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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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inneren Organe rammte.
    Ich untersuchte meine Wunde, ehe ich vom Krankenhaus wieder aufbrach. Obwohl sie durch die Gymnastik im Lagerhaus wieder geblutet hatte, wirkten die Nähte intakt, und ich entschied mich dagegen, wieder die Unfallstation aufzusuchen. Ich hätte sowieso nicht gewusst, wie ich erklären sollte, dass ich sie mir nach so kurzer Zeit schon wieder aufgerissen hatte.
    Ich fuhr zu meiner Bleibe. Vor dem Haus parkte diesmal kein Jowett Javelin, und Fiona White kam heraus, als sie mich an der Tür hörte.
    »Wie geht es Ihnen, Mr. Lennox?«, fragte sie förmlich. Sie trug eine lilafarbene bedruckte Bluse, und ich roch den Lavendelduft an ihrem Hals.
    »Mir geht es gut, Mrs. White. Und Ihnen?«
    »Gut. Ich dachte …« Sie runzelte ernst die Stirn. »Nun, ich dachte, ich sollte Sie wissen lassen, dass James ein- oder zweimal in der Woche vorbeikommen wird, um die Mädchen auszuführen. Wir glauben, dass es ihnen guttäte. Und um ehrlich zu sein, dadurch erhalte ich ein wenig Zeit für mich selbst. Immerhin ist er ihr Onkel.«
    »Wie ich schon sagte, brauchen Sie sich vor mir nicht zu rechtfertigen, Fiona«, sagte ich. »Solange Sie und die Mädchen es möchten.« Ich lächelte matt. Ich war müde. Und ich hatte Schmerzen.
    »Eben«, sagte sie. »Ich, äh … ich wollte Ihnen nur sagen, dass nicht mehr dahintersteckt. Ich hatte den Eindruck, Sie könnten vielleicht annehmen, es wäre so. Dass es eine Art … ähm …«
    »Schon gut, Fiona, ich verstehe, was Sie meinen. Danke, dass Sie mich aufklären. Für uns alle ist wichtig zu wissen, wo wir stehen. Stört es Sie, wenn ich genauso offen bin?«, fragte ich.
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie.
    Rauer als beabsichtigt drückte ich sie gegen die Wand. Sie sah mich erschrocken an, ängstlich sogar, und machte einen halbherzigen Versuch, mich zurückzustoßen, als ich meinen Mund auf ihre Lippen drückte und sie so küsste, wie ich sie seit zwei Jahren küssen wollte. Und das war gut. Junge, war das gut. Und sie erwiderte den Kuss.
    Als ich sie losließ, lehnte sie an der Wand und starrte mich an. Sie ohrfeigte mich aber nicht, sie schrie nicht, sie kündigte mir nicht die Wohnung.
    »Wie gesagt, ich finde einfach, es ist wichtig, dass wir alle wissen, wo wir stehen, Mrs. White. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muss hoch und mich frisch machen. Es war ein harter Tag, und ich bin heute Abend geschäftlich unterwegs. Ich möchte Ihnen aber sagen, dass ich dieses Gespräch jederzeit, wenn Ihnen danach ist, gern fortsetze.«
    Sie sagte nichts, und ich ließ sie dort, an die Wand des Treppenhauses gelehnt, stehen und ging nach oben in meine Wohnung, um mich zu waschen. Ich hörte, wie eines der Mädchen nach ihr rief, dann schloss sich die Tür, als sie in ihre Wohnung zurückkehrte.
***
    Auf dem Weg nach Largs hielt ich an einem Fernfahrerlokal und aß etwas, das mit der gleichen Genauigkeit ein Steak genannt wurde, mit der man manchmal Hemingway als Literatur umschreibt. Der Tee war stark genug zum Ledergerben, aber wenigstens heiß und weckte meine Lebensgeister.
    Ich fuhr zu Paul Downey, und er wäre fast vor Schreck gestorben, als ich die Wohnwagentür öffnete. Ich hatte ein paar Lebensmittel und Zeitungen gekauft und saß eine Weile bei ihm und redete mit ihm in der Art, in der Menschen, die absolut nichts verbindet, miteinander reden.
    Auf dem Rückweg zu meinem Auto kam die Frau, der der Campingplatz gehörte, im Dauerlauf aus der Sandsteinvilla. Bei jedem Schritt hüpften ihre Brüste ungehindert unter ihrer Bluse, und ich stellte mir vor, wie sie ihren Büstenhalter heruntergerissen und hinter einem Kissen versteckt hatte, ehe sie aus dem Haus gekommen war.
    »Ach, Mr. Watson«, begrüßte sie mich atemlos. »Haben Sie Ihren Freund besucht?«
    »Das habe ich, Mrs. Davison. Er genießt seinen Aufenthalt hier sehr.«
    »Oh, das ist gut. Das freut mich.« Sie kam näher, und ich atmete eine Lunge voll billigem, zu reichlich aufgetragenem Parfüm ein. »Wo Sie schon hier sind, kann ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
    Ich blickte zur Villa. Wenn ich dort hineinging, dann nicht zum Teetrinken, das wusste ich. Aber sie war hübsch, und ihr billiges Parfüm begann auf mich zu wirken, und der Geschmack Fionas war noch immer auf meinen Lippen. Mir ging es dreckig und ich war durcheinander und hatte blaue Flecken und fragte mich: warum zum Teufel nicht?
    »Sehr gern, Mrs. Davison«, sagte ich und gestattete ihr, sich bei mir einzuhaken und mich

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