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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Restaurantbar.
    »Jetzt«, sagte er.
    Er legte auf, aber das Telefon klingelte gleich wieder. Nach einem Blick auf das Display nahm er das Gespräch an. »Hallo, 0ystein.«
    »Endlich! Warum nimmst du denn nicht ab? Verdammt, Harry jag mir nicht so einen Schrecken ein, langsam hab ich mir echt Sorgen gemacht, dass du einen Hendrix genommen hast.«
    »Kannst du mich ins Ekeberg-Restaurant fahren?«
    »Was glaubst du eigentlich, wer ich bin, ein verdammter Taxifahrer?«
    Achtzehn Minuten später parkte 0ysteins Wagen vor der Treppe von Holes Haus, und Oystein rief aus dem runtergekurbelten Seitenfenster: »Muss ich dir helfen, die verdammte Haustür abzuschließen, du Saufkopp?«
    »Abendessen?«, fragte Oystein, als sie durch Nordstrand fuhren. »Um zu vögeln oder weil ihr gevögelt habt?«
    »Entspann dich. Wir sind Kollegen.«
    »Ha ha. Wie schon meine Exfrau sagte: ›Man begehrt, was man jeden Tag sieht.‹ Hat sie wahrscheinlich aus einem Wochenblatt. Nur, dass sie nicht mich damit meinte, sondern die verdammte Ratte aus dem Nachbarbüro.«
    »Du warst nie verheiratet, Oystein.«
    »Hätte ich aber sein können. Der Typ trug Pullunder und Schlips und sprach Nynorsk. Keinen Dialekt, sondern dieses künstliche, dieses fucking Ivar-Aase-Nynorsk! Verdammt, Mann, ohne Scheiß. Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Du liegst allein im Bett und stellst dir vor, wie die, die deine Frau hätte werden können, auf einem Schreibtisch von einem Pullunder mit einem weißen Bauernarsch getickt wird, bis er mit dem Pumpen aufhört, innehält, die Arschbacken zusammenkneift und brüllt: ICH KOMME!«
    Oystein sah zu Harry hinüber, der keinerlei Reaktion zeigte.
    »Scheiße, Harry, das ist großer Humor. Bist du so fertig?«
    Kaja saß tief in Gedanken versunken an einem Fenstertisch und blickte über die Stadt, als ein leises Räuspern sie dazu veranlasste, sich umzudrehen. Der Oberkellner stand mit dem bedauernden Das-steht-zwar-auf-der-Karte-aber-die-Küche-sagt-dass-es-heute-nicht-da-ist-Blick vor ihr, beugte sich weit zu ihr herunter, sprach aber trotzdem so leise, dass sie ihn kaum verstand.
    »Ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Begleitung eingetroffen ist.« Er korrigierte sich errötend. »Ich meine, ich bedauere, dass wir ihn nicht hereinlassen können. Er ist ein wenig … animiert, befürchte ich. Und unsere Vorschriften …«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Kaja und stand auf. »Wo ist er?«
    »Er wartet draußen. Ich befürchte, er hat bei seiner Ankunft ein Getränk in der Bar bestellt und es nun mit rausgenommen. Wenn Sie so freundlich wären, dafür zu sorgen, dass das Getränk wieder nach drinnen kommt. Das kann uns unsere Ausschankgenehmigung kosten, wissen Sie.«
    »Selbstverständlich, wenn Sie dann so freundlich wären, mir meinen Mantel zu bringen«, sagte Kaja und durchquerte eilig das Restaurant, mit dem nervös trippelnden Oberkellner direkt hinter ihr.
    Sie sah Harry sofort, als sie nach draußen kam. Er stand schwankend vor der niedrigen Mauer, exakt an der Stelle, an der sie das letzte Mal gestanden hatten. Sie stellte sich neben ihn. Auf der Mauer stand ein leeres Glas.
    »Scheint irgendwie nicht sein zu sollen, dass wir in diesem Restaurant was essen«, sagte sie. »Vorschlag?«
    Er zog die Schultern hoch und nahm einen Schluck aus einem Flachmann. »Die Bar im Savoy. Falls du nicht zu hungrig bist.«
    Sie wickelte sich fester in ihren Mantel ein. »Ich hab eigentlich gar keinen Hunger. Wie wär's mit einer kleinen Führung, das ist doch die Gegend, in der du aufgewachsen bist. Ich bin mit dem Auto da. Du könntest mir doch die Bunker zeigen, wo ihr euch immer getroffen habt.«
    »Kalt und ungemütlich«, sagte Harry. »Und da stinkt's nach Pisse und kalter Asche.«
    »Wir könnten zusammen rauchen«, sagte sie. »Und die Aussicht genießen. Oder hast du was Besseres vor?«
    Ein wie ein Weihnachtsbaum leuchtendes Kreuzfahrtschiff glitt langsam und lautlos durch die Dunkelheit über den Fjord unter ihnen in Richtung Stadt. Sie saßen direkt auf dem feuchten Beton am Rand des Bunkers, aber weder Harry noch Kaja merkten die Kälte, die ihnen unter die Haut kroch. »Rotwein in einem Flachmann?«, fragte sie.
    »Mehr hatte Vatterns Barfach nicht zu bieten. War eh nur der Reserveproviant. Männlicher Lieblingsschauspieler?«
    »Du zuerst«, sagte sie und nahm einen größeren Schluck. »Robert de Niro.«
    Sie schnitt eine Grimasse.
»Analyze This?Meet the Fockers?«
    »Nach
Taxi

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