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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ein Bulle hereingekommen wäre, hätte er uns auf der Stelle kassiert. Wir vier waren so weiß wie Bettlaken und flüsterten miteinander und sahen aus, als hätten wir einen Termin beim Henker. Wir redeten, was das Zeug hielt. Alles war anders geworden. Strachan hatte uns die Schlinge um den Hals gelegt, und die einzige Möglichkeit, nicht in der Duke Street durch die Klappe zu fallen, bestand darin, Kronzeuge zu werden. Jetzt wussten wir aber alle genau, dass sich Strachan das ebenfalls überlegt hätte und uns im Auge behalten würde. Wir konnten also entweder zum St. Andrew’s Square gehen und auspacken, dann entgingen wir dem Scharfrichter, aber würden dreißig Jahre im Bar-L verbringen, oder wir legen Strachan und seinen Psychojungen um.«
    »Mit anderen Worten, Sie hatten keine Wahl.«
    »Statt in den üblichen Abständen aufzukreuzen, wollten wir alle eine Stunde früher beim Bennie auftauchen, und zusammen. Die Waffen, die wir beim Raub benutzt hatten, waren von Strachan in den Clyde einkassiert worden, aber Johnnie besaß eine deutsche Luger aus dem Ersten Weltkrieg, und ich hatte meine eigene Abgesägte. Strachan kreuzt am Tag des Treffens eine halbe Stunde nach uns auf, und wir halten ihn in Schach. Aber er hat kein Geld dabei. Wir richten die Knarren auf ihn, und dieser Drecksack lacht uns aus. Patt. Johnnie sagt zu Strachan, dass er ihn foltern wird, dass er ihm erst ein Ei abschießt und dann das andere, aber Strachan weiß genau, dass wir nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt sind wie er. Er könnte so was tun, aber wir nicht. Wir sind am Arsch. Wir können Strachan nicht umlegen, denn dann kriegen wir nie unser Geld, und wir schrecken irgendwo auch zurück vor einem Mord, und Strachan weiß das genau. Der Mistkerl weiß alles.
    Also stehen wir da rum und brüllen uns gegenseitig an, weil keiner weiß, was wir tun sollen, und da wird uns klar, dass jeden Augenblick der ›Junge‹ kommen kann. Also schickt mich Johnnie, der irgendwie das Kommando übernommen hatte, mit der Schrotflinte los, um ihm aufzulauern. Jetzt gibt es keine Zimperlichkeit mehr von wegen jemanden umbringen. Wir wissen alle, dass der Lehrling noch gefährlicher ist als der Meister, wenn Sie verstehen, was ich meine, also bin ich entschlossen, dem Scheißer die Rübe wegzublasen, sobald er sich zeigt. Ich bin also draußen und weiß nicht, was zum Teufel in dem Hangar passiert, denn die Dämmerung setzt ein, und Licht gibt es da nicht mehr. Ich stehe im Dunklen, über mir die Bennie-Maschine, und ich habe nur vier Patronen für die Schrotflinte.
    Auf einmal sehe ich jemanden, der von der Hauptstraße her in meine Richtung kommt. Mehr ein Umriss als alles andere, aber an dem Körperbau sehe ich, dass es der ›Junge‹ ist. Ich muss aber warten, bis er wirklich nahe bei mir ist. Eine Abgesägte ist auf mehr als zwei Meter Entfernung nutzlos. Er ist noch immer zu weit weg, als auf einmal im Hangar die Hölle losbricht. Jede Menge Schüsse werden abgefeuert, und Johnnie und Ronnie kommen rausgerannt und brüllen mir zu, ich soll bloß abhauen. Johnnie schreit: ›Er ist tot, er ist tot!‹, aber ich weiß nicht, ob er von Strachan oder von Mike Murphy redet. Der ›Junge‹ rennt sofort weg, und ich renne ihm hinterher und feuere einen Schuss nach dem anderen in seine Richtung, aber nur aus Schau, denn ich kann ihn nicht treffen, doch ich vermute, er ist bewaffnet, und will nicht, dass der Mistkerl mich angreift.
    Das Ende der Geschichte? Vier Männer laufen in unterschiedliche Richtungen davon und treffen sich nie wieder, und sie haben keinen Penny aus dem Raub in der Tasche. Drei von ihnen müssen weiterhin fliehen. Und wer liegt tot im Hangar? Es konnte Joe Strachan sein, es konnte Mike Murphy sein, es konnten sogar beide sein. Ich weiß nur, dass ich Jahre später lese, wie erst Johnnie Bennett und dann Ronnie McCoy bei tragischen Unfällen ums Leben kommen.«
    »Sie haben sie nie wiedergesehen?«
    »Nee. Wir sind alle schön untergetaucht. Ich hab sogar eine Weile einen falschen Namen benutzt, aber dann dachte ich, ich bin in Sicherheit, und, tja, dann lernte ich meine spätere Frau kennen, und heiraten konnten wir nur unter meinem richtigen Namen. Aber ich hab nie wieder etwas von den anderen gehört, und ich hab auch nicht nach ihnen gesucht, und bis heute weiß ich nicht, ob es Strachan oder Mike war, der dort getötet wurde.«
    »Die Leiche …«, sagte ich. »Die Polizei muss doch eine Leiche gefunden haben?«
    Provan

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