Lensmen 09 - Lensmen von Rigel
haben und Sie kaum praktische Kenntnisse besitzen über Telepathie, Wahrnehmung und andere ähnliche parawissenschaftliche Kräfte, haben wir dies tun können, ohne daß Sie etwas davon merkten. Die Folge ist, daß wir Sie nun akzeptieren können, wie Sie sind. Wir sehen in Ihnen einen wahren, loyalen Patrouillenangehörigen, der im Rahmen seiner Möglichkeiten von uns als Gleichgestellter behandelt werden kann. Bitte bringen Sie Ihren Kristall zur Tür, durch die Sie hereingekommen sind, und geben Sie ihn dort meinem Adjutanten P'Keen, der ihn schon erwartet. In Kürze wird Nadreck die gewünschte Untersuchung vornehmen.«
Nachdem er der Aufforderung nachgekommen war, sagte Cloudd: »Meine Herren, Sie erwarten viel von mir. Ich werde mein Bestes tun. Um meine Entschlossenheit zu bekunden, werde ich mich bemühen, mir einen Namen als Benson Cloudd zu machen. Die Spitznamen ›D. D.‹ und ›Doppel-D‹ sollen der Vergangenheit angehören.«
»Schön, Benson Cloudd«, sagte Kinnison. »Wir werden daran denken. Jetzt zur Schlacht mit der Photonenflotte ...«
Cloudd schilderte ausführlich seine Erlebnisse.
Dem Bericht folgte eine Analyse des Ereignisses, der Cloudd nur mit Mühe zu folgen vermochte und die er nicht ganz begriff. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis, von den legendären Lens-Trägern auf telepathische Wege geführt zu werden, die es ihm ermöglichten, der allgemeinen Diskussion zu folgen. Die Gedanken, die so ungezwungen durch sein Gehirn schwemmten, waren keine bedrückende Last. Vielmehr empfand er sie als beruhigend und anregend zugleich und gewann dadurch ein Gefühl geschärfter Bewußtheit und Intelligenz, wie er sie sich selbst niemals zugetraut hätte. Er gewann neue Einblicke in seinen eigenen Verstand und empfand ein erstes Streben nach der ganz persönlichen geistigen Erneuerung, das ihn – so fühlte er – wohl nie wieder loslassen würde.
Schnell und gründlich gingen die Lens-Träger alle möglichen Erklärungen durch. Stand Zufall oder Absicht hinter der Begegnung der beiden Flotten? Verstärkte der Gegner seine Streitkräfte, um zu kämpfen oder um die Patrouille zu verscheuchen? Ursprünglich hatte er sich aufgeführt, als sollte es zur Schlacht kommen, die zum Erfolg für die Boskonier hätte werden können. Vielleicht waren sie nicht voll bewaffnet, vielleicht waren sie nur im Manöver – aber dann wäre man nicht in Angriffsformation gegangen, es sei denn, man wollte die Patrouille verjagen. In dem Fall hätten sie die dann doch angreifende Patrouille natürlich nicht aufhalten können und sich zurückgezogen, wie es auch geschah. Dies war die erste logische Erklärung.
Es sah also so aus, als wären die feindlichen Schiffe Kundschafter, über die die Patrouille gestolpert war. Um die Patrouille anzugreifen oder die Kundschafter zu verteidigen, hatte sich der Feind massiert aufgebaut. Beinahe in die Flucht gescheucht, hatte die Patrouille schließlich doch bei einem leicht bewaffneten Feind einen Durchbruch erzielt. Oder einem unerfahrenen Feind. Oder die Patrouille hatte entkommen dürfen.
Der Analyse haftete nichts Unheimliches an, außer der möglichen Tatsache, daß der Feind die Flucht bewußt zugelassen hatte.
Es gab aber noch andere beunruhigende Tatsachen. Der Feind hatte seine Streitmacht in phänomenal kurzer Zeit verstärkt. Verfügte er über ein neues Antriebssystem? Oder eine neue Tarnvorrichtung? Besaß er eine neue ultra-dimensionale Einstellung zum Kampf? Oder war der Feind lediglich hervorragend organisiert und vermochte schnellen Kommandos augenblicklich zu folgen? Diese letzte Möglichkeit, so unangenehm sie war, wenn auch beruhigender als die anderen, barg vermutlich die Wahrheit.
Warum gingen die Geschosse der Patrouille an ihren Zielen vorbei? Warum versagten die Superstrahler? Lag es an schlechter Ausrüstung oder mangelnder Ausbildung bei der Patrouille? Nein. An neuen Abwehrgeräten oder -taktiken des Feindes? Wahrscheinlich. An lokalen Veränderungen der Raum-Zeit-Verhältnisse, natürlich gegeben oder künstlich ausgelöst? Möglich. Eine Illusion, die keine Vernichtung anzeigte, wo etwas zerstört wurde, oder Feindschiffe, wo sich gar keine befanden? Auch möglich.
In dieser Phase schaltete sich Kinnison ein: »Thorndyke soll zu uns stoßen mit Daten über Raum-Zeit-Verhältnisse!« Als er den entsprechenden Befehl gab, sagte Worsel: »Ich möchte, daß sich uns Lalla Kallatra anschließt mit ihren jüngsten Forschungsergebnissen über
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