Leola
mit einem Fallschirm und einem
zuversichtlichen Lächeln ausgerüstet, »Keine Panik, bitte« sagt, bevor sie sich
aus dem nächsten Fenster stürzt.
Während
ich noch grimmig auf die kalten, unpersönlichen Lichter des Rollfeldes starrte,
wurde ich mir vage der Tatsache bewußt, daß sich neben mir jemand in dem leeren
Sitz niederließ. Zwei Sekunden später schnupperte ich sachte und fühlte mich
sofort in den Garten eines Sultans versetzt, wo ich vor einem mit Lilien
umwachsenen Teich saß, umgeben von den vier begehrenswertesten Frauen des
Harems. Es war die Sorte kräftigen, stark moschushaltigen Parfüms, die von den
Herstellern Instant Lust genannt werden
sollte. Ich drehte langsam und zögernd den Kopf, weil die Gefahr bestand, daß
die Benutzerin des Parfüms fett, fünfzig und voller Pickel im Gesicht war. Eine
Vision blonder Schönheit in einem schimmernden Hosenanzug aus Seide schob sich
langsam in mein Sichtfeld.
»Es
war Raphaels Idee«, sagte Willi Lau mit äußerster Befriedigung. »>Ein Mann
und eine Frau fallen viel weniger auf als ein Mann allein<, sagte er. Für
Sie wäre die Unternehmung auf diese Weise sicherer. Und außerdem — das ist
meine eigene Idee«, die rosige Zungenspitze glitt auf laszive Weise über ihre volle
Unterlippe, »-wirst du keine einsamen Nächte mehr haben, Rick Holman !«
FÜNFTES KAPITEL
D as
Büro lag am Wilshire Boulevard in einem dieser
aseptischen weißen Gebäude, in denen Isolierschichten das geheime Entsetzen all
der Zeitschriften lesenden Leute auf weißen Ledercouches verbirgt, die warten,
bis sie an der Reihe sind, um aus dem Mund des Arztes von ihrer plötzlichen
Verdammung zu hören. Auf dem Messingschild an der Tür stand Arnold H. Mierson ,
Wirtschaftsberater . Ich öffnete die Tür und trat in ein kleines
Vorzimmer mit zwei leeren Stühlen und einem Schreibtisch auf der anderen Seite.
Hinter dem Schreibtisch blätterte ein gelangweilt dreinblickendes dunkelhaariges
Mädchen die Seiten eines Wahre-Geschichten-Magazins durch. Sie sah aus,
als ob sie kürzlich ein paar Pfund zugenommen habe, aber es hielt sich noch
innerhalb normaler Proportionen, und sie sah aus, als wäre sie die ideale
Bettgenossin für kaltes Klima. Jeder rotblütige Eskimo hätte, ohne zu zögern, vier Schlittenhunde für sie geboten, schätzte
ich,
Ihre
Brauen hoben sich fragend, während sie mich anblickte, als sei ich eine
unliebsame Unterbrechung. »Ja?«
»Wird
sie kneifen und das Baby adoptieren lassen?« fragte ich mit unterdrückter
Stimme. »Oder wird sie der Kleinstadt entgegentreten und die Welt wissen
lassen, daß der Vater des Kindes der Lieblingssohn des County-Richters ist?«
»Hm?«
Die mit Maskara umpinselten Augen flackerten.
»Vielleicht
sind Sie noch gar nicht bei der Geschichte angelangt?« Ich wies auf die
Zeitschrift. »Es ist immer meine Lieblingsstory. Die lese ich zuerst. Ich mache
mir nichts aus der, bei der sie sich nicht entschließen kann, ob sie nun soll
oder nicht. Sie tut es doch immer. Stimmt’s nicht?«
»Wissen
Sie auch bestimmt, ob Sie im richtigen Büro sind?« fragte sie mit schwankender
Stimme.
»Ich
glaube schon.« Ich nickte. »Mr. Mierson ? Arnold H. Mierson ? Ich habe in ungefähr zwei Minuten eine Verabredung
mit ihm. Heute vormittag habe ich angerufen. Mein
Name ist Holman . Richard Z. Holman .«
»Ich
werde ihm sagen, daß Sie hier sind.« Sie stand auf, schob sich vorsichtig am Schreibtisch
vorbei und rannte dann beinahe durch die Tür ins Büro des Chefs.
Ich
nahm die Zeitschrift vom Schreibtisch und hatte eben Zeit, die beiden ersten
Abschnitte von Ich heiratete einen Chirurgen, der ein Beatnik war zu lesen, als die Dunkelhaarige zurückkehrte.
»Mr. Mierson möchte Sie gleich sprechen«, sagte sie
nervös. »Hier, bitte.« Sie wies sicherheitshalber auf die einzige andere Tür im
Vorzimmer außer der, die zum Korridor führte.
Das
Büro war ebenfalls aseptisch und paßte somit zum
gesamten Gebäude. Es hatte weißgestrichene Wände, einen weißen Teppich und
helle Möbel. Der Bursche hinter dem Schreibtisch sah aus wie Adolphe Menjou , der wie Adolphe Menjou aussehen möchte. Er war klein und adrett, sein Anzug ein ungetrübter,
geradewegs aus einer Zeitschriftenreklame stammender Traum. Sein schwarzes Haar
war aus der Stirn gestrichen und glänzte vor Pomade, und der dichte schwarze
Schnurrbart lenkte beinahe die Aufmerksamkeit von dem kleinen femininen Mund
mit den allzu roten Lippen ab. Irgendwie lag eine deutliche
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