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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Der Vorteil dieser Treffen im Munch-Museum war, dass man alltags garantiert keine Kollegen, Nachbarn oder Bekannte traf. Außerdem lag der Touristenmagnet ziemlich genau zwischen dem Kriminalamt in Bryn und dem Polizeipräsidium in Grönland.
    »Was hat Leike zu Elias Skog und Stavanger gesagt?«, fragte Kaja.
    Mikael schüttelte wieder den Kopf. »Er meinte, man könne ihn sicher auch dafür anklagen, da er in dieser Nacht allein zu Hause war und folglich kein Alibi hat. Ich habe ihn daraufhin gefragt, wann er am nächsten Tag bei der Arbeit aufgetaucht sei. Er war sich nicht sicher, glaubte aber – wie gewöhnlich – gegen sieben dort gewesen zu sein, was ich jederzeit mit der Rezeption der Bürogemeinschaft abklären könnte, sollte ich es für wichtig halten. Ich habe das natürlich getan und erfahren, dass Leike für 9.15 Uhr ein Sitzungszimmer reserviert hatte. Ein paar seiner Investor-Kollegen im Büro haben bestätigt, mit Leike an dieser Sitzung teilgenommen zu haben. Wenn er Elias Skogs Wohnung nachts um drei verlassen hat, muss er ein Flugzeug genommen haben, um das zu schaffen. Sein Name ist aber auf keiner Passagierliste registriert.«
    »Das hat nicht viel zu sagen, er kann mit einem gefälschten Pass unter falschem Namen gereist sein. Außerdem haben wir noch immer diesen Anruf bei Skog. Wie hat er den erklärt?«
    »Er hat es nicht einmal versucht, sondern alles blank geleugnet«, schnaubte Bellman. »Was gefällt den Leuten ei gentlich so gut am
Tanz des Lebens?
Die haben ja nicht mal richtige Gesichter. Wenn du mich fragst, sehen sie aus wie Zombies.«
    Kaja studierte die Tanzenden auf dem Bild. »Vielleicht sind sie das«, sagte sie.
    »Zombies?«, Bellman lachte kurz. »Ist das dein Ernst?«
    »Menschen, die herumlaufen, tanzen, sich innerlich aber tot fühlen, begraben, in voller Verwesung.«
    »Interessante Theorie, Solness.«
    Sie hasste es, wenn er sie beim Nachnamen nannte. In der Regel tat er das, wenn er wütend war oder sie an seine intellektuelle Überlegenheit erinnern wollte, was ihm offensichtlich sehr wichtig war. Vielleicht stimmte es ja auch. War seine offensichtliche Intelligenz nicht sogar einer der Gründe, weshalb sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte? Sie wusste es nicht mehr so genau.
    »Ich muss zurück zur Arbeit«, sagte sie.
    »Um was zu tun?«, fragte Mikael und blickte zu dem Aufseher hinüber, der gähnend hinter dem Seil in der hintersten Ecke des Raumes stand. »Büroklammern zählen und darauf warten, dass das Dezernat aufgelöst wird? Du bist dir doch wohl im Klaren darüber, dass du mir mit diesem Leike ein Riesenproblem aufgehalst hast?«
    »Ich
dir?«, platzte sie ungläubig heraus.
    »Immer mit der Ruhe, Liebling. Schließlich hast du mich angerufen und mir gesagt, was Harry über diesen Leike herausgefunden hat. Und dass er ihn festnehmen wollte. Ich habe dir vertraut. Ich habe dir so sehr vertraut, dass ich Leike aufgrund deines Tipps verhaftet und dann auch noch gegenüber der Presse angedeutet habe, dass der Fall so gut wie gelöst sei. Und jetzt ist die Scheiße direkt vor unserer Nase explodiert. Der Typ hat für mindestens zwei der Morde ein wasserdichtes Alibi, so dass wir ihn noch im Laufe des Tages gehenlassen müssen. Schwiegervater Galtung wartet bestimmt nur darauf, uns mit Hilfe seiner im ganzen Land zusammengetrommelten Anwälte zu verklagen, und der Justizminister wird wissen wollen, wie dieser Fehler verdammt noch mal möglich war. Und weißt du, welcher Kopf dann rollt? Nicht deiner, Holes oder Hagens. Verdammt, nein, sondern meiner, Solness, verstehst du? Meiner. Und das geht nicht an! Verdammt, das müssen wir verhindern.
Du
musst das verhindern, Kaja!«
    »Und wie, bitte, soll ich das machen?«
    »Ganz einfach, du musst nur eine Kleinigkeit tun, den Rest erledigen wir dann schon. Ich will, dass du heute Abend mit Harry ausgehst.«
    »Ausgehen? Ich?«
    »Er mag dich.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Habe ich dir nicht gesagt, dass ich euch auf deiner Terrasse habe rauchen sehen?« Kaja wurde blass. »Du bist spät gekommen, hast aber nichts davon gesagt, dass du uns gesehen hast.«
    »Ihr wart so miteinander beschäftigt, dass ihr mein Kommen gar nicht bemerkt habt, also bin ich im Auto sitzen geblieben und habe euch beobachtet. Er mag dich, Schatz. Und ich will, dass du mit ihm irgendwohin gehst, bloß für ein paar Stunden.«
    »Warum?«
    Mikael Bellman grinste. »Er sitzt zu viel zu Hause rum. Oder liegt. Hagen hätte ihm niemals

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