte kurz, ob ich fragen sollte, warum er mich mit Schweigen strafte, aber aus einem Grund, den ich nicht ganz verstand, machte ich nie Witze über Singers

Weitere Kostenlose Bücher