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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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übernehmen.«
    Harry sah einen braunen Ring am Boden der Jim-Beam- Flasche auf dem Wohnzimmertisch, widerstand aber der Ver suchung, sie einfach an den Mund zu setzen.
    »Wir mussten Tony Leike freilassen. Er hat für mindestens zwei Morde ein wasserdichtes Alibi. Das Einzige, was wir gegen ihn in der Hand haben, ist ein Anruf bei einem der Mordopfer. Wir waren vielleicht einen Tick zu offensiv gegenüber der Presse. Leike und sein zukünftiger Schwiegervater könnten uns ziemlich Feuer unterm Arsch machen. Heute Abend müssen wir eine Pressemitteilung herausgeben. Und in dieser Pressemitteilung wird stehen, dass die Festnahme auf der Grundlage des Haftbefehls durchgeführt wurde, den Sie, der umstrittene Harry Hole, der armen, taufrischen Polizeijuristin aus dem Polizeipräsidium auf manipulative Art und Weise abgeschwatzt haben. Dass Sie dies im Alleingang durchgezogen haben und die ganze Verantwortung übernehmen. Das Kriminalamt war mit der Angelegenheit nur peripher befasst, es hat nach der Festnahme Unrat gewittert und sich eingeschaltet, um im Gespräch mit Leike klarzustellen, wie die Fakten liegen. Und ihn daraufhin mit un mittelbarer Wirkung freigelassen. Sie unterschreiben diese Pressemitteilung und äußern sich nie wieder zu diesem Fall, mit keinem Wort. Verstanden?«
    Harry schätzte den Rest in der Flasche erneut ab. »Hm. Harter Tobak. Glauben Sie, die Presse schluckt die Geschichte, nachdem Sie kurz zuvor in Siegerpose die Lorbeeren für die Festnahme einkassiert haben?«
    »Ich habe die Verantwortung übernommen, wird es in der Pressemitteilung heißen. Ich habe in meiner Verantwortung als Ermittlungsleiter entschieden, die Festnahme vor der Öffentlichkeit zu vertreten, obgleich wir bereits ahnten, dass einer unserer Polizisten einen Fehler gemacht hatte. Aber als Harry Hole später darauf bestand, aus dem Schatten zu treten, habe ich ihn gelassen, da er ja ein erfahrener Hauptkommissar ist und nicht einmal fürs Kriminalamt arbeitet.«
    »Und ich soll das machen, weil ich, wenn ich nicht unterschreibe, wegen Drogenschmuggels und -besitzes angezeigt werde.«
    Bellman legte die Fingerspitzen aneinander und kippelte mit dem Sessel.
    »Korrekt. Aber noch wichtiger für Ihre Motivation ist vielleicht die Tatsache, dass ich Sie auf der Stelle in Untersuchungshaft nehmen könnte. Bedauerlich, da ich doch weiß, wie gerne Sie bei Ihrem Vater im Krankenhaus wären, der, wie ich gehört habe, nicht mehr lange zu leben hat. Wirklich traurig.«
    Harry lehnte sich im Sofa zurück. Er wusste, dass er wütend sein sollte. Dass der alte – der jüngere – Harry genau so reagiert hätte. Aber der Harry hier und jetzt zog es vor, sich in seinem nach Erbrochenem und Schweiß stinkenden Sofa zu vergraben, die Augen zu schließen und zu hoffen, dass sie endlich gingen, sich verzogen, Bellman, Kaja und die Schatten vor dem Fenster. Trotzdem fuhr sein Hirn gegen seinen Willen mit den automatischen, angelernten Überlegungen fort.
    »Mal ganz unabhängig von mir«, hörte er sich selbst sagen, »wieso sollte Leike diese Version unterstützen? Es waren schließlich Leute vom Kriminalamt, die ihn verhaftet und verhört ha ben.«
    Harry kannte die Antwort bereits, ehe Bellman sie aussprach.
    »Weil Leike genau weiß, dass an jedem, der einmal verhaftet worden ist, ein Schatten des Verdachts hängenbleibt. Für jeman den wie ihn, der gerade jetzt versucht, das Vertrauen von Investoren zu gewinnen, ist das natürlich besonders unan genehm. Die beste Möglichkeit, diesen Schatten loszuwerden, ist es, sich der Version anzuschließen, die besagt, dass die Festnahme die Tat einer verirrten Kanonenkugel war, eines unseriösen Elementes in den Reihen der Polizei, der im Alleingang Amok gelaufen ist. Einverstanden?«
    Harry nickte.
    »Außerdem geht es um die Behörde …«, begann Bellman.
    »Ich schütze die gesamte Polizei, indem ich die ganze Schuld auf mich nehme«, sagte Harry.
    Bellman grinste. »Ich wusste doch, dass Sie ein relativ intelligenter Mann sind, Hole. Heißt das, dass wir zu einer Einigung gekommen sind?«
    Harry dachte nach. Wenn Bellman ging, konnte er herausfinden, ob wirklich noch ein paar Tropfen Whiskey in der Flasche waren. Er nickte.
    »Hier ist die Pressemitteilung. Ich will Ihren Namen dort unten.«
    Bellman schob ein Blatt Papier, auf dem ein Stift lag, über den Tisch. Es war zu dunkel zum Lesen. Aber das spielte keine Rolle. Harry unterschrieb.
    »Gut«, sagte Bellman, nahm das Blatt und erhob

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