Leopard
gutes Auto. Vielleicht schafft er es.«
Harry erkannte den aus den Ruinen ragenden Kirchturm, die der Nyiragongo stehengelassen hatte. Er hielt sich fest, als der Hyundai die schlimmsten Schlaglöcher umfuhr. Mehrmals kreischte der Unterboden gequält auf.
»Warten Sie hier«, sagte Harry. »Ich gehe den Rest zu Fuß. Ich bin gleich wieder da.«
Harry stieg aus und inhalierte grauen Staub und den Geruch von Gewürzen und nach faulem Fisch.
Ein allem Anschein nach betrunkener Mann versuchte Harry mit der Schulter anzurempeln, verpasste ihn aber, taumelte auf die Straße und schrie Harry irgendwelche Flüche hinterher. Zu Harrys Beruhigung entfernte er sich aber immer weiter von ihm. Harry achtete darauf, nicht zu schnell oder zu langsam zu gehen. Als er das einzige Steinhaus erreichte, das zwischen den Läden lag, ging er zur Tür, klopfte fest an und wartete. Drinnen hörte er rasche Schritte. Zu rasch für van Boorst. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und ein halbes schwarzes Gesicht und ein Auge kamen zum Vorschein.
»Van Boorst home?«,
fragte Harry.
»No.«
Der große Goldzahn im Oberkiefer blitzte auf.
»
I want to buy some handguns, Miss van Boorst.
Können Sie mir helfen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Sorry. Goodbye.«
Rasch schob Harry seinen Fuß in den Türspalt. »Ich zahle gut.«
»No guns. Van Boorst not here.«
»Wann ist er wieder zurück, Miss van Boorst?«
»Keine Ahnung. Ich habe jetzt keine Zeit.«
»Ich suche nach einem Mann aus Norwegen. Tony.
Tall. Handsome. You 've seen him around?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Kommt van Boorst heute Abend nach Hause? Es ist wichtig, Miss.«
Sie sah ihn an, musterte ihn. Zögernd, von Kopf bis Fuß. Und noch einmal in umgekehrter Richtung. Ihre weichen Lippen entblößten ihre Zähne.
»You a rich man?«
Harry antwortete nicht. Sie blinzelte schläfrig, und ihre schwarzen Augen glänzten matt. Dann lächelte sie.
»Thirty minutes. Come back then.«
Harry ging zurück zum Auto, setzte sich auf den Beifahrersitz, bat Saul, zum Hotel zu fahren, und rief Kaja an.
»Ich bin in der Ankunftshalle«, sagte sie. »Das Flugzeug scheint pünktlich zu kommen, auf jeden Fall habe ich noch nichts anderes gehört.«
»Ich reserviere uns ein Zimmer im Hotel, bevor ich zurück zu van Boorst fahre und das Notwendige besorge.«
Das Hotel lag im Osten des Zentrums auf dem Weg nach Ruanda. Vor der Rezeption befand sich ein Parkplatz aus Lavaglasur, umrahmt von Bäumen. Ein ungewöhnlicher Anblick in Görna.
»Die sind nach dem letzten Ausbruch gepflanzt worden«, sagte Saul, als hätte er Harrys Gedanken gelesen.
Das Doppelzimmer lag im ersten Stock eines niedrigen Gebäudes ganz unten am See. Der Balkon ragte über das Wasser. Harry rauchte eine Zigarette und betrachtete das Glitzern der Morgensonne auf dem Wasser und der Förderplattform weit draußen. Er sah auf die Uhr und ging zurück zum Parkplatz.
Sauls Verhalten schien sich dem zähfließenden Verkehr anzupassen, in dem sie sich bewegten: Er fuhr langsam, redete langsam und bewegte seine Hände langsam. Er parkte vor der Kirchenmauer, ein gutes Stück von van Boorsts Haus entfernt, schaltete den Motor aus und bat Harry höflich, aber bestimmt um das zweite Drittel der vereinbarten Summe.
»Vertrauen Sie mir nicht?«, fragte Harry und zog eine Augenbraue hoch.
»Ich vertraue auf Ihren aufrichtigen Willen, bezahlen zu wollen«, sagte Saul. »Aber in Görna ist das Geld bei mir sicherer als bei Ihnen, Mister Harry. Das ist bedauerlich, aber es ist so.«
Harry nickte, der Gedanke war nachvollziehbar, er blätterte Saul die restliche Summe hin und fragte ihn, ob er etwas Schweres, Kompaktes in der Größe einer Pistole im Auto hätte, vielleicht eine Taschenlampe. Saul nickte und öffnete das Handschuhfach. Harry nahm die Lampe heraus, steckte sie in die Innentasche seiner Jacke und sah auf die Uhr. Es waren fünfundzwanzig Minuten vergangen.
Er ging schnell über die Straße, ohne sich umzublicken. Trotzdem registrierte er aus den Augenwinkeln die Männer, die ihn mit abschätzenden Blicken beobachteten. Sie kalkulierten seine Größe und sein Gewicht. Die Kraft seiner Schritte. Musterten die Jacke, die leicht schief hing und deren Innentasche sich ausbeulte. Und ließen den Gedanken fallen.
Er ging zur Tür und klopfte an. Die gleichen leichten Schritte.
Die Tür wurde geöffnet. Die Frau sah ihn kurz an, ehe ihr Blick an ihm vorbei auf die Straße wanderte.
»Schnell, komm«, sagte
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