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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Harry.« Hagen bezahlte, nahm seine Waren und marschierte durch die Tür auf die verregnete, windige Gronlandsleiret hinaus, auf der die Menschen mit hochgeschlagenem Kragen und niedergeschlagenem Blick vorbeihasteten.
    »Du verstehst nicht. Bratt hat herausgefunden, dass Lene Galtung vor ein paar Tagen ihr Konto in Zürich geleert hat. Zwei Millionen Euro. Kein schwindelerregender Betrag und definitiv nicht genug, um Leikes Grubenprojekt zu finanzieren. Wohl aber genug, um es durch eine schwierige Phase zu schaffen.«
    »Spekulationen.«
    »Was zum Teufel soll sie denn sonst mit zwei Millionen Euro in bar? Komm schon, Chef, das ist unsere letzte Chance.« Harry machte größere Schritte, um mit seinem Chef mitzuhalten. »Im Kongo findet man keine Menschen, die nicht gefunden werden wollen. Dieses verfluchte Land ist so groß wie Westeuropa und besteht größtenteils aus Urwald, in den noch kein Weißer seinen Fuß gesetzt hat. Sag ja. Leike wird dich sonst in deinen Albträumen heimsuchen, Chef.«
    »Ich habe keine Albträume wie du, Harry.«
    »Hast du den Angehörigen gesagt, wie gut du nachts schläfst?«
    Gunnar Hagen blieb abrupt stehen.
    »Sorry, Chef«, sagte Harry. »Das war unter der Gürtellinie.«
    »Aber wirklich. Und eigentlich verstehe ich gar nicht, warum dir so an meinem Einverständnis gelegen ist, das hat dich doch sonst nie interessiert.«
    »Ich dachte, es wäre ein angenehmes Gefühl für dich, entscheiden zu können, Chef.«
    Hagen sah ihn warnend an. Harry zuckte mit den Schultern. »Überlass das mir, Chef. Anschließend kannst du mich wegen Befehlsverweigerung feuern. Ich nehme alle Schuld auf mich, das ist ganz in Ordnung.«
    »Ist es das?«
    »Ich werde nach dieser Sache ohnehin kündigen.«
    Hagen sah Harry lange an. »Okay«, sagte er. »Hau ab.« Er setzte sich in Bewegung.
    Harry hastete ihm hinterher. »Okay?«
    »Ja, eigentlich war es von Anfang an okay.«
    »Oh? Und warum hast du das dann nicht gleich gesagt?«
    »Ich fand das Gefühl nett, entscheiden zu können.«

TEIL IX

KAPITEL 83
    Das Ende der Welt
    S ie träumte, dass sie vor einer geschlossenen Tür stand, und hörte einen einsamen, kalten Vogelschrei aus dem Wald, der in der warmen Sonne seltsam deplatziert wirkte. Dann öffnete sie die Tür …
    Kaja erwachte mit dem Kopf an Harrys Schulter. Ihre Mundwinkel waren mit Speichel verklebt. Die Stimme des Kapitäns verkündete, dass sie mit dem Landeanflug auf Goma begannen.
    Sie sah aus dem Fenster des Flugzeugs. Im Osten kündigte ein grauer Streifen den kommenden Tag an. Zwölf Stunden zuvor hatten sie Oslo verlassen. In sechs Stunden würde der Flug aus Zürich landen, auf dessen Passagierliste Juliana Verni stand.
    »Ich frage mich, warum Hagen es okay findet, dass wir Lene beschatten?«, fragte Harry.
    »Vermutlich fand er deine Argumente überzeugend«, antwortete Kaja mit einem Gähnen.
    »Hm. Er kam mir ein bisschen zu entspannt vor. Ich glaube, er hat was in der Hinterhand. Etwas, das ihm die Sicherheit gibt, hinterher nicht zur Verantwortung gezogen zu werden.«
    »Vielleicht hat er ja Infos über jemanden im Ministerium, der etwas zu sagen hat.«
    »Hm. Oder über Bellman. Vielleicht weiß er, dass ihr ein Verhältnis hattet. Du und Bellman.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Kaja und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Finsternis vor dem Fenster. »Es ist hier unglaublich dunkel.«
    »Vielleicht ist der Strom ausgefallen«, sagte Harry. »Aber der Flughafen hat bestimmt ein eigenes Aggregat.«
    »Dahinten ist Licht«, sagte sie und deutete auf einen Rotschimmer im Norden der Stadt. »Was ist das?«
    »Der Nyiragongo«, sagte Harry. »Die Lava erhellt den Himmel.«
    »Wirklich?«, fragte sie und drückte ihre Nase an die Scheibe. Harry leerte sein Wasserglas. »Sollen wir den Plan noch einmal durchgehen?« Sie nickte und richtete die Lehne auf.
    »Du bleibst in der Ankunftshalle und überwachst die Ankunftszeiten, damit alles nach Plan läuft. Ich gehe derweil shoppen. Bis ins Zentrum sind es nur fünfzehn Minuten, ich sollte also rechtzeitig wieder da sein, bevor Lene landet. Du folgst ihr, achtest darauf, ob sie abgeholt wird, und bleibst ihr dicht auf den Fersen. Da Lene mich kennt, warte ich draußen in einem Taxi auf euch. Und sollte etwas Unvorhergesehenes eintreten, rufst du mich sofort an, okay?«
    »In Ordnung. Und du bist wirklich sicher, dass sie in Görna übernachten wird?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Es gibt in Görna nur noch zwei

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