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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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oft in der beeindruckenden Architektur öffentlicher Gebäude, oft an den unglaublichsten Stellen. Die Govanhill Public Baths and Turkish Suite auf der Calder Street bot ein perfektes Beispiel: von außen ein würdevolles Bauwerk, innen ein edwardianischer Palast der Ablution.
    Als ich dort einen Bademeister nach Frank fragte, erfuhr ich, dass Frank einer seiner Kollegen war und im Augenblick Dienst hatte. Der Bademeister bat mich, in der Galerie des Herrenbeckens zu warten. Ich setzte mich auf den feuerwehrroten Sitz und betrachtete die wenigen Schwimmer im Wasser. Jedes Platschen hallte in der chlorigen Luft der Schwimmhalle mit ihren weißen Fliesen und dunkelroten Tragbalken wider. Man hätte hier eine Oper aufführen können, weil nicht nur die Akustik, sondern auch das Dekor der Badeanstalt ans Opulente grenzte.
    »Sie wollten mich sprechen?« Eine mächtige Ansammlung von Muskeln, die in ein weißes Tennishemd gequetscht worden war, erschien neben mir. Ein kantiges, wenn auch unverhältnismäßig feines Gesicht, das beinahe an Zierlichkeit grenzte, stand im krassen Kontrast zu den überwältigenden Oberarmen und den wuchtigen Schultern. Das helle Haar des Mannes war an den Seiten gestutzt, aber lang und dicht auf dem Scheitel, und eine blonde Locke hatte die Angewohnheit, ihm in die Stirn und leicht über ein Auge zu fallen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, vor mir stehe eine Kreuzung zwischen dem Nazi-Idealbild arischer Männlichkeit und Veronica Lake.
    »Ich suche Paul«, sagte ich, als wäre es das Normalste der Welt.
    »Welchen Paul?«
    »Sie wissen, welchen Paul – Paul Downey.«
    »Was wollen Sie von ihm?«
    »Ich will nur mit ihm reden. Ich weiß, dass Sie mir sagen können, wo er ist, Frank. Also, wo finde ich ihn?«
    Frank beugte sich näher zu mir und bleckte die Zähne. »Warum lassen Sie ihn nicht einfach in Ruhe? Hat er nicht versprochen, er zahlt das Geld zurück?«
    Interessant.
    »Vielleicht können wir ihm entgegenkommen«, sagte ich. »Ich möchte nur mit ihm reden, das ist alles.«
    »Alles, was Sie zu sagen haben, kann ich ihm mitteilen. Sie bekommen Ihr Geld. Bald. Ich dachte, Ihr Boss wäre einverstanden.«
    »Und wer genau ist mein Boss?«
    Frank sah mich verdutzt an, dann wurde er wütend, als er begriff, dass ich nicht war, für den er mich gehalten hatte.
    »Okay, ich will offen zu Ihnen sein, Frank«, sagte ich. Er war vielleicht ein Sahneschnittchen, aber eins mit viel Füllung, und es musste schließlich nicht hässlich werden. »Ich weiß nicht, von welchem Geld Sie reden, aber aus Ihren Worten schließe ich, dass Paul den falschen Leuten was schuldet. Darum geht es mir aber nicht. Ich bin kein Abholer, sondern Lieferant. Ich bin beauftragt worden, von Paul gewisse Fotografien zurückzukaufen. Ich nehme an, Sie wissen, wovon ich spreche?«
    Frank zuckte mit den massigen Schultern.
    »Hören Sie, Frank, wenn Sie wissen, wo Paul ist, dann sagen Sie ihm, er soll mich anrufen.« Ich reichte ihm eine Visitenkarte mit meiner Büronummer. »Und sagen Sie ihm, dass er sein Geld bekommt, aber die Regeln stellen wir auf, nicht er. Wir werden so viel Zaster nicht auf der Grundlage von Gottvertrauen an ein Postfach in der Wellington Street schicken. Und es wäre nett, wenn Sie ihn darauf hinweisen würden, dass er keinen Penny bekommt, ehe ich absolut überzeugt bin, dass ich alles habe.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, behauptete Frank, aber die Karte nahm er an.
***
    Frank verließ Govanhill Baths gegen halb elf. Gute fünf Minuten stand er auf der Calder Street herum, blickte in alle Richtungen und vergewisserte sich, dass ich nicht auf ihn wartete, um ihm zu folgen – was ich tat –, dann ging er die Straße entlang zu seiner Straßenbahnhaltestelle. Er trug einen billigen, aber protzig wirkenden Regenmantel mit Gürtel und hatte den Hut über die Augen gezogen, doch die sich von den Schultern zu den Hüften verjüngende Statur des entschlossenen Bodybuilders stach unübersehbar heraus.
    Zu meinem Glück bestand die gegenüberliegende Seite der Calder Street aus einer Mietskaserne nach der anderen; roter Sandstein unter schwarzem Ruß. Ich hatte mich in den Hofdurchgang eines Wohnblocks mit einem Treppenaufgang gestellt und von dort aus den Eingang der Badeanstalt beobachtet. Frank war ein helles Köpfchen, das musste ich ihm lassen, und ich fragte mich, ob seine Beteiligung an Downeys Amateurfotografenklub darüber hinausging, nur hübsch aus der Wäsche zu gucken.
    Er nahm

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