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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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meine Jacketttasche und nahm die Fotografie heraus, die ich von Downey bekommen hatte. »Wenn das alles stimmt, dann im Namen Jesu Christi und allem, was heilig ist, würden Sie mir bitte, bitte sagen … ist dieser Mann Ihr Vater, Gentleman Joe Strachan, oder nicht?«
    Sneddon zog lange und bedächtig an seiner Zigarette, lächelte boshaft, indem er den Rauch wieder ausstieß, und fachte meine Frustration an.
    »Ja.«

16
    »Sie lagen richtig damit, dass wir uns alle beim Bennie treffen sollten«, sagte Sneddon. »Und jeder war aus dem Häuschen wegen dem toten Bullen. Wir sollten nicht miteinander reden, uns nicht mal sehen, ehe wir uns wieder trafen. Aber die anderen vier setzten sich darüber hinweg und planten ihr eigenes kleines Spiel. Ich nahm an, dass Joe und ich dort jeder eine verpasst bekämen, aber am Bahnhof Maryhill waren Bullen gewesen, und ich musste einen Umweg nehmen. Dadurch kam ich zu spät.
    Sie mussten Joe mit vorgehaltener Waffe bedroht haben, denn als ich näher kam, hörte ich Schüsse und Gebrüll. Eines der Dreckschweine hatte mir aufgelauert. Ich sollte zwei Schrotläufe ins Gesicht bekommen, aber ich war zu weit weg. Ich trug keine Waffe, deshalb haute ich ab. Sie feuerten ein paar Schüsse auf mich ab, aber mehr konnten sie nicht riskieren. In ganz Glasgow wimmelte es von Bullen, und es bestand immer die Möglichkeit, dass irgendein Jagdhüter uns für Wilderer hielt. Ich ging nach Hause, holte mir einen Revolver und nahm Billy Dunbar mit zurück zum Bennie. Als wir dort ankamen, waren alle verschwunden.«
    »Wer war der Tote, wenn es nicht Strachan war? Mike Murphy?«
    »Sehen Sie«, sagte Sneddon, »das ist es ja … Ich hatte erwartet, Joes Leiche zu finden, aber da war keine. Weder Joe noch Mike Murphy – niemand. Aber Blut gab es schon. Viel Blut. Abgekratzt war da jemand, so viel stand fest.«
    »Und Sie haben also das Geld nicht bekommen?«
    »Doch, ich bekam’s. Joe muss kapiert haben, dass die anderen sich wahrscheinlich gegen uns stellen würden. Sie kriegten nichts, aber ich bekam eine Postkarte mit der beschissenen Royal Mail, ob Sie’s glauben oder nicht. Er hatte echt Mumm, das hatte Joe. Er musste sie auf dem Weg zum Raub eingeworfen haben. Also hatte er da schon Bescheid gewusst. Wie auch immer, die Karte war in Glasgow abgestempelt worden, aber das Bild darauf war von Largs, unten an der Küste.«
    Ich versuchte, nicht zu erschaudern, weil ich Paul Downey genau dort hingebracht hatte.
    »Auf der Postkarte war ein Bild vom Pencil«, fuhr Sneddon fort. »Sie wissen schon, das bleistiftförmige Denkmal für die Schlacht von Largs, wo wir den Wikingern in den Arsch getreten haben oder so was. Auf der Karte stand nichts, aber ich wusste, dass Joe in dem Hafen am Pencil ein Boot liegen hatte. Er unterhielt es unter einem falschen Namen, und die Bullen wussten nichts davon und konnten es nicht durchsuchen. Ich war der Einzige, der es kannte und den Namen, unter dem er es im Hafen angemeldet hatte.«
    »Henry Williamson«, sagte ich.
    Sneddon starrte mich erstaunt an.
    »Ich habe meine wachen Augenblicke«, erklärte ich.
    »Egal«, fuhr Sneddon fort. »Ich ging zu dem Boot, und tatsächlich, unter einer Bank in der Kajüte waren zwei Koffer voll Geld. So viel Geld, dass ich bibbernd davorsaß. Ich habe gezittert wie Espenlaub, verdammte Scheiße.«
    »War es die ganze Sore?«
    »Die Hälfte. Und nicht nur die Hälfte vom Empire-Coup, sondern die Hälfte von allen Triple-Crown-Rauben. Ich saß da und zählte es, weil ich mir sagte, dass ich das nirgendwo in größerer Sicherheit tun könnte.«
    »Das war eine Menge Geld.«
    »Ganz wie Sie sagten, genug Geld, um sein Leben für immer zu verändern. Wissen Sie, Lennox, niemand hat je von diesem Geld erfahren. Jetzt wissen Sie Bescheid, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.«
    »Vorhin hatten Sie Ihre Gelegenheit.«
    »Ich könnte Sie auch jetzt noch für immer zum Schweigen bringen.« Sneddon seufzte. »Aber Sie werden nicht reden. Sie wissen, dass das Ihr Ende wäre. Aber vor allem halten Sie sich noch immer für einen beschissenen Offizier und Gentleman aus den Kolonien. Sie haben sich in der Scheiße gewälzt wie wir alle, aber an Ihnen scheint nichts kleben zu bleiben. Sie werden nichts sagen, weil es gegen Ihre Prinzipien verstößt.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ich welche habe«, erwiderte ich. »Was ist Ihrer Meinung nach aus der anderen Hälfte geworden?«
    »Damals hatte ich keine Ahnung. Ich dachte, dass

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