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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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zum Haus zu führen.
    »Nennen Sie mich doch Ethel«, sagte sie in kokettem Ton.
    Muss ich das?, dachte ich. Muss ich das wirklich?
***
    Man konnte es nur schwer fassen, aber die Autofähre von Finnieston war wirklich nicht von William Heath Robinson entworfen worden. Als ich sie zum ersten Mal sah, erschien sie mir als das bizarrste Beispiel für ein Wasserfahrzeug, das ich je gesehen hatte: ein Mittelding zwischen dem Skelett eines Mississippi-Raddampfers und einem riesigen schwebenden Hamsterkäfig. Der Grund für ihr ungewöhnliches Äußeres lag allerdings in ihrer sinnreichen Konstruktion. Sie konnte den ganzen Tag und Abend lang unabhängig vom Pegelstand verkehren – und der Clyde hat Gezeiten –, weil sie ein höhenverstellbares Ladedeck besaß, das dampfgetrieben auf die genaue Höhe des Kais eingerichtet wurde, an dem sie anlegte, ganz egal, wie hoch das Wasser gerade stand.
    Als ich an diesem Morgen an der Fähre eintraf, lag kein Smog über der Stadt, aber auf dem Fluss schmollte ein dicklicher Nebel, der nicht überredet werden konnte, am Ufer hochzusteigen und in die Straßen zu quellen. Der Nebel verwandelte die unglaublichen Aufbauten der Fähre in etwas, das aussah, als sei es dem dunklen Zeitalter entsprungen. Auf der ersten Überfahrt des Tages war mein Atlantic das einzige Auto an Bord, und außer mir reisten nur ein paar Fußgänger mit. Fraser stieg im letzten Moment zu und kam zu mir, während ich auf die Schwaden blickte, die über der dunklen Oberfläche des Clydes waberten.
    »Eine eher triste Überfahrt, finden Sie nicht auch, Mr. Lennox?«
    »Ach, ich weiß nicht. Besser, als den Styx zu überqueren. Aber darüber wissen Sie mehr als ich, Mr. Fraser, stimmt’s? Anscheinend haben Sie dem Fährmann für mehr als einen Fahrgast die Passage gezahlt.«
    »Hören Sie, Mr. Lennox, Sie sehen all das völlig falsch. Es ist wirklich eine üble Geschichte, eine von Grund auf üble Geschichte. Alles ist zu weit getrieben worden. Das ist einfach unglückselig.«
    »Unglückselig? Sie bezahlen mir absurde Beträge, und ich führe Ihre Killer zu Paul Downeys Versteck, nur dass Ihre Leute sich überschätzen und die falsche Schwulette umbringen!«
    »Sie verstehen nicht …« Ausnahmsweise war Fraser nicht erfüllt von herablassender Selbstsicherheit. »Die Dinge sind aus dem Ruder gelaufen. Ich weiß nicht … man glaubt, man kennt die Leute und wüsste, woran man mit ihnen ist. Dass eine gewisse Bindung besteht. Und dann geschieht etwas, das die Welt auf den Kopf stellt.«
    »Sie sprechen von Joe Strachan?«
    Fraser wandte sich mir zu. »Helfen Sie mir, Lennox. Schützen Sie mich. Ich konnte nicht absehen, dass irgendetwas Derartiges geschehen würde. Leonora Bryson fragte mich, ob ich jemanden kenne, der die Downey-Angelegenheit weiterverfolgen könnte, und ich brachte sie mit Colonel Williamson in Verbindung. Sobald Sie Downey gefunden hätten, sollten Williamsons Leute überprüfen, ob Sie alle Negative zerstört hatten. Und vielleicht sollten sie etwas nachdrücklicher klarmachen, worauf wir Wert legten, als Sie es getan hatten. Ich wusste nicht, dass Miss Bryson sie auffordern würde, noch weiter zu gehen.«
    »Ich war nachdrücklich genug. Downey und Gibson bedeuteten keine Gefahr mehr für Sie, Leonora Bryson oder John Macready. In Wirklichkeit hat Williamson, wie Sie ihn nennen, Leonora nur zu gern den erbetenen Gefallen getan, denn er besaß einen triftigen Grund, Downeys Tod zu wollen. Er wollte sicherstellen, dass es keine Exemplare dieser Fotografie mehr gab …« Ich nahm das Bild heraus, das in den letzten Tagen mein ständiger Begleiter gewesen war. »Das ist Williamson, richtig?«
    »Richtig.«
    »Falsch«, widersprach ich. »Das ist Gentleman Joe Strachan, Gangster, Raubmörder und Universalmistkerl reinsten Wassers.«
    »Ich weiß«, gab Fraser zu. »Colonel Williamson redete auf mich ein, Druck auf Sie auszuüben, damit Sie alle anderen Aufträge niederlegen, um sich ganz auf den Macready-Fall zu konzentrieren. Man brauchte kein Genie sein, um zu erraten, dass es ihm in Wirklichkeit darum ging, dass Sie die Suche nach Joe Strachan aufgeben. Von da ab war es nicht schwierig. Zuerst konnte ich es nicht glauben … Ich kenne Colonel Williamson seit dem Krieg. Und ich vermochte nicht zu eruieren, wie er mit einer fiktiven Identität die nötige Ermächtigungsstufe für die Arbeit erhielt, die er während des Krieges tat.«
    »Und wie haben Sie diesen Kreis quadriert?«
    »Wenn es

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