Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
diese beschissene kleine Detektei von Ihnen … ohne uns hätten Sie es nicht mal dazu gebracht. Und ich bin immer fair zu Ihnen gewesen, oder?«
    »Im Grunde ja«, sagte ich und versuchte, mich auf sein Gesicht zu konzentrieren und den Schmerz in meinen Armen zu vergessen. »Aber ich muss sagen, dass dieses kleine Tête-à-Tête sowohl die Grenzen unserer Geschäftsbeziehung als auch meine Schultergelenke strapaziert. Warum kommen wir nicht gleich auf den Punkt?«
    »Meinetwegen«, sagte Sneddon. »Sie wissen, wieso Sie hier sind?«
    »Ich versuche nur, dieser Sache mit Strachan auf den Grund zu gehen. Und ich weiß, dass Sie mehr mit ihm zu tun hatten, als Sie zugeben. Ich weiß, wer Sie sind. Ich meine, ich weiß, wer Sie waren …«
    Sneddon blickte an mir vorbei und machte eine Kopfbewegung zur Tür. »Warte draußen bei Singer, Twinkle.«
    »Okey-dokey«, sagte Twinkletoes hinter mir ein wenig bedauernd. »Entschuldigen Sie, Mr. Lennox …«
    »Schon okay, Twinkle«, sagte ich. Ich atmete immer noch flach. Ich wusste, es war rein geschäftlich.
    »Okay … erleuchten Sie mich«, sagte Sneddon, als wir allein waren.
    »Ich kann von alldem nichts beweisen … und ich versichere Ihnen, dass ich auch nichts davon beweisen will. Ich möchte nur herausfinden, wer versucht, mich umzubringen, und warum.«
    »Reden Sie weiter.«
    Zuerst ächzte ich leicht. Meine Achseln schmerzten wie der Teufel, und mir war von Twinkletoes’ Hieben noch immer schlecht. Seine Reue darüber, mich zusammenschlagen zu müssen, hatte sich nicht auf seine Fäuste übertragen.
    »Kehren wir zu dem Empire-Raub von 1938 zurück«, sagte ich, »dem größten Raub in der Geschichte von Glasgow. Einer von drei Raubüberfällen, jeder ein Rekordbrecher. Ich bin mittlerweile zu hundert Prozent sicher, dass es Gentleman Joe war, der sie durchführte. Gentleman Joe und seine Bande von namenlosen fröhlichen Gesellen. Aber dann wurde der Polizist ermordet, und aus war’s mit der Fröhlichkeit. Vier aus der Bande bekamen das Flattern, aber Strachan und sein Lehrling, der sogenannte ›Junge‹, hielten sich weiter ans Drehbuch. Nach allem, was ich rausfinden konnte, war es der ›Junge‹, der für Strachan den starken Mann spielte, aber wie beim Rest der Bande erfuhr niemand jemals, wer er war.«
    »Kommen Sie zur Sache, Lennox.«
    »Sagen wir, Strachan hat geschossen. Dadurch hatte er jedem in der Bande eine Schlinge um den Hals gelegt. Also gab es Streit. Vor seinem Tod hat Stewart Provan mir erzählt, dass sich die Gang nach dem Raub trennte und eine Woche später im Hangar des Bennie-Schienenflugzeugs wieder treffen sollte. Er und die anderen nahmen an, dass Strachan und der ›Junge‹ sie hintergehen wollten, also spielten auch sie mit gezinkten Karten. Die Gemüter sind erhitzt wegen des Mordes, und Schüsse fallen. Strachan oder einer von seinen Leuten ist tot. Ich habe immer auf Strachan gewettet, weil die Knochen, die hochgebaggert wurden, zu einem größeren Mann gehörten. Er schläft also den tiefen, dunklen Schlaf am Grund des Clydes, und niemand erfährt, wo das Geld ist. Nur ergibt das keinen Sinn, weil Strachans Frau und Töchter jedes Jahr am Tag des Empire-Raubes pro Nase tausend Pfund bekommen. Deshalb nehme ich an, dass irgendjemand an das Geld gekommen ist. An die gesamte Sore. Und er hat es all die Jahre sicher und gewinnbringend aufbewahrt.«
    »Und wer soll das gewesen sein? Alles, was Sie sagen, klingt danach, als hätte ich recht und Gentleman Joe wäre noch am Leben«, sagte Sneddon.
    »Nicht unbedingt. Zu der Bande gehörte nämlich ein noch rücksichtsloserer Hundesohn als Strachan. Der, den alle den ›Jungen‹ nannten. Er hält sich bedeckt. Vielleicht leistet er seinen Kriegsdienst und weiß die ganze Zeit über, dass er auf einer Goldmine sitzt, wenn die Demobilisierung kommt. Genug Geld, um … nun, was könnte er mit so viel Geld tun? Er könnte sich damit in irgendeinem abgelegenen Teil der Welt häuslich einrichten, aber er müsste sich immer über die Schulter blicken. Oder er könnte eine Machtbasis errichten, durch die er zu jemandem wird, den man fürchtet. Zu jemandem, nach dem andere über ihre Schultern Ausschau halten. Und das macht er. Er wird zum reichsten, am besten organisierten Gangsterboss Glasgows. Sie sind der König der Könige, Mr. Sneddon, nicht wahr? Die nötige Kaltblütigkeit und den erforderlichen Ehrgeiz hatten Sie von jeher, aber nach dem Empire-Coup hatten Sie auch das Startkapital. Sie

Weitere Kostenlose Bücher