Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
hatte seine letzten Reserven erschöpft, und dankbar tauchte er jetzt in die gnädigen Tiefen der Ohnmacht. Und mit Höchstgeschwindigkeit raste das kleine Schnellboot auf das Sonnensystem zu.
*
Aber so schwach Kinnisons Gedanke auch gewesen war, er hatte sein Ziel erreicht. Admiral Haynes war gerade in einer wichtigen Besprechung, als der Impuls seine Lens belebte. Als erfahrener Raumfahrer, der manchen Kampf mehr oder weniger schwer verwundet überstanden hatte, wußte er sofort, was der Ruf bedeutete und in welcher Lage sich Kinnison befand.
Zum Erstaunen der Anwesenden sprang er plötzlich auf, griff nach einem Mikrophon und erteilte hastig seine Befehle. Er mobilisierte jedes Schiff in sieben Raumsektoren und erteilte die Anordnung, daß sämtliche Ortungsgeräte auf höchste Leistung zu stellen wären. »Kinnisons Schnellboot befindet sich irgendwo dort draußen«, fuhr er fort. »Es ist aufzuspüren, einzufangen und sofort hierher zurückzubringen – zum Landefeld Nr. 10. Zwei Piloten melden sich dort zum Dienst – zwei der besten – Henderson und Watson oder Schermerhorn, wenn es sich machen läßt.« Dann setzte sich Haynes über seine Lens mit seinem alten Freund Dr. Lacy vom Krankenhaus des Flottenhauptquartiers in Verbindung.
»Hör zu, alter Knabe. Einer meiner Jungen scheint schwer verletzt zu sein. Er steuert das Sonnensystem im freien Flug an – und du weißt, was das bedeutet. Schick uns bitte einen guten Arzt herüber. Vielleicht hast du auch eine Krankenschwester, die mit einem tragbaren Neutralisator umzugehen versteht und die sich vor dem Netz nicht fürchtet.«
»Ich werde selbst kommen – in Begleitung«, erwiderte der Arzt kurzentschlossen. »Wann sollen wir uns bei dir melden?«
»Auf Landefeld 10 – sobald wir das Boot mit den Traktoren eingefangen haben – du wirst sofort Bescheid bekommen.«
Admiral Haynes stellte alle anderen Aufgaben zurück und kümmerte sich persönlich um die Armada von Schiffen, die nach Kinnisons winzigen Raumer Ausschau hielten.
Als das Boot schließlich gefunden wurde, schaltete Haynes seine Kontrollen ab und trat vor den Schrank, in dem sein Raumanzug hing. Obwohl er ihn seit Jahren nicht mehr benutzt hatte, war er ständig betriebsbereit, und jetzt hatte der alte Raumhase endlich eine gute Entschuldigung, ihn wieder einmal zu benutzen. Er hätte natürlich einen seiner jüngeren Untergebenen schicken können – aber diese Aufgabe wollte er niemandem anvertrauen.
Startbereit begab er sich auf das Landefeld, wo ihn bereits vier Gestalten erwarteten – die beiden Piloten, der Arzt und die Krankenschwester. Ohne es bewußt wahrzunehmen, sah er eine fleckenlos weiße Kappe auf einem wilden, rotbronzenen Haarschopf und einen wohlproportionierten Körper in weißer Schwesternkleidung. Das Gesicht nahm er überhaupt nicht wahr. Er sah nur, daß das Mädchen einen offenbar fachgerecht angeschnallten Neutralisator auf dem Rücken trug.
Es war keine leichte Aufgabe, überlegte der Admiral. Kinnison setzte im trägheitslosen Flug zur Landung an, wobei der verletzte Lens-Träger seinerseits trägheitslos war, und zwar – wie Haynes richtig vermutete – unabhängig von seinem Schiff. Sie mußten also »frei« an Bord des Bootes gehen, mit ihm in den Raum hinausfliegen und es dort in den trägen Zustand zurückversetzen. Dann mußten sie Kinnison aus dem Boot schaffen, ihm im offenen Raum die Trägheit wiedergeben, seine Ursprungsgeschwindigkeit der des Raumschiffes anpassen und ihn der an Bord bringen. Erst dann konnten sich der Arzt und die Krankenschwester um ihn kümmern, wobei das Schiff so schnell wie möglich wieder zur Landung gebracht werden mußte.
Der Junge hätte schon längst in einem Krankenhaus sein müssen.
Während dieser langwierigen Rettungsaktion blieben die Helfer ihrerseits im trägheitslosen Zustand. Normalerweise hätten sie, nachdem sie Kinnison wieder an Bord verstaut hatten, erneut von Bord gehen und dort ihre Ursprungsgeschwindigkeit der des Schiffes anpassen können, aber dazu blieb ihnen keine Zeit. Kinnison mußte dringend in ein Hospital. Außerdem konnte man von dem Arzt und ganz besonders von der Krankenschwester keine Erfahrung im Umgang mit einem Raumanzug erwarten. Sie mußten den Übergang also im sogenannten Netz überstehen, einem Sack aus Leder und Leinenstoff, der mit Spezialfedern und einer dicken Schaumgummipolsterung versehen und an Fußboden, Decke und Wänden eines Spezialraumes befestigt war. In
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