Lensmen 02 - Die ersten Lensmen.rtf
der Patrouille eine neue Angriffsformation entwickelt. Sie wußten, daß der Feind wahrscheinlich mit dem gewohnten Angriffskegel in den Kampf gehen würde, und waren nach langen Versuchen zu der Überzeugung gekommen, daß ein Zylinder der bisherigen Kampfformation überlegen war. Der Nachteil war, daß ein kampfstarker Zylinder theoretisch aus wesentlich mehr Schiffen bestehen mußte als ein Kegel und zudem weitgehend spezialisierte Einheiten erforderte. Diese Schwierigkeit konnte jedoch mit Hilfe der Produktionskraft Bennetts sehr schnell überwunden werden.
In diesem Zusammenhang tauchte natürlich die Frage auf, ob die feindlichen Strategen etwa einen ähnlichen Plan entwickelt hatten, so daß nun vielleicht zwei Zylinder aufeinandertrafen. Doch die Folgen eines solchen Zufalls ließen sich nicht vorhersagen. Admiral Kinnison hatte die fruchtlose Diskussion mit den Worten beendet: »Nein, wenn sie uns tatsächlich einen Kampfzylinder schicken, müssen wir unsere Formation eben etwas kürzen und ausweiten – und dann können wir nur noch beten.«
»Clayton an Admiral Kinnison!« meldete sich der Lautsprecher. »Irgendwelche zusätzlichen Befehle?«
»Kinnison an Vizeadmiral Clayton. Nein, keine.« Und über die Lens fuhr er fort: »Alles in Ordnung, Alex. Bemerkungen sind überflüssig. Ihr habt bestens gearbeitet. Wie weit sind die Ortungsschirme vorgeschoben?«
»Auf zwölf Detets. Übrigens, wenn wir hier noch lange warten müssen, werden die Jungs unruhig. Ich nehme an, daß du nichts dagegen hast, wenn wir ein kleines Manöver ansetzen. Kann niemals schaden. Meinst du, daß der Gegner absichtlich abwartet – in der Hoffnung, daß uns die Warterei zuviel wird?«
»Keine Ahnung. Das macht mir ein wenig Sorge. Ein paar Manöver schaffen zwar Abhilfe, aber ich weiß nicht, ob das ausreicht. Was hältst du davon, Virge? Werden wir lange warten müssen, oder werden die Burschen bald angreifen?«
»Bald«, erwiderte Samms sofort. »Und zwar aus mehreren Gründen. Sie kennen unsere wirkliche Kampfstärke nicht. Dabei sind sie wahrscheinlich dem gleichen Glauben erlegen, dem auch wir nachhängen – daß der Gegner unterlegen ist. Außerdem messen sie der Moral ihrer Mannschaften nicht die gleiche Bedeutung bei wie wir; das liegt in ihrem Regime begründet. Sie werden aufgrund unserer offenen Herausforderung sowieso nicht umhin können, den Kampf aufzunehmen, denn es scheint sehr wichtig für sie zu sein, das Gesicht zu wahren.«
Die Manöver begannen, doch kurz darauf wurde bereits Alarm gegeben; der Feind war entdeckt. Auch diese Schwarze Flotte näherte sich aus der Richtung des Sternbildes Haar der Berenice. Computer errechneten den genauen Kurs und die genaue Geschwindigkeit – Befehle wurden erteilt, und die unzähligen Schiffe nahmen ihre Ausgangspositionen ein.
Nicht überall verlief der Stellungswechsel ohne Komplikationen; den meisten Piloten fehlte noch die Erfahrung. Doch nach wenigen Minuten war alles an Ort und Stelle. Schweikert und Clayton waren zufrieden.
Die Ausgangsformation war ein Kegel der üblichen Form, der nur in seiner Zusammensetzung von der Norm abwich. Die Patrouille hoffte, daß sich der Feind hierdurch täuschen ließ. Mit der Bildung des Zylinders sollte so lange gewartet werden, bis dem Gegner für eine Reaktion keine Zeit mehr blieb.
Kinnison lächelte befriedigt, als die Schwarze Flotte einen gigantischen Kegel zu bilden begann – einen Kegel, gegen den die ›offizielle‹ Einheit der Patrouille keine Chance gehabt hätte. Doch um einen einigermaßen kampfkräftigen Zylinder zu bilden, war die Schwarze Flotte nach Meinung des Admirals noch nicht groß genug – und wenn der Gegner in den nächsten Minuten nichts unternahm, war es für ihn sowieso zu spät.
Wie durch Zauberei verwandelte sich der gigantische Kegel der Patrouille plötzlich in einen Doppelzylinder. Das Manöver war einfacher als der komplizierte Richtungswechsel bei Annäherung des Gegners. Die Basis des Kegels zog sich zusammen und die bisherige Spitzensektion paßte sich durch eine entgegengesetzte Bewegung an. Durch eine endlose Kette von Traktor- und Preßstrahlen verbanden sich die Myriaden von Einzelschiffen zu einem einzigen untrennbaren Gebilde von gigantischer Feuerkraft.
Und anstatt in Ruhe abzuwarten, ging der Zylinder sofort mit Höchstgeschwindigkeit zum Angriff über.
Die Galaktische Flotte raste geradewegs in die gähnende Öffnung des gegnerischen Kegels hinein – dorthin, wo der
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