Leola
Amory zu bewegen, nüchtern
einzutreffen, so daß er Ihre ausgezeichnete Küche würdigen kann.«
»Darauf
freue ich mich, Miss Benton.« Der Geschäftsführer erlaubte sich ein Lächeln.
»Das wird mir ein Ansporn sein.«
»Danke,
Charles. Und bitte lassen Sie ein Taxi kommen.«
Wir
drei gingen auf die Tür zu, während eine Phalanx von Kellnern diskret auf den
schlafenden Kürbis zusteuerte.
»Kann
ich Sie auch bestimmt nicht zu Hause absetzen?« sagte ich, als wir in die Nacht
hinausgingen.
»Nein«,
sagte sie entschieden. »Das Taxi wird gleich da sein. Bitte warten Sie nicht.«
»Was
hat er damit gemeint?« fragte Willi mit verblüffter Stimme. »Warum soll ich auf
seinen Hut aufpassen?«
»Er
hat Ihnen einfach nicht geglaubt, daß Sie aus der Tschechoslowakei kommen«,
sagte Chloe ernsthaft. »Sie kommen doch auch nicht
daher, oder?«
»Ich
bin in Hamburg geboren«, sagte Willi verwirrt. »Aber was...?«
»Sehen
Sie?« Chloe schüttelte besorgt den Kopf. »Sie armes,
unglückliches Mädchen! Wenn Sie nur in der Tschechoslowakei geboren wären, wäre
für Sie vielleicht alles anders abgelaufen.«
Ich
schob Willi in meinen Wagen, bevor die Sache ins Uferlose abglitt, gab dem
Parkwächter ein Trinkgeld und setzte mich hinters Lenkrad.
»Ich
habe irgendwie das Gefühl, daß mich die Benton nicht mag«, vertraute mir Willi
an, als ich auf die Straße hinausfuhr. »Aber ich bin sicher, daß sie nicht in
ihn verliebt ist.«
»Ach
nein, wirklich?« Ich gab mir Mühe, interessiert zu wirken.
»Hältst
du Victor für einen Säufer?«
»Und
was für einen!«
»Vielleicht
trinkt er, weil er unglücklich ist?« Sie gähnte leise. »Ich glaube, ich könnte
ihn glücklich machen.«
»Nicht
so glücklich, daß er zu trinken aufhört«, sagte ich. »Hör auf, an Victor zu denken,
und konzentriere dich auf einen Mann namens Mierson .«
»Warum?«
»Weil
er meine letzte Chance ist, darum.«
»Jetzt
bist du ebenso komisch wie Victor.« Sie lachte pflichtschuldigst. »Du redest in
Rätseln.«
»Halt
jetzt einmal endlich den Mund«, fuhr ich sie an, »und laß mich nachdenken! Ja?«
Mein
Kopf war nicht nur verwirrt, er wirbelte schlicht. Nach dem, was an diesem
Nachmittag geschehen war, nach dem Mierson spielenden
Schmierenkomödianten, war ich überzeugt gewesen, daß ich niemandem mehr trauen
könne, der irgend etwas mit der Affäre zu tun hatte.
Willi hatte sich als unschuldig herausgestellt, aber nur infolge Mangels an
Beweisen. Dann hatte ich gedacht, es könne nicht schaden, wenn ich ein paar
Lügen verbreitete, indem ich erzählte, daß sich Leola Smith nicht nur auf
Emmanuels Jacht befände, sondern dort auch noch die glückliche Geliebte ihres
Gastgebers spielte, nur um zu sehen, welcher Art die Reaktion sein würde. Aber
die Reaktionen sowohl bei Amory als auch bei Chloe Benton waren lediglich normal gewesen. An der Bar
hatte ich versucht, den betrunkenen Amory über Tolver auszuholen, hatte aber nichts weiter erfahren als
die Bestätigung der alten Story über den Kampf, in dem sich Cary seine Narbe am
Bein geholt hatte, als er Amory vor Tolver geschützt hatte.
Nun
bestand also meine einzige Chance, an eine zu Tolver — und dem entführten Kind — führende Spur zu gelangen, nur noch darin, den
echten Mierson zu finden. Das Hausmädchen hatte zwar
gesagt, er sei am Morgen auf Urlaub gefahren, aber bei näherem Nachdenken
überlegte ich, daß durchaus die Möglichkeit bestand, daß er sich noch in der
Nähe aufhielt. Mierson , in der Annahme, daß der
Schauspieler das getan hatte, wofür er engagiert worden war, mußte jetzt
glauben, daß ich vergnügt und heiter darauf wartete, in ein paar Tagen von ihm
zu hören. Die Sache mit dem Urlaub konnte er auch nur für den Fall erfunden
haben, um sich abzusichern, wenn etwas schiefgegangen wäre. Ich konnte mir
nicht vorstellen, daß der Schauspieler ihm mitgeteilt hatte, das Ganze sei
aufgeflogen, weil er es durch seine Übertreibungen verpfuscht hatte. In jedem
Fall lohnte es sich, einen Blick in Miersons Haus zu
werfen, selbst wenn er wirklich in Urlaub war.
Willi
gähnte erneut und diesmal laut. »Ich glaube, ich habe zuviel gegessen. Ich bin sehr müde, Rick, Darling.«
»Dann
setze ich dich zu Hause ab, damit du zu Bett gehen kannst«, sagte ich. »Ich muß
jetzt noch jemanden besuchen.«
»Du
wirst mir doch nicht etwa zumuten wollen, mich schlafen zu legen, ohne vorher
mit dir geschlafen zu haben?« fragte sie schockiert.
» Heute nacht
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