Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
diese Konstruktion wurde die kinetische Energie eines menschlichen Körpers neutralisiert, dessen Ursprungsgeschwindigkeit nicht der Ursprungsbewegung seiner Umgebung entsprach. Es erfordert Mut, sich diesem Netz anzuvertrauen, ohne mit der Wimper zu zucken – besonders, da man nicht weiß, wie groß die zu absorbierende kinetische Energie ist. Haynes warf einen prüfenden Blick auf den Neutralisator des Mädchens und sagte:
»Vielleicht sollte die junge Dame doch hierbleiben, Lacy ...«
»Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Admiral«, erwiderte die Krankenschwester. »Ich kenne das Netz.«
Sie blickte ihn an. Und zum erstenmal wurde es Admiral Haynes bewußt, daß dieses Mädchen eine ausgesprochene Schönheit war.
»Da kommt er!« Von den Traktorstrahlen eines Schiffes sicher geleitet, wurde Kinnisons Schnellboot auf dem Landefeld abgesetzt, und die fünf eilten an Bord. Sie wußten genau, was sie zu tun hatten.
Das kleine Fahrzeug schoß sofort wieder in den Raum hinaus, wo es einen wilden Sprung vollführte, als einer der Piloten den Bergenholm abschaltete. Sekunden später dirigierte Admiral Haynes den bewußtlosen Kinnison aus der Luftschleuse, durch eine Art Handschelle an ihn gefesselt. Beide waren im trägheitslosen Zustand. Als Haynes den Neutralisator des bewußtlosen Lens-Trägers abschaltete, wurde er von dessen Ursprungsbewegung seitwärts mit davongerissen. Sofort aktivierte der Admiral die Antriebsaggregate der beiden Raumanzüge und manövrierte sich und den Verletzten zurück. Bald waren die beiden Lens-Träger wieder an Bord, wo der Arzt und die Krankenschwester sofort ans Werk gingen. In wenigen Sekunden hatten sie Kinnison aus Raumanzug und Lederuniform befreit und ihn in eine Koje gebettet. Sie stellten schnell fest, daß sie für ihren Patienten nicht viel tun konnten, ehe sie ihn auf einem richtigen Operationstisch hatten. Jetzt waren die Piloten an der Reihe.
»Das Boot hat einen sehr starken Antrieb – allerdings nur für den Vorwärtsflug«, berichtete Henderson. »Die Landeraketen sind sehr schwach, und wir werden zwei Umkreisungen machen müssen, ehe wir mit etwa zwei g landen können. Wir können natürlich eine Steillandung versuchen – das wird uns aber bis zu fünf g bringen. Was sollen wir machen?«
»Lacy – entscheide bitte, was getan werden soll!« wandte sich Haynes direkt an den Arzt.
»Eine schnelle Landung ist erforderlich«, sagte der Arzt. Arzt Krankenschwester und Admiral legten sich in ihre Andruckkojen, die Piloten lehnten sich in ihren Spezialsesseln zurück, und der Kampf begann.
Das Schnellboot wurde herumgerissen und im richtigen Augenblick wieder gestoppt. Sein Antrieb erwachte zum Leben, und ohne weitere Kurskorrektur begann es senkrecht auf dem Feuerschweif seiner Antriebsprojektoren abzusinken. Das war kein leichter Balanceakt, aber nicht umsonst hatte Haynes die beiden besten Piloten der Patrouille angefordert. Und obwohl das Schiff schwankte, wurde es sicher im Gleichgewicht gehalten. Haynes befürchtete einen Augenblick, daß Henderson das Boot womöglich senkrecht aufsetzen wollte, und als er es schließlich doch herumschwenkte und seinen eigentlichen Bremsraketen anvertraute, befanden sie sich kaum dreißig Meter über dem Boden.
Der Krankenwagen wartete bereits, und während Kinnison in das Hospital gefahren wurde, eilten die anderen in den Netzraum. Dr. Lacy kam als erster an die Reihe, gefolgt von der Krankenschwester. Haynes war überrascht, wie gelassen sie das unangenehme Erlebnis auf sich zukommen ließ. Kaum hatte sich Lacy aus dem »Kokon« befreit, hatte sie schon seinen Platz eingenommen, und kaum hatten die Schwingungen ihrer nicht gerade beträchtlichen Masse nachgelassen, als sie den Netzraum bereits wieder verließ und über den Rasen zum Krankenhaus enteilte.
Haynes kehrte in sein Büro zurück und versuchte zu arbeiten, aber er konnte sich nicht konzentrieren. Um sich abzulenken, begab er sich zu Fuß zum Krankenhaus und wartete dort auf das Ergebnis der Untersuchung. Er trat dem Arzt entgegen, als dieser aus dem Operationssaal kam.
»Was ist, Lacy – wird er es überstehen?« fragte er nervös.
»Ob er es überstehen wird? Natürlich!« erwiderte der Chirurg kurzangebunden. »Kann dir noch keine Einzelheiten mitteilen. Geh in dein Büro, Haynes, und laß dich erst nach vier Uhr wieder sehen – nicht früher. Dann werde ich dir mehr sagen können.«
Pünktlich um vier war der Admiral wieder zur Stelle. »Wie geht es
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