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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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nötig zu sitzen. Der größte Pluspunkt des Raumes war die Aussicht, man konnte über die ganze Stadt schauen, aber Krongli schien sich nicht dafür zu interessieren.
    »Ich habe die Gästebücher der anderen Selbstversorgerhütten in der Gegend überprüft«, fuhr er fort. »Die einzigen Personen, die die Håvasshütte als ihr nächstes Ziel angegeben hatten, waren Charlotte Lolles und Iska Peller. Sie waren in der Nacht zuvor in der Tunvegghütte.«
    »Und über die wissen wir schon Bescheid«, sagte Kaja.
    »Ja. Eigentlich habe ich nur zwei Sachen, die von Interesse sein könnten.«
    »Und die wären?«
    »Ich habe mit einem älteren Ehepaar telefoniert, das in derselben Nacht wie Lolles und Peller in der Tunvegghütte war. Sie haben mir erzählt, dass da abends ein Typ aufgetaucht ist, der nur kurz etwas gegessen und das Hemd gewechselt hat und dann weiter in südwestliche Richtung gezogen ist. Die einzige Hütte in dieser Richtung ist die Håvasshütte.«
    »Und diese Person …«
    »Sie haben ihn kaum gesehen. Er hat auf sie aber den Eindruck gemacht, als wolle er nicht erkannt werden. Hat angeblich we der die Mütze noch die altmodische Slalombrille abgenommen, nicht einmal beim Hemdwechseln. Die Frau vermutete irgendeine schwere Entstellung durch einen Unfall oder so was.«
    »Warum?«
    »Sie weiß nur noch, dass sie das gedacht hat, aber nicht mehr, warum. Wie dem auch sei, er könnte durchaus die Richtung gewechselt haben, sobald er außer Sichtweite war, und dann doch zu einer anderen Hütte gelaufen sein.«
    »Natürlich«, sagte Kaja und blickte auf die Uhr.
    »Gab es übrigens Rückmeldungen auf den Aufruf, sich bei der Polizei zu melden?«
    »Nein«, sagte Kaja.
    »Sie sehen aus, als würden Sie ja meinen.«
    Kaja hob kurz den Blick und sah Aslak Krongli in die Augen, der abwehrend die Hände hob. »Dummer Bauer in der Stadt! Tut mir leid, das geht mich wirklich nichts an.«
    »Schon in Ordnung«, sagte Kaja.
    Sie starrten beide in ihre Tassen.
    »Sie sprachen von zwei Dingen, die interessant sein könnten«, sagte Kaja. »Was ist das zweite?«
    »Ich weiß, dass ich es wahrscheinlich bereuen werde«, sagte Krongli. Das stumme Lachen war wieder in seinen Augen. Kaja begriff im selben Augenblick, welche Richtung das Gespräch nehmen würde, und gab ihm recht; er würde es bereuen.
    »Ich wohne heute Nacht im Plaza. Hätten Sie nicht Lust, dort heute Abend mit mir zu essen?«
    Seinem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, wie leicht ihr eigener zu lesen war.
    »Ich kenne sonst niemanden in der Stadt«, sagte er und verzog den Mund zu einer Grimasse, die vielleicht ein entwaffnendes Lächeln sein sollte. »Abgesehen von meiner Ex natürlich, aber die traue ich mich nicht anzurufen.«
    »Das wäre sicher nett …«, begann Kaja und machte eine Pause. Konjunktiv. Sie sah, dass Aslak Krongli seine Worte bereits bereute.
    »… aber heute Abend habe ich keine Zeit.«
    »Völlig in Ordnung, war ja auch ein bisschen kurzfristig«, er widerte Krongli lächelnd und fuhr sich mit den Fingern durch die wilden Locken. »Und morgen?«
    »Ich … äh, hab zurzeit ziemlich viel um die Ohren, Aslak.«
    Der Polizist nickte vor sich hin. »Klar, klar. Sie haben zu tun. Der, der bei Ihnen war, als ich gekommen bin, ist das der Grund?«
    »Nein, der ist nicht mein Chef.«
    »Ich dachte nicht an Chefs.«
    »Oh?«
    »In Ustaoset haben Sie gesagt, Sie hätten sich in einen Polizisten verliebt. Und eben hatte ich das Gefühl, dass es ihm ganz leichtfiel, Sie zu überreden. Leichter als mir auf jeden Fall.«
    »Nein, nein, sind Sie verrückt, er doch nicht! Ich … ich hatte an dem Abend wohl ein bisschen zu viel getrunken.« Kaja hörte ihr eigenes albernes Lachen und spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg.
    »Ja, ja«, sagte Krongli und trank seinen Kaffee aus. »Dann werde ich mich mal hinaus in die große, kalte Stadt begeben. Es gibt sicher Museen, die man sich anschauen sollte, und Bars, die einen Besuch wert sind.«
    »Ja, nutzen Sie die Gelegenheit.«
    Er zog seine Augenbrauen hoch, und seine Augen weinten und lachten gleichermaßen. Wie Evens Augen in seinen letzten Tagen.
    Kaja begleitete ihn nach unten. Als er ihr die Hand gab, rutschte es über ihre Lippen:
    »Rufen Sie mich an, wenn es zu einsam wird, vielleicht kann ich ja doch kurz kommen.«
    Sie deutete sein Lächeln als Dank für diese Chance, ihr Angebot auszuschlagen oder es wenigstens nicht zu nutzen.
    Als Kaja mit dem Aufzug wieder nach oben in die

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