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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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wirklich bis ins Detail durchdacht, Mr. Sneddon«, sagte ich.
    »Stimmt, das hab ich. Ich bekam meine Chance, weil Strachan verschwand. Deshalb habe ich mir das eben genau überlegt. Vor allem, weil ich immer wusste, dass der Kerl wieder auftauchen könnte, und damit meine ich nicht die Art, wie seine Knochen jetzt ans Licht kamen. Aber jetzt …« Er breitete die Arme aus, schloss seine Umgebung ein. »Jetzt lasse ich das alles hinter mir. Ich bin heute Geschäftsmann, Lennox. Meine Kinder können irgendwann den ganzen Laden übernehmen, ohne dass sie sich von der Polizei die Scheiße gefallen lassen müssen, die sie in all den Jahren bei mir versucht haben. Wenn jetzt doch Gentleman Joe Strachan von den Toten zurückkehrt, dann sind es Murphy und Cohen, die sich hüten müssen, nicht ich.«
    »Sind Sie so sicher, dass er nicht tot ist?«
    Sneddon zuckte mit den Schultern. »Ich bin ihm nie begegnet, hab ihn nicht gekannt, wie gesagt. Aber was ich über ihn weiß, sagt mir, dass er ein zu gewiefter Kerl war, um sich von einem seiner eigenen Leute abmurksen zu lassen. Zu ausgebufft und zu gefährlich. Übrigens, ich glaube nicht, dass Billy Dunbar jemals mit ihm zu tun hatte. Deshalb bellen Sie auch den falschen Baum an.«
    »Na, danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben, Mr. Sneddon«, sagte ich. »Wie gesagt, ich dachte, Sie könnten mir sagen, wo ich Dunbar finde.«
    »Nee, kann ich nicht. Also los, verpissen Sie sich.«
    Ich ließ Sneddon in seinem Handelspalast zurück und fragte mich, ob er bei seinen Treffen mit den Rotariern den gleichen Abschiedssatz benutzte.
***
    Bis in die Sechzigerjahre hatte Glasgow drei große Bahnhöfe, und jeder von ihnen war ein gigantisches viktorianisches Bauwerk. Queen Street, St. Enoch’s und Central Station lagen zwar in Gehentfernung beieinander, teilten jedoch die drei wichtigsten Destinationen der Glasgower unter sich auf. Wenn alle Straßen nach Rom führten, so führten alle Eisenbahngleise ins Glasgower Stadtzentrum. Jeder Bahnhof war mit seinem Gegenstück in London verbunden und koppelte die beiden wichtigsten Städte des Britischen Empires aneinander: Von Queen Street kam man zu King’s Cross, von St. Enoch’s zu St. Pancras, von Central Station nach Euston. Und an jedem Bahnhof gab es ein riesiges Grandhotel.
    Mein Büro auf der Gordon Street befand sich direkt gegenüber der Central Station und dem dunklen, grandiosen Klotz des Central Hotels darauf, dessen Mauerwerk mit dem des Bahnhofs verschmolzen war. Im Central Hotel lief man eher in einen Filmstar oder ein nachgeordnetes Mitglied des Königshauses hinein als in einen normalen Glasgower; eine Ironie des Schicksals, da ich einen Filmstar hinsichtlich seines Einlaufs bei einem nachgeordneten Mitglied des Königshauses vernehmen wollte. Unter dem Dach des Central Hotels hatten solch erlauchte Persönlichkeiten wie Winston Churchill, Frank Sinatra und Gene Kelly genächtigt, ganz zu schweigen von Roy Rogers und Trigger. Trigger hatte offenbar eine eigene Suite bewohnt.
    Der Portier rief in Macreadys Suite an und bat mich zu warten, bis jemand mich abholte, also vertrat ich mir die Beine im Hotelfoyer. Immerhin tat ich das auf teurem Marmor.
    Als ich vom Büro aus angerufen hatte, um mir einen Termin geben zu lassen, hatte ich mit einer jungen Frau mit amerikanischem Akzent und so viel Frostigkeit in der Stimme gesprochen, dass die Eiszeit dagegen richtig milde erschien. Meinen Anruf hatte sie erwartet; offenbar hatte Fraser sie instruiert.
    Ich war nach einer Weile des Hin- und Herschlenderns gerade bis zu den Achselhöhlen in rotem Leder versunken und in eine Zeitung vertieft, als ich wieder den eisigen Ton hörte. Als ich aufsah, blickte ich in die kalt funkelnden Augen einer nordischen Göttin um die fünfundzwanzig. Ihr hellblondes Haar schien natürlich und nicht gebleicht zu sein, und die vollen, dunkelrot geschminkten Lippen betonten das Preußischblau ihrer Augen. Sie trug ein graues Straßenkostüm mit weißer Bluse und war ganz Kurven und so lange Beine, dass ich überrascht war, als sie auf dem Boden endeten. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihre wohlgeformten Neunzig-sechzig-neunzig anstarrte. Sie ertappte mich ebenfalls, und im klirrenden Eis ihrer blauen Augen sank das Quecksilber noch um ein paar Grad mehr.
    »Mr. Lennox?« Wenn sie gerade mit einem ihrer Stöckelabsätze in einen Hundehaufen getreten wäre, hätte sie nur unwesentlich mehr Widerwillen in diese Frage legen können.
    »Ich

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