Lensmen 01 - Die Planetenbasis
eindrucksvollen Kopf, der von einem ungebändigten rotbronzenen Haarschopf gekrönt wurde, und schließlich die Augen – goldfleckige Augen, in denen in diesem Augenblick wilde Entschlossenheit glühte.
»Ich bin nicht überrascht, solche Worte von dir zu hören«, sagte Livius ruhig. »Ich habe so etwas beinahe erwartet. Nein, du hast dich nicht auffällig benommen, Patroklus – aber wenn jemand die Gladiatoren so gut kennt wie ich, weiß er sofort, wenn er einen ungewöhnlichen Mann vor sich hat. Und ich glaube, daß ich weiß, was du mit deinen Worten sagen wolltest.«
»Das hatte ich gehofft.«
»Jedenfalls danke ich dir aus vollem Herzen. Ich bin völlig auf deiner Seite. Nicht, daß ich große Hoffnungen hege. Du scheinst von einer vorzüglichen Familie zu stammen – nach Wuchs, Haaren und Augen könntest du sogar ein direkter Nachkomme von Spartakus sein. Aber du weißt, daß auch er gescheitert ist. Dabei ist die Lage heute für uns noch wesentlich ungünstiger. Bisher ist noch kein Komplott gegen Nero wirklich zum Zuge gekommen; nicht einmal seine Mutter hat Erfolg gehabt. Alle sind sie gestorben, und du weißt so gut wie ich, welche Todesarten Nero für Verräter bereithält. Nero ist heimtückisch, seine Spione leisten ausgezeichnete Arbeit. Trotzdem bin ich völlig auf deiner Seite. Wenn ich zwei oder drei Prätorianer mit mir in den Tod nehmen kann, bin ich vollauf zufrieden. Aber du siehst eigentlich nicht so aus, als wolltest du Neros Podium dort drüben bestürmen. Hast du etwa einen anderen Plan – einen Plan, der vielleicht sogar Erfolgsaussichten hat?«
»Mehr als das, mein Freund.« Der Thraker lächelte grimmig. »Seine Spione sind, wie du sagst, sehr tüchtig. Aber diesmal werden wir sie übertreffen; diesmal werden wir ebenso unbarmherzig sein wie sie. In unseren Reihen hat schon mancher kaiserliche Spion sterben müssen. Die übrigen sind fast alle bekannt, und sie werden ebenfalls nicht mehr lange leben. Zum Beispiel Glatius. Von Zeit zu Zeit, wenn ihm die Götter zur Seite stehen, gelingt es einem Gladiator, einen Mann zu töten, der besser ist als er. Aber Glatius ist eine solche Wundertat nun schon sechsmal hintereinander gelungen, ohne daß er den geringsten Kratzer davongetragen hat. Aber bei seinem nächsten Kampf wird ihm Neros Schutz nichts mehr nützen – er wird sterben. Die Parole ist ausgegeben, und es gibt Tricks, die auch Nero noch nicht kennt.«
»Das ist wahr. Gestatte mir noch eine Frage – dann wage ich vielleicht auch zu hoffen. Es geschieht nicht zum erstenmal, daß sich Gladiatoren gegen den Kaiser zusammentun, doch bisher war es jedesmal so, daß die Verschwörer, ehe sie etwas unternehmen konnten, gegeneinander ausgelost wurden, wobei das Signal immer auf ›Kampf bis zum Tod‹ stand. Glaubst du, daß auch deine ...?«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Deshalb bin ich ja so zuversichtlich. Wir Gladiatoren stehen mit unserem Vorhaben nicht allein. Wir haben mächtige Freunde bei Hof, von denen einer seit Tagen ein Messer bei sich trägt, das für Neros Rippen bestimmt ist. Daß er dieses Messer noch immer mit sich führt und daß wir noch am Leben sind, ist für mich Beweis genug. Nero weiß nichts von unserer Verschwörung.«
In diesem Augenblick brach der gehaßte Herrscher auf seinem Thron in lautes Gelächter aus. Sein Körper schüttelte sich vor Lachen; offensichtlich genoß er die Todeszuckungen einer Christin in der Arena.
»Was muß ich wissen, um unserer Sache dienen zu können?« fragte Livius.
»Da gibt es viel zu berichten. Wie du weißt, sind die Gefängnisse mit Christen derart überfüllt, daß sie massenweise sterben. Eine Pest bedroht Rom, und aus diesem Grund sollen einige hundert Christen morgen hier gekreuzigt werden.«
»Warum auch nicht? Jeder weiß, daß sie Brunnen vergiften, Kinder ermorden und Menschen verzaubern.«
»Du hast recht. Aber laß mich mit meinem Bericht fortfahren. Im Anschluß an die Kreuzigungsfeier soll im Garten des Kaisers ein großes Fest stattfinden, das sicher bis spät in die Nacht dauert. Nero wird persönlich anwesend sein. Ganz zu Anfang wird er die Parade abnehmen, und wenn er die zehnte Fackel passiert, wird unser Mann mit seinem Dolch zustoßen. Die Prätorianer werden natürlich sofort in Aktion treten, aber in der allgemeinen Verwirrung wird es uns hoffentlich gelingen, die meisten von ihnen zu beseitigen. Zur gleichen Zeit werden andere Männer den Palast besetzen und jeden umbringen, der irgendwie
Weitere Kostenlose Bücher