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Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Titel: Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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geschehen, dass diese Dinge vergessen wurden?“, fragte Leonardo. „Und warum musstet Ihr durch halb Europa reisen, um all die Bücher zusammen zu holen? Man hätte doch auch vorher schon eine Bibliothek daraus machen können, in die jeder hineingehen kann!“
    „Man hat die alten Texte in Griechisch und Latein zum Teil von den Pergamenten herunter radiert, um etwas anderes darauf schreiben zu können“, sagte er. „Vor allem natürlich Texte, die entstanden sind, bevor es den christlichen Glauben gab! Denn das waren doch Bücher von ungläubigen Heiden! Wozu sie aufbewahren, wenn Pergament oder Papier doch so knapp war?
    Glücklicherweise haben die Araber viele der griechischen Texte abgeschrieben und übersetzt, sodass sie noch erhalten sind…“
    Cosimo wandte sich nun an Ser Piero, der auch im Raum war und die ganze Zeit über nur zugehört hatte. „Ihr habt einen sehr verständigen Sohn, Ser Piero“, meinte er. „Weiß er schon, was er einmal werden will?“
    „Er interessiert sich für so vieles“, sagte Ser Piero. „Er zeichnet Fantasiemaschinen und beobachtet gerne die Tiere in der Natur. Er malt gerne und ist außerdem handwerklich geschickt. Deswegen denke ich, es ist das Beste, er lernt in einer Künstlerwerkstatt.“
    Cosimo nickte. „Das ist gut“, fand der Stadtherr von Florenz, wobei es Leonardo etwas ärgerte, dass die beiden jetzt über ihn sprachen, als wäre er gar nicht dabei. Wie über ein Kind eben, dachte er. Dass es an sich schon sehr außergewöhnlich war, dass Cosimo de’ Medici sich Zeit dafür nahm, um mit einem Jungen vom Dorf in alten Schriften zu stöbern, daran dachte Leonardo gar nicht.

    Aber vielleicht spürte er, dass Leonardo von demselben Interesse, an diesen geheimnisvollen, rätselhaften Dingen erfüllt war.
    Schritte waren plötzlich zu hören.
    Sie halten in dem Gewölbe wider. Ein Bediensteter des Hauses Medici näherte sich, machte eine Verbeugung und sagte dann: „Herr, Ihr habt mir aufgetragen, Euch in Erinnerung zu rufen, dass Ihr Euch jetzt in den großen Saal begeben müsst. Die Verhandlungen mit dem Gesandten aus Mailand…“
    Cosimo hob die Hand und verzog angestrengt das Gesicht. „Ah, erinnert mich nicht über Gebühr an diese unerfreulichen Dinge!“, wehrte er ab. „Richtet aus, dass ich gleich eintreffen werde!“
    „Jawohl“, nickte der Bedienstete, verbeugte sich abermals und ging wieder davon.
    Cosimo erhob sich nun. „Du hast es ja gehört, mein Junge, die Regierungsgeschäfte rufen mich.“
    „Herr Cosimo, überlasst mir dieses Papyrus!“, meint er.
    „Vielleicht könnte ich das Rätsel der Hieroglyphen für Euch lösen!“

    „Es tut mir Leid, aber dieses Stück ist zu wertvoll, um es aus der Hand geben zu können“, sagte Cosimo. „Du kannst es dir gerne ansehen, aber das geht nur hier in den Räumen meiner Bibliothek...“
    „Dann lasst mich dieses Dokument abzeichnen“, sagte Leonardo.
    „Denn ich weiß nicht, ob mir gerade hier der richtige Gedanke kommt, um die Bedeutung zu entschlüsseln.“
    Cosimo atmete tief durch. Bevor der Stadtherr jedoch etwas sagen konnte, ergriff Ser Piero das Wort. „Entschuldigt, wenn ich Euch zuvorkomme, aber das Anliegen meines Sohnes erscheint mir ziemlich unverschämt und deswegen...“
    „Mir ist es recht und billig“, meinte hingegen Cosimo zu Ser Pieros Überraschung. „Wer bin ich, dass ich einem Talent im Wege stehen sollte.“
    „Ihr seid sehr großzügig“, fand Ser Piero und verneigte sich tief.
    „Ihr aber auch, Ser Piero“, erwiderte Cosimo. „Schließlich müsst Ihr ja auf Euren Sohn warten, bis er mit seinen Zeichnungen fertig ist
    – und nicht ich!“

    Nachdem Cosimo de Medici gegangen war, machte sich Leonardo sogleich ans Werk. Papier und Bleistift hatte der Notar Ser Piero immer in seiner Tasche, schließlich war es ja sein Beruf, für andere Leute, die dazu nicht in der Lage waren, Verträge oder Bittschreiben und Briefe aufzusetzen.
    Leonardo sah sich die Zeichen und Bilder genau an. Auffallend waren für ihn die Zeichnungen von Wesen, deren Körper wie Menschen aussahen, aber einen Tierkopf besaßen. Männer mit Krokodilköpfen, Katzenköpfen und solche, die an Hunde erinnerten, fielen ihm auf. Besonders aber ein Vogelköpfiger. Dieser Vogelkopf hatte einen sehr langen, gebogenen Schnabel, wie ihn Leonardo bisher noch bei keinem Vogel gesehen hatte.
    Gerade für Vögel interessierte er sich besonders, was einfach daran lag, dass sie fliegen konnten und er

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