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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sich in seinem angeschwollenen, blutigen Gesicht aus. »Wissen Sie was, Lennox? Ich glaube nicht, dass Sie in der Lage sind, irgendwen zu rufen. Sie tun gar nichts, Lennox. In Indien hatten sie ein Sprichwort: Wer den Tiger reitet, kann niemals absteigen. Sie kommen nicht an mein Messer, ohne den Garderobenständer loszulassen; wenn Sie ihn loslassen, komme ich als Erster an das Messer. Was immer passiert, wir haben eine zweite Runde.«
    »Die erste haben Sie nicht gewonnen«, sagte ich, »und dabei hatten Sie die Überraschung auf Ihrer Seite.«
    »Sie bluten, Lennox. Nichts, was nicht verbunden werden könnte, aber Sie werden schwächer. Ich bezweifele sogar, dass Sie mich mit diesem Ding noch lange in Schach halten können. Sie können nur hier stehen und um Hilfe rufen und hoffen, dass jemand kommt.«
    »Wissen Sie was? Sie haben vollkommen recht. Ein scheinbar unlösbares Rätsel, aber ich glaube, ich habe eine Antwort.«
    »Ach ja?« Er behielt das arrogante Lächeln im Gesicht. »Und die wäre?«
    »Dass Sie um Hilfe rufen … auf dem Weg nach unten.«
    Mit letzter Kraft drückte ich den Garderobenständer nach vorn. Sein Lächeln verschwand, und das unverletzte Auge weitete sich in der blutigen Maske seines Gesichts, als er versuchte, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Ich stieß nach, und die blutigen Finger rutschten vom Fensterrahmen ab. Er kippte nach hinten und fiel schreiend aus dem Fenster.
***
    Ich hörte Reifen quietschen und eine Frau kreischen. Ich ging ans Fenster und sah auf die Gordon Street hinunter, wo mein Angreifer zerschmettert auf dem tief eingebeulten Dach eines Taxis lag.
    Das war, dachte ich bei mir, als ich zurücktrat, um die Polizei zu rufen, eine sehr wirksame Methode, um einen Taxifahrer auf sich aufmerksam zu machen. Wirksamer als ein Pfiff allemal.

12
    Leute aus einem Fenster im dritten Stock zu werfen verstößt offenbar gegen einige Glasgower Verkehrsvorschriften, und darum verbrachte ich die nächsten beiden Tage zum größten Teil in Gesellschaft der Polizei.
    In der ersten Nacht lag ich im Western General Hospital, und ein Bursche in Blau saß neben meinem Bett. Zu meinem Schutz, wollte Jock Ferguson mich beruhigen, aber das gelang ihm nicht.
    Obwohl ich mühelos gehen konnte, musste ich im Bett liegen bleiben, aber nicht im Krankensaal, sondern in einem Einzelzimmer. Ich nehme an, die Polizei bestand darauf.
    Ich war in guten Händen. Wenn man sich eine Stich- oder Schnittwunde wünscht, würde ich jedem anraten, sie sich nach Möglichkeit in Glasgow zuzuziehen. Glasgower Krankenhäuser besitzen eine unvergleichbare Erfahrung, Wunden zu nähen, die durch Rasiermesser, gewöhnliche Messer oder abgebrochene Flaschen verursacht worden sind. Ich habe sogar einmal von jemandem gehört, der mit mehreren Machetenwunden eingeliefert wurde. Wieso ein Glasgower eine Machete besitzen sollte, entzieht sich meiner Kenntnis: Ich bin mir ziemlich sicher, während meiner Zeit in Glasgow kein einziges Mal auf dichten Dschungel oder Regenwald gestoßen zu sein.
    Meine Armwunde war tief. Ein Arzt, der aussah, als wäre er zwölf, und jedes Mal rot wurde, wenn ich ihn »Sonny« nannte, erklärte mir, sie hätten nicht nur Haut, sondern auch Muskeln nähen müssen. Ich hätte mit Nervenschäden zu rechnen, fügte er in einem strengen Tonfall hinzu, als hätte ich mir die Verletzung wegen meiner albernen Eskapaden selbst zuzuschreiben.
    Ich machte eine formelle Aussage bei Jock Ferguson, nachdem er mich über meine Rechte belehrt hatte, mein uniformiertes Kindermädchen bezeugte das Ganze. Ich befolgte genau den Ratschlag, den ich Fraser erteilt hatte, und schilderte die tatsächliche Abfolge der Ereignisse, meinen Du-oder-ich-Kampf, der damit endete, dass mein Gegner aus dem Fenster stürzte. Ich ließ nur aus, dass ich mehrmals hatte zustoßen müssen, ehe der Bastard den Halt verlor, oder dass wir eine Weile geplaudert hatten, bevor er sein Taxi anhielt.
    Mir wurde mulmig, als McNab sich zu uns gesellte. Er schleifte einen Stuhl hinter sich her, dessen Füße auf dem Linoleumboden quietschten. Hinter ihm stand ein Kriminaler mit amtlich-mürrischem Gesicht an der Tür, in der Hand eine Aktentasche. Offenbar gehörte es zu den Privilegien von McNabs Rang, seine Unterlagen nicht selbst tragen zu müssen.
    McNab las sich die Aussage durch, die ich Ferguson diktiert hatte, und unterschrieb sie.
    »Das Komische dabei ist«, sagte er und schob sich den Hut in den Nacken, sodass ich ihm in die

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