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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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wiedergeboren zu werden.«
    »The Player« , sagte Harry.
    »Gosford Park« , entgegnete Altman.
    »Short Cuts.«
    »Ah, ein Meisterwerk.«
    »Gut, aber überschätzt. Zu viele Erzählstränge, die die Handlung unnötig kompliziert machen.«
    »Das Leben ist kompliziert. Genau wie die Menschen. Schauen Sie ihn sich noch einmal an, Harry.«
    »Hm.«
    »Wie läuft’s denn? Haben Sie beim Marit-Olsen-Fall Fortschritte gemacht?«
    »Fortschritte?«, erwiderte Harry. »Der Typ, der das getan hat, wurde heute festgenommen.«
    »Uih, da verstehe ich, dass Sie feiern.« Altman legte das Kinn auf die Brust und sah Harry über den Rand seiner Brille hinweg an. »Ich gestehe gerne, dass ich die Hoffnung habe, meinen potentiellen Enkeln erzählen zu können, dass es meine Hinweise zu Ketanomin waren, die den Fall gelöst haben.«
    »Das dürfen Sie, aber letztlich hat ihn ein Anruf bei einem der Opfer überführt.«
    »Der Arme.«
    »Wer ist hier arm?«
    »Alle, nehme ich an. Warum eilt es so, warum wollen Sie Ihren Vater ausgerechnet heute Nacht noch sehen?«
    Harry hielt die Hand vor den Mund und rülpste lautlos.
    »Es gibt immer einen Grund«, sagte er. »Egal wie besoffen Sie sind. Auf der anderen Seite geht mich dieser Grund natürlich nichts an, ich sollte das Ganze also vielleicht auf sich beruhen …«
    »Sind Sie jemals um Sterbehilfe gebeten worden?«
    Altman zuckte mit den Schultern. »Ein paarmal. Als Anästhesiepfleger bin ich da natürlich prädestiniert. Warum?«
    »Mein Vater hat mich darum gebeten.«
    Altman nickte langsam. »Damit erlegt man einem anderen Menschen eine schwere Bürde auf. Sind Sie deshalb jetzt gekommen? Um es hinter sich zu bringen?«
    Harrys Blick hatte bereits den Raum nach etwas Alkoho lischem abgesucht. Jetzt machte er erneut die Runde. »Ich wollte um Verzeihung bitten. Weil ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen kann.«
    »Dafür brauchen Sie keine Vergebung. Man kann von niemandem verlangen, dass er einem aus dem Leben hilft, ganz sicher nicht von seinem eigenen Sohn.«
    Harry legte den Kopf in die Hände. Er fühlte sich hart und schwer wie eine Bowlingkugel an.
    »Ich habe das schon einmal getan«, sagte er.
    Altmans Stimme klang eher verwundert als schockiert: »Sterbehilfe geleistet?«
    »Nein«, antwortete Harry. »Sie verwehrt. Meinem ärgsten Feind. Er hat eine unheilbare, tödliche und äußerst schmerzhafte Krankheit. Er wird langsam von seiner eigenen Haut erstickt.«
    »Sklerodermie«, sagte Altman.
    »Als ich ihn gefasst habe, hat er es darauf angelegt, dass ich ihn erschieße. Wir waren allein oben im Turm, nur er und ich. Er hatte eine unbekannte Anzahl Menschen getötet und mir und Menschen, die ich liebe, Verletzungen zugefügt. Bleibende Verletzungen. Ich habe mit dem Revolver auf ihn gezielt. Nur wir zwei waren da. Notwehr. Ich hätte ihn ohne jedes Risiko erschießen können.«
    »Sie wollten aber lieber, dass er leidet«, sagte Altman. »Der Tod wäre ein zu leichter Ausweg gewesen.«
    »Ja.«
    »Und jetzt glauben Sie, Ihrem Vater das Gleiche zuzufügen, indem Sie ihn lieber leiden als sterben lassen.«
    Harry rieb sich den Nacken. »Mir geht es nicht um Prinzipien wie die Unantastbarkeit des Lebens oder diesen Bullshit. Es ist blanke Schwäche. Feigheit. Verdammt, Sie haben nicht zufällig etwas zu trinken hier, Altman?«
    Sigurd Altman schüttelte den Kopf. Harry war sich nicht sicher, ob das die Antwort auf seine Frage war oder die Reaktion auf das, was er davor gesagt hatte. Vielleicht beides.
    »Sie können Ihre eigenen Gefühle nicht einfach so abwerten, Harry. Man setzt sich nicht so leicht über Werte wie Gut und Böse, die für Sie wie für uns alle gelten, hinweg. Ihrem Intellekt fehlen vielleicht die Argumente für diese Werte, aber trotzdem sind sie tief in Ihrem Innern verankert. Falsch und Richtig. Vielleicht wurde es Ihnen in der Kindheit von den Eltern vermittelt, vielleicht in Gestalt eines moralischen Märchens von der Großmutter vorgelesen, oder Sie haben in der Schule etwas erlebt, das sie als ungerecht empfunden und in Ihrem Inneren abgespeichert haben. Es ist die Summe all dieser fast vergessenen Sachen, die zählt.« Altman beugte sich vor. » Tief in Ihrem Innern verankert ist im Übrigen eine treffende Bezeichnung, denn das bedeutet, dass Sie den Anker vielleicht gar nicht mehr sehen und trotzdem nicht vom Fleck kommen. Er hält Sie an Ihrem Platz im Leben fest, das ist Ihr Zuhause. Versuchen Sie das zu akzeptieren, Harry. Akzeptieren Sie

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