Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
ihm?« fragte er ohne Begrüßung. »Wird er am Leben bleiben – oder wolltest du mich vorhin nur beruhigen?«
»Keine Sorge, alter Junge. Es steht sogar viel besser!« versicherte ihm der Arzt. »Bestimmt, du kannst mir glauben. Sein Zustand ist besser, als wir zu hoffen wagten. Der Sturz scheint nicht sehr schlimm gewesen zu sein. Nichts Ernstes. Soweit ich bisher feststellen kann, brauchen wir nicht einmal zu amputieren. Er müßte wieder völlig auf die Beine kommen.«
»Wunderbar, Doktor – Könntest du mir einige Einzelheiten mitteilen?«
»Hier ist seine Röntgenaufnahme! Schau dir das Skelett an – ein wunderbares Skelett übrigens – verschiedene Arm- und Beinbrüche, und auch eine Fraktur des Schädelknochens – nicht weiter schlimm. Das ist praktisch alles. Die Wirbelsäule ist überhaupt nicht verletzt.«
»Was meinst du damit – ›das ist alles‹? Was ist mit seinen Wunden? Die sahen mir nicht wie harmlose Nadelstiche aus.«
»Darum brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Es handelt sich ausschließlich um Fleischwunden. Wesentliche Organe sind nicht verletzt. Wir werden sogar ohne Bluttransfusion auskommen, da er die meisten Blutungen noch selbst gestillt hat, ehe er ohnmächtig wurde. Die Verbrennungen sind leicht zu behandeln.«
»Das sind ja wirklich erfreuliche Nachrichten. Wie lange wird er liegen müssen?«
»Etwa zwölf Wochen, möchte ich sagen – mindestens zehn. Ich möchte sichergehen.«
»Wie ich ihn kenne, wird er in zwei Wochen aufstehen und etwas unternehmen wollen – und in sechs Wochen nimmt er dir dein Krankenhaus auseinander.«
»Ja«, sagte der Arzt lächelnd. »Er wird bestimmt nicht zu unseren idealen Patienten gehören, aber wie ich dir bei anderer Gelegenheit schon einmal gesagt habe: Am liebsten sind uns Patienten, die wir nicht mögen.«
»Und noch etwas – ich möchte gern die Akten der Krankenschwestern sehen, die für ihn zuständig sind – insbesondere natürlich die Unterlagen über die Rothaarige.«
»Das hatte ich mir fast gedacht – hier sind sie. Es freut mich, daß dir Schwester MacDougall aufgefallen ist – sie gehört übrigens zu meinen besten. Clarissa MacDougall. Schottische Abstammung. Zwanzig Jahre alt. Eins-siebenundsechzig groß, Gewicht hundertundzwölf Pfund. Hier sind Bilder von ihr – auch eine Röntgenaufnahme. Schau dir das Skelett an ...!«
»Ich interessiere mich nicht für das Skelett«, knurrte Haynes, »denn ich nehme an, daß sich mein Lens-Träger eher um das Äußere der Dame kümmern wird.«
»Um Schwester MacDougall brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, erwiderte der Arzt. »Sie ist hundertprozentig in Ordnung – das läßt sich schon von ihrem Skelett ablesen. Alles läßt sich aus dieser Aufnahme ersehen – die physische, geistige, moralische und psychologische Ausrichtung – einfach alles.«
»Du hast vielleicht einen Blick dafür«, sagte Haynes und blickte seinen Freund zweifelnd an, »aber ich muß mich auf andere Dinge verlassen.« Und er nahm ein »konventionelles« Foto zur Hand, ein dreidimensionales Farbbild des Mädchens. Ihr dichtes, rotbronzenes Haar stand in wunderbarem Einklang zu ihrer bronzegetönten Haut und ihren braunen, goldfleckigen Augen. Sie war nicht nur »in Ordnung«, wie der Arzt gesagt hatte, sondern sie war eine überwältigende Schönheit.
»Hmm ... Grübchen hat sie auch noch«, murmelte Haynes. »Ist ja schlimmer, als ich dachte. Sie ist eine wahre Bedrohung.« Und er konzentrierte sich wieder auf die Unterlagen. »Familie ... hm. Herkunft ... Ausbildung ... Reaktionen und Charakteristika ... Verhaltensschemata ... Psychologie ... Mentalität ... Hmm – also gut. Sie dürfte zu ihm passen, Doktor. Sie kann weiter für ihn sorgen ...«
»Passen?« schnaubte der Arzt aufgebracht. »Es geht hier nicht darum, ob sie zu ihm paßt. Schau dir nur das Haar an – direkte Samms-Linie! Unter hunderttausend findest du kaum einen, der es mit ihr aufnehmen könnte. Bei seinem Skelett kann er allerdings durchaus in Frag kommen.«
»Natürlich ›kommt er in Frage‹! Du kurzsichtiger alter Knabe scheinst übersehen zu haben, daß er ein echter Kinnison ist!«
»Ah ... natürlich ... aber ich glaube kaum, daß er für diese Dinge Interesse haben wird. Immerhin ist er erst vor kurzem zum Freien Lens-Träger gemacht worden und wird eine Zeitlang immun sein. Du solltest eigentlich wissen, daß junge Lens-Träger – von frischgebackenen Freien Lens-Trägern ganz zu schweigen – nichts
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